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Anästhesie: Monitoring per Datenbrille

22.03.2022

Wie praktikabel ist es in der anästhesiologischen Supervision, die Vitalparameter mehrerer Patientinnen und Patienten über eine Datenbrille gleichzeitig im Blick zu haben? Eine Studie soll das klären.

Funktionsoberarzt Christoph Koch trägt während seiner Arbeit als anästhesiologischer Supervisor im OP ein Head-Mounted-Display.
Funktionsoberarzt Christoph Koch trägt während seiner Arbeit als anästhesiologischer Supervisor im OP ein Head-Mounted-Display. (Bild: Jürgen Brugger / Universitätsklinikum Würzburg)

Bei Eingriffen in den sechs von der Urologie und der Unfallchirurgie genutzten Operationssälen des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) sind für die anästhesiologische Behandlung jeder Patientin oder jedes Patienten jeweils mindestens eine Anästhesistin oder ein Anästhesist zuständig. Die hierbei eingesetzten Assistenzärztinnen und -ärzte werden von einer Fachärztin oder einem Facharzt der Klinik für Anästhesiologie unterstützt.

Da die Supervisorinnen und Supervisoren nicht in allen OP-Sälen gleichzeitig sein können, werden die Vitalparameter der Patientinnen und Patienten zu einer stationären Zentrale übertragen. „Dort haben unsere erfahrenen Kolleginnen und Kollegen also einen visuellen Gesamtüberblick“, berichtet Dr. Oliver Happel, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. „Sobald sich eine Supervisorin oder ein Supervisor jedoch in einen OP-Saal begibt, ist sie oder er nur noch per Telefon mit den anderen Sälen verbunden – die dortigen Vitalparameter hat sie oder er dann nicht mehr vor Augen, sondern ist auf mündliche Informationen angewiesen. Der hierbei mögliche Informationsverlust kann Restrisiken mit sich bringen.“

Daten und Alarme in Augmented Reality

Um hier eine Alternative zu schaffen, arbeitet die Klinik für Anästhesiologie mit dem Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie am Institut für Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg zusammen.

Das Team hat eine Applikation entwickelt, die es ermöglicht, den Supervisorinnen und Supervisoren die Informationen aus mehreren Sälen per Head-Mounted-Display (HMD) auch mobil zu zeigen. Das HMD ist in diesem Fall eine Augmented-Reality-Brille, welche die Daten und gegebenenfalls Alarme virtuell vor die Augen ihrer Trägerin oder ihres Trägers projiziert, ohne sie oder ihn visuell von der Außenwelt abzuschirmen.

Die Technologie und die Applikation sind bereits erprobt, aber es liegen noch keine Nutzererfahrungen über einen längeren Einsatzzeitraum im Krankenhausalltag vor. Eine seit Dezember 2021 am UKW laufende Studie soll das ändern.

Erprobung über jeweils zehn Tage

Dr. Happel erläutert: „Wir statten immer eine Supervisorin oder einen Supervisor für rund zehn Tage mit einer Augmented-Reality-Brille aus. An einzelnen Tagen begleitet Doktorandin Alea Münz die Anwenderin oder den Anwender und beobachtet das Trage- und Nutzerverhalten. Am Ende der zehn Tage findet zusätzlich ein umfangreiches Interview statt.“

Im Interview geht es um qualitative Fragen zu den individuellen Erfahrungen: Wie war der Tragekomfort der Brille? Wie verträglich war die Augmented Reality? Wo hat das neue System geholfen, wo eher gestört?

Neben den teilnehmenden acht Supervisorinnen und Supervisoren werden auch die betreuten Junior-Anästhesistinnen und -Anästhesisten über ihre Erfahrungen befragt.

Leiter der Studie sind Dr. Oliver Happel vom UKW und Dr. Tobias Grundgeiger vom Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie. Das Projekt läuft bis April 2022, dann beginnt die Auswertung. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2022 vorliegen.

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