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  • Blick auf das Gebäude der Neuen Universität am Sanderring im Schnee.

Von Würzburg in die Welt

02.07.2024

Immer noch gibt es in den MINT-Fächern mehr Männer als Frauen – trotz jahrelanger intensiver Bemühungen, das zu ändern. JMU-Alumna Susanne Knotzer sagt, warum das so ist.

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Susanne Knotzer im Interview mit einem Fernsehsender. Ihre Netzwerkarbeit besteht zu einem Gutteil aus Öffentlichkeitsarbeit für die bayerischen MINT-Regionen. (Bild: Initiative junge Forscherinnen und Forscher e.V.)

Was arbeiten Absolventinnen und Absolventen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU)? Um Studierenden verschiedene Perspektiven vorzustellen, befragt Michaela Thiel regelmäßig ausgewählte Ehemalige. Sie ist Geschäftsführerin des zentralen Alumni-Netzwerks „Uni Wü Community".

Diesmal hat Susanne Knotzer ihre Fragen beantwortet. Sie hat in Würzburg und Hannover Geographie mit den Nebenfächern Betriebswirtschaftslehre und Raumplanung studiert. Ihr Berufsweg führte sie über das Standortmarketing für die Region Mainfranken zur Initiative Junge Forscherinnen und Forscher e.V. (IJF), die in ganz Bayern aktiv ist. Ziel der IJF ist es, die außerschulischen MINT-Angebote für Schülerinnen und Schüler in Bayern stärker zu vernetzen und sichtbar zu machen. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Frau Knotzer, woran liegt es, dass es immer noch mehr Jungs als Mädchen in MINT-Fächern gibt?

Wir sind überzeugt, dass Mädchen und Jungen sich gleichermaßen für MINT interessieren. Jedoch zeigen Forschungen wie zum Beispiel von Professorin Heidrun Stöger von der Universität Regensburg, dass der Einfluss der Familie und der Freunde und sogar der Freunde von Freunden in persönliche Entscheidungen mit hineinwirken. Wenn da zu viele Klischees und alte Rollenbilder gelebt werden, braucht es etwas mehr Mut und vor allem die Möglichkeit, mit MINT in Kontakt zu kommen. Da kommt die IJF mit ihren bedarfsorientierten Angeboten ins Spiel, die eben solche genderspezifischen Berufswahlklischees aufbrechen können.

Was würden Sie Eltern raten, die ihre Kinder für MINT-Fächer begeistern möchten?

Das ist eine Frage, auf die wir in der MINT-Koordinierungsstelle für Bayern seit kurzem tatsächlich eine einfache Antwort haben: Eltern sollen unsere Entdeckerkarte nutzen. Unter www-mint-bayern.de machen wir sukzessive alle außerschulischen MINT-Anbieter Bayerns sichtbar, so dass nach Themen oder Wohnort gefiltert werden kann. Gleichzeitig bündeln wir hier alle Portale, die MINT-Praktikumsplätze bieten, Wissenswertes für Lehrkräfte und vieles mehr. Liebe Eltern, lasst eure Kinder ausprobieren, tüfteln, Spaß haben und dabei die eigenen Stärken entdecken! Da gibt es Technikkurse, Schülerlabore, Kinderunis, MINT-Museen, Forschermessen, Science Center, außerschulische Lernorte, die pädagogisch begleitet werden, und sogar einschlägige Spiele oder Bausätze. Gehen Sie spannenden Fragen aus dem Alltag gemeinsam mit ihren Kindern auf den Grund und begeistern Sie sie ganz nebenbei für MINT!

Was lieben Sie besonders an ihrem Job?

In der MINT-Welt existiert ein hohes Engagement und ein starker Wille, die Zukunft für und mit den jüngeren Generationen positiv zu gestalten. Auch ist MINT ja keine Branche im eigentlichen Sinn, so dass ich mit sehr unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren in die Vernetzung gehe. In allen Bereichen gibt es spannende Ansätze, wichtige Aspekte und wertvolles Wissen, wie jungen Menschen Zukunftskompetenzen vermittelt werden und wie wir gemeinsam alle voneinander lernen können. Nicht zuletzt mag ich die Arbeit mit Menschen, den Impact, den gemeinsames Handeln im Positiven für eine Gesellschaft bedeutet.

Was hat Ihnen an Ihrem Studium besonders gut gefallen?

Im Geographiestudium kommt man frühzeitig mit der Berufswelt in Kontakt. Das schärft den Blick für das, was man später selbst gerne tun möchte. Exkursionen der physischen Geographie bringen Studierende mit der Natur und den Naturwissenschaften bzw. der Forschung in Verbindung. Wogegen Exkursionen in Betriebe das Verständnis für die Wirtschaft und ihre Zusammenhänge in den Fokus setzen. Aber auch der Kontakt zu Mitstudierenden, die sich für Lehramt im Fach Geographie entschieden haben, zeigt die ganze Bandbreite der Möglichkeiten. Was ich damals nicht bewusst wahrgenommen habe: Ich habe mich während des gesamten Studiums auch mit MINT-Themen beschäftigt. Ob Klimakrise, Mobilitätswende oder Digitalisierung: das waren alles Themen im Studium. Heute sehe ich, dass MINT-Bildung die Basis dafür ist, die Herausforderungen der heutigen Zeit selbstbestimmt meistern zu können.

Was können Sie aus Ihrem Studium für Ihren Beruf nutzen?

Tatsächlich kann ich einiges aus meinem Studium für den Beruf nutzen. Allerdings handelt es sich dabei weniger um einzelne konkrete Formeln oder Fakten. Es ist eher die Haltung zum Wissenserwerb, Kompetenzen im Umgang mit Wissensvermittlung und Vernetzung. Und natürlich das Verständnis für räumliche Zusammenhänge, Strukturen und Dynamiken. Gerade bei MINT geht es um Schlüsselkompetenzen für die Arbeitswelt von morgen, dazu gehören auch Kommunikationsfähigkeit, das Übertragen von Wissen in andere Bereiche sowie lösungsorientiertes Denken. Ich wende also täglich die Methoden an, die ich während des Studiums erworben habe.

Wie sah Ihr Weg in die Berufswelt aus?

Das war tatsächlich sehr einfach, was den intensiven Alumnibeziehungen meiner Fakultät in Hannover zu verdanken ist. Dort gab es für die angehenden Absolventinnen und Absolventen einen sogenannten Geographischen Salon – eine Abendvorlesung, bei der Studierende freiwillig zusammenkamen und zu aktuellen Themen Vorträge hielten. Das war eine Plattform, um sich zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und durch den direkten Austausch die Anforderungen des Arbeitsmarktes kennenzulernen. Die Alumni wiederum konnten bei dieser Gelegenheit Nachwuchskräfte rekrutieren. So kam es, dass ich einen unterschriebenen Arbeitsvertrag hatte, bevor meine letzte Abschlussprüfung stattgefunden hatte. Zusätzlich gibt es alle zwei Jahre ein großes Alumnitreffen, zu dem ich noch nach über 20 Jahren eingeladen werde und an dem ich regelmäßig teilnehme.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sie sind selbst noch nicht Mitglied beim Alumni-Netzwerk „Uni Wü Community“ oder im Alumni & Friends e.V.? Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich über die Alumni-Webseite zu registrieren! Dort finden Sie auch die bislang veröffentlichten Interviews mit Alumni und Alumnae der JMU.

Von Michaela Thiel / Robert Emmerich

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