24 Stunden rufbereit
18.09.2018Man kennt, grüßt und unterhält sich. Doch was macht der Kollege aus der anderen Abteilung eigentlich den ganzen Tag? Das ändert sich nun: Einmal im Monat stellen wir hier die Arbeit einer Abteilung der Zentralverwaltung vor.
Heinzelmännchen sind bekanntlich jene kleinen Männer, die nachts kommen und die Aufgaben erledigen, während alle Menschen schlafen. Am nächsten Morgen sind die Menschen dann überrascht, dass ihre Arbeit bereits erledigt ist.
Auch an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) gibt es solche Heinzelmänner und -frauen, deren Arbeit selten wahrgenommen wird, weil sie meist im Hintergrund abläuft. Die meisten von ihnen arbeiten jedoch nicht nachts, sondern tagsüber, wie die Mehrheit der Beschäftigten: Der Technische Betrieb – oder wie es eigentlich heißt: das Servicezentrum Technischer Betrieb.
Trotzdem gehören die Beschäftigten der Abteilung 6 der Zentralverwaltung zu den Frühaufstehern: „40 bis 50 Prozent meiner Leute kommen schon um 6 Uhr“, sagt Joachim Wagner, Leiter des Servicezentrums. Das habe einen ganz einfachen Grund: „Eine Glühbirne zu wechseln ist zum Beispiel später, wenn der Hochschulbetrieb losgeht, kaum noch möglich.“ Die Führungskräfte fangen alle versetzt an, „damit immer jemand da ist.“ Für Joachim Wagner ist der Kontakt zu seinen Mitarbeitenden sehr wichtig: „Ich gehe morgens einmal durchs ganze Haus und begrüße jeden persönlich. Darauf lege ich Wert.“ Ständiger Austausch erspare viele Teambesprechungen, sagt er.
Entstanden ist der Technische Betrieb, als die ersten Bereiche der JMU in den 1960er Jahren ans Hubland verlagert wurden. „Später wurden wir dann umbenannt in Servicezentrum Technischer Betrieb. Da steckt natürlich der Servicegedanke dahinter“, erklärt Wagner. Und tatsächlich sind die meisten Schnittstellen mit anderen Beschäftigten der JMU dann, wenn etwas nicht geht; klassischer Service, zum Beispiel, wenn jemand im Aufzug stecken bleibt, wenn Strom ausfällt oder die Heizung nicht geht. Für solche Störmeldungen gibt es die 24-Stunden-Hotline. „Einen Tag ohne Störungen gibt es nicht“, sagt Stefan Eckert, Meister im Bereich Maschinentechnik, Ver- und Entsorgung.
Geld sparen, wenn andere nicht arbeiten
Der zuständige Mitarbeiter für die Störungen kann von seinem Arbeitsplatz am Hubland Süd „die ganze Uni komplett fernsteuern“, sagt Eckert. Dieser sehe auf dem Heizungskreislauf auf seinem Bildschirm sogar, ob das Ventil einer Heizung am Sanderring aufgedreht sei. „Wir könnten bei den Kollegen jetzt auf 40 Grad einheizen“, fügt er hinzu.
Das machen sie natürlich nicht, denn sie beschäftigen sich immer wieder mit der Frage: Wo können wir Energie sparen? Die Uni verbraucht monatlich Strom im Wert von knapp 500.000 Euro. Sparen ist möglich, schon mit Kleinigkeiten. „Wenn jeder Nutzer in den Pausen seinen Bildschirm ausmacht, spart das schon Strom“, sagt Wagner. Und deshalb gibt es beispielsweise seit vielen Jahren die Schließtage zwischen Weihnachten und Neujahr. „Da fahren wir die Heizung nur herunter. Aber dadurch, dass der Nutzer nicht am Platz ist, sparen wir schon 10.000 Euro“, erklärt der Abteilungsleiter.
Zuständig ist der Technische Betrieb für das Technische und das Infrastrukturelle Gebäudemanagement. Begriffe, die einer Erklärung bedürfen: Unter dem Technischen Gebäudemanagement versteht man das Betreiben eines Gebäudes und dessen Anlagen, Sanierungen, Umbauten und ebenso das Energiemanagement. „Ich werde es nie erleben, dass das Gelände keine Baustelle hat“, sagt Wagner. Ständig gebe es Umbauten, Neubauten oder Modernisierungen.
Oft Rücksprache nötig
Die großen Heizungs- und Belüftungsanlagen gehören genauso in den Bereich des Technischen Gebäudemanagements. Die JMU produziert ihre eigene Fernwärme, die sie vom Hubland Süd im Uni-Heizkreislauf verteilt. Gerade an den Heizungen der Uni kann man den „Quantensprung der Technik“ sehen. „Wir haben hier Heizungen aus dem Jahr 1965, aber auch aus 2018. Je älter die Heizung ist, desto störanfälliger ist sie“, erklärt Wagner.
Und so kann es sein, dass Wagner oder einer seiner Leute nachts aus dem Schlaf geklingelt wird. Denn jede Woche wechselt die Rufbereitschaft. „Wenn irgendwo ein Leck oder Stromausfall ist, bekommen wir automatisch vom System eine Meldung darüber und müssen entscheiden, ob wir handeln müssen und wann“, sagt er. Denn manche Reparaturen können während des laufenden Betriebs gar nicht erledigt werden.
Manchmal ist aber erst noch eine Rücksprache mit anderen Personen notwendig, wie Wagner erzählt. Besonders schwierig, wenn es schnell gehen muss, wie bei einem Leck in einem Rohr. Doch auch wenn ein Kühlschrank in einem Institut ausfällt, ist Rücksprache nötig. Es kann sein, dass der Kühlschrank die Forschung von Jahren enthält. „Aber ich kann die Sachen nicht einfach in einen anderen Kühlschrank räumen, vielleicht gehen sie kaputt, wenn ich sie anfasse, oder aber es sind radioaktive Sachen“, sagt der Leiter des Servicezentrums. Durchschnittlich gebe es vier bis fünf Anrufe pro Woche. Das variiere jedoch stark, von null bis 100 Anrufen sei alles möglich.
Doch die Arbeit von Wagner und seinem Team beginnt schon weit bevor ein Haus von der Uni bezogen wurde. „Wir werden schon von Anfang an vom Staatlichen Bauamt – das ist sozusagen das Ingenieurbüro – ins Boot geholt“, sagt Wagner. „Wir können unsere Erfahrung aus anderen Häusern in den Neubau einfließen lassen.“ Wenn das Haus steht und alles stimmt, übergibt das Bauamt das neue Gebäude dem Kanzler. „Und der Kanzler übergibt es uns.“
Zweimal durch die ganze Uni
Zum Infrastrukturellen Gebäudemanagement gehört all jenes wie Gärtner- und Hausmeisterdienste, etwa die Schließanlagen. Ebenso gehören Winterdienste oder die Ver- und Entsorgung dazu. So kümmert sich der Technische Betrieb auch um die uniweite Müllentsorgung und um den uniinternen Postdienst. „Der Kollege fährt an seinem Arbeitstag zweimal durch die ganze Uni, sammelt die Post ein und verteilt sie entweder intern an die Poststellen oder an die Deutsche Post.
Auch der Wachschutz gehört zum Infrastrukturellen Gebäudemanagement. Dieser ist dann doch näher an den Heinzelmännern dran. Denn er arbeitet tatsächlich nachts. Derzeit sind zwei Mitarbeitende im Wechsel für die Sicherheit auf dem Hubland Campus verantwortlich. Kaum zu glauben: „Insgesamt läuft ein Wachmann pro Nacht 40 Kilometer“, sagt Wagner. Wie all diese Aufgaben abzulaufen haben, regeln DIN-Normen. „Das ist sozusagen meine Bibel“, sagt Wagner. Diese Normen setzen täglich insgesamt 70 Mitarbeitende in vier Referaten um.
Mehr Studierende, mehr Arbeit
Steigende Studierendenzahlen bedeuten für das Servicezentrum mehr Arbeit. „5.000 Studenten mehr, heißt zugleich auch 5.000 Mal mehr Müll und mehr verstopfte Toiletten“, erklärt der Abteilungsleiter. Das müsse der Technische Betrieb beseitigen und dadurch werde Personal gebunden. Aufgaben vergibt Wagner deshalb vermehrt an Externe. So mähen beispielsweise die Mainfränkischen Werkstätten inzwischen die Wiesen am Hubland. Und die Umzugshilfe erledigen meist Fremdfirmen. Doch auch für die Auslagerung fällt Arbeit an. „Irgendjemand muss das alles koordinieren“, sagt Wagner.
Zum Glück sind die Männer und Frauen vom Technischen Betrieb dann aber doch keine richtigen Heinzelmänner und –frauen, denn diese würden ihren Dienst einstellen, sobald sie jemand gesehen hat. Und das wäre fatal für die ganze JMU: Denn wer kann schon arbeiten ohne Strom, Heizung oder Schlüssel? Vermutlich aber sind die Kollegen vom Technischen Betrieb sogar noch engagierter und begeisterter dabei, wenn sie und ihre Arbeit gesehen werden.
Kontakt
Joachim Wagner, Abteilung 6: Servicezentrum Technischer Betrieb, T.: +49 931 31-85201, techbetr@uni-wuerzburg.de
Zentrale Störungstelle, T.: +49 931 31-84444
Webseite des Servicezentrum Technischer Betrieb