Allen Kindern eine gute Zukunft
25.07.2023220 Lehramtsabsolventinnen und -absolventen der Uni Würzburg haben jetzt das Ende der ersten Etappe ihrer Laufbahn gefeiert. Ausgerichtet wurde die Akademische Abschlussfeier von der Professional School of Education (PSE).
In der Schule lernen Kinder nicht nur, eine Zahl ins Quadrat zu erheben und richtig zu schreiben. Schule bildet die Persönlichkeit. Darum ist Schule so wichtig. Und darum sind Lehrer so wichtig. Dass das Interesse am Lehrerberuf bei jungen Menschen nach wie vor groß ist, zeigte sich jetzt im Zuse-Hörsaal. 220 Studienabsolventen feierten dort das erfolgreiche Ende der ersten Etappe ihrer Laufbahn.
Schule ist mehr als das Vermitteln von Wissen
Schule ist heutzutage mehr als das Vermitteln konkreter Wissensinhalte: Das bestätigt Katharina Albrecht, beste Absolventin unter allen angehenden Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern. „Eine der wichtigsten Aufgaben von Schule ist es, Kinder dabei zu unterstützen, selbstständig einen Platz in unserer demokratischen Gesellschaft zu finden“, sagt die 27-Jährige, die Grundschullehramt mit dem Hauptfach Sozialkunde studierte. Das soziale Miteinander solle im Vordergrund stehen. Dabei gehe es um wesentliche Fragen: „Wie gehe ich mit anderen um, wie kommuniziere ich meine Bedürfnisse und was bedeutet Fairness?“
Im Fach Soziologie lernte Katharina Albrecht während ihres Studiums, Schule kritisch zu betrachten. Zu erfahren, wie ungerecht das Schulsystem immer noch ist, habe sie „frustriert“, gibt die angehende Lehrerin zu: „Gerade in Deutschland sind die schulischen Leistungen stark abhängig von der sozioökonomischen Lage des Elternhauses.“ Die Schule müsse sich unbedingt weiterentwickeln, um allen Kindern eine gerechte Zukunft zu bieten.
Schule soll auch ökologisch bilden
Schule soll allerdings nicht nur sozial, sondern auch ökologisch bilden, findet Sarah Plewan. Die 25-Jährige, die ihr pädagogisch-didaktisches Praktikum an der Realschule in Dettelbach absolvierte, ist heuer beste Absolventin unter allen angehenden Realschullehrerinnen und Realschullehrern. Neben Englisch studierte Sarah Plewan Geographie, weil sie Bildung für Nachhaltige Entwicklung für sehr wichtig hält.
Das Studium erlebte Sarah Plewan aufgrund der Corona-Krise phasenweise als schwierig. In den ersten Semestern hatte sie sich noch während der Klausurenphasen mit Kommilitonen austauschen können. Damit war 2020 Schluss: „Während des Lockdowns spielte sich das Uni-Leben, aber auch der Alltag in den gleichen vier Wänden ab.“ Doch es gab auch höchst inspirierende Phasen: „Vor allem mein Praktikum an der Realschule in Dettelbach.“ Ihr Betreuungslehrer habe ihr vollstes Vertrauen geschenkt: „Ich durfte in seiner Klasse eine mehrtägige Unterrichtseinheit durchführen.“
Positive Rückmeldungen von den Eltern
Lehrerin zu sein, ist beglückend: Das bestätigt Yvonne Martel, die derzeit an der Realschule in Haßfurt ihr Referendariat ableistet. Während der Akademischen Abschlussfeier gab die aus dem Allgäu stammende 30-Jährige ein wenig Einblick in die zweite Phase der Lehrerausbildung. Dem Referendariat sehen viele Absolventen des ersten Staatsexamens mit Respekt entgegen. Das „Ref“ kostet in der Tat viel Zeit. Und es kostet Kraft. Wenn Lehrproben anstehen, müsse man schon mal „die Zähne zusammenbeißen“, bestätigt Yvonne Martel.
Andererseits habe sie in Haßfurt eine Unmenge an positiven Erfahrungen sammeln dürfen. „Mit das Schönste ist für mich das Vertrauen, das mir die Schüler und Schülerinnen schenken“, sagt sie. Überhaupt erhalte sie viel positives Feedback. Zum einen von den Schülerinnen und Schülern. Aber auch von Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern: „Letztes Jahr an Weihnachten erhielt ich Karten, auf denen zum Beispiel stand: ‚Toll, was Sie machen, das ist sehr wichtig!‘“
Schule ist von unglaublicher Komplexität
Yvonne Martel ist heute sehr glücklich mit ihrem Beruf, obwohl sie ursprünglich etwas anderes machen wollte: „Mit 18 Jahren war mein großer Wunsch, Medizin zu studieren, doch das hatte nicht geklappt.“ Über Umwege habe sie nun genau das gefunden, was hundertprozentig zu ihr passe. Yvonne Martel unterrichtet in fast allen Realschulklassen: „Und ich bin in allen Klassen gern.“
Eine große Herausforderung sei, dass der Mikrokosmos „Schule“ von unglaublicher Komplexität ist: „Es gibt so viele Sachen, an die man gleichzeitig denken muss, von daher arbeite ich im Augenblick mit drei To-do-Listen parallel.“ Eine junge Lehrerin könne unmöglich schon den Blick für alles haben, beruhigen sie ihre Kolleginnen und Kollegen an der Haßfurter Realschule. Bis man Routine in allem hat, dauere es fünf Jahre.
Bundesfreiwilligendienst animiert zum Lehramtsstudium
Das, was Yvonne Martel inzwischen fast hinter sich hat, hat Lea Höfer, beste Absolventin unter allen angehenden Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen, noch vor sich. Wobei die 25-Jährige wahrscheinlich noch nicht sofort ins Referendariat einsteigen wird. Das liegt daran, dass sich Lea Höfer aufgrund ihrer Erfahrungen der vergangenen Jahre im Augenblick vor allem politisch engagiert: Die Sonderpädagogin gründete vor kurzem eine bayernweite Inklusionsinitiative mit.
Auf die Idee, Sonderpädagogik auf Lehramt zu studieren, kam sie durch ihren Bundesfreiwilligendienst. Den leistete sie im Förderzentrum „Schule am Dachsberg“ des Blindeninstituts in Rückersdorf ab. „Es war das erste Mal, dass ich in Kontakt gekommen bin mit Menschen mit einer Behinderung“, berichtet die junge Frau. Beim tieferen Nachdenken frappierte sie diese Tatsache: „Ich habe mich selbst gefragt, wie es sein kann, dass ich mit 18 Jahren noch niemals mit diesen Menschen zu tun gehabt hatte.“
Mehr Inklusion an den Schulen
Lea Höfer entdeckte, dass dies am Schulsystem liegt: „Das ist so aufgebaut, dass man nebeneinanderher lebt.“ Die junge Frau hat nun fest vor, einen Beitrag dazu zu leisten, dass dies bald der Vergangenheit angehört. Menschen mit Behinderung, sagt sie, haben das Menschenrecht auf eine qualitativ hochwertige Bildung, die ihren ureigenen Bedürfnissen entspricht. Und zwar in einem inklusiven Bildungssystem.
„Ich bin überzeugt, dass wir Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen etwas ändern können“, betont Lea Höfer. Ihr ganzer Ehrgeiz liegt darin, das mit Leben zu erfüllen, was sie in punkto Inklusion in ihrem Studium gelernt hat. Ihr großer Wunsch wäre, dass in Zukunft alle Kinder in all ihrer Vielfalt von Lehrer-Tandems bestehend aus Regelschullehrern und Sonderpädagogen individuell unterrichtet werden. Dafür wolle sie sich einsetzen. Entweder als Sonderschullehrerin. Oder als Forscherin an der Universität: „Ich könnte mir vorstellen, zu diesem Thema zu promovieren.“