Angststudie: Teilnahme-Angebot verlängert
13.03.2018Knapp 600 Patienten mit Angsterkrankungen haben bislang das Angebot genutzt, sich in einer deutschlandweiten Studie behandeln zu lassen. Dank einer Laufzeitverlängerung ist die Teilnahme an dem neuen Diagnostik- und Therapieangebot nach wie vor noch möglich.
„Von Beginn an durften wir hier wirklich erstaunliche Verläufe begleiten. Wenn wir am Ende der Therapie von den Patienten erfahren, was sich in ihrem Leben so alles verändert hat, strahlen die Therapeuten oft mit den Patienten um die Wette“, freut sich Dr. Kathrin Zierhut aus dem Leitungsteam der Hochschulambulanz für Psychotherapie der Uni Würzburg. Die psychologische Psychotherapeutin ist begeistert von den bisherigen, vielfach äußerst positiven Erfahrungen aus dem seit Anfang 2016 laufenden Forschungsprogramm Protect-AD.
In dem vom Bundesforschungsministerium geförderten Netzwerk zur Behandlung von Angsterkrankungen wurden bislang bundesweit fast 600 Patienten mit verschiedenen Angsterkrankungen mit Hilfe der expositionsbasierten Verhaltenstherapie behandelt. An den insgesamt acht Behandlungszentren in ganz Deutschland wurden dafür mehr als 100 Therapeuten speziell geschult. Eines dieser Behandlungszentren ist das Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) am Uniklinikum Würzburg, das mit der Hochschulambulanz der Universität kooperiert. Durch eine Laufzeitverlängerung können auch jetzt noch Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab acht Jahren mit ausgeprägten Ängsten in die Studie aufgenommen werden.
Ziel: Kognitive Verhaltenstherapie verbessern
Protect-AD steht für "Providing Tools for Effective Care and Treatment of Anxiety Disorders". Das Ziel der Studie ist es, die kognitive Verhaltenstherapie so zu verbessern, dass sie für noch mehr Angsterkrankte langfristig wirksam ist. Hinter der Studie steht ein hoher Bedarf: Ungefähr 15 Prozent aller Erwachsenen sowie zehn Prozent aller Kinder sind von einer solchen Störung betroffen.
Oft ist es schwierig, diese Krankheiten, die sich zum Beispiel als Panikstörung, als soziale Phobie oder als Trennungsangst im Kindesalter äußern können, zu erkennen und richtig zu therapieren. In der Folge leiden die Erkrankten oft jahrelang. Sie entwickeln nicht selten zusätzliche Beschwerden, wie eine Depression oder eine Suchterkrankung. Zudem wird die persönliche, zwischenmenschliche und berufliche Entwicklung gestört.
Lernen, den eigenen Ängsten zu begegnen
Demgegenüber geben die Studienpatientinnen und -patienten von Protect-AD eine oft sehr positive Rückmeldung auf ihre Behandlung. Beispielsweise schreibt eine Patientin: „Durch die Therapie bin ich weniger von meinen Ängsten im Kopf gefangen, sondern befinde mich mehr im Leben, in Kontakt mit mir sowie mit anderen. Insgesamt hat mir die Therapie sehr geholfen, die ehemals angstauslösenden und vermiedenen Situationen wieder aufzusuchen und wieder am Leben teilzunehmen. Die Übungen sind zwar echt anstrengend und Angst ist auch noch da, aber ich weiß jetzt, wie ich ihr begegnen kann. Allgemein mache ich mir weniger Sorgen, lebe leichter und unbeschwerter."
Umfangreiche Diagnostik, intensive Übungen
Die Behandlung beginnt mit einer Phase umfangreicher psychologischer Diagnostik durch speziell geschultes Personal. Wenn die Studientherapie geeignet ist für den Patienten, schließen sich weitere Untersuchungen an, zu denen unter anderem eine Magnetresonanztomographie vom Kopf vor und nach der Therapie, Blutentnahmen für eine genetische Untersuchung, psychologische Tests am Computer sowie eine Aufgabe in virtueller Realität gehören.
Die Therapie selbst ist eine Form der kognitiven Verhaltenstherapie und besteht aus der Vermittlung von Informationen über die Erkrankung und intensiven Übungen. Die Behandlung dauert sechs bis zwölf Wochen mit bis zu drei Terminen pro Woche. Nach sechs Monaten findet eine Nachuntersuchung statt. Einer der Vorteile für die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer ist der vergleichsweise schnelle Behandlungsbeginn: Bei ähnlichen Therapien beträgt die Wartezeit häufig bis zu sechs Monaten.
Weitere Details unter www.protect-ad.de
Mögliche Symptome einer Angsterkrankung
Wer eine dieser Fragen für sich mit Ja beantwortet, könnte ein potenzieller Studienteilnehmer von Protect-AD sein:
- Erleben Sie ganz plötzliche Zustände starker Angst, Panik oder Unruhe?
- Vermeiden Sie Menschenmengen und andere Orte, weil Sie in eine peinliche Situation geraten könnten?
- Begeben Sie sich ungern in soziale Situationen, weil Sie von Ihren Mitmenschen negativ bewertet werden könnten?
- Haben Sie Angst vor bestimmten Tieren, Blut, Verletzungen, Spritzen, (Zahn-)Ärzten oder vor einem Aufstieg in luftige Höhen?
Ansprechpartner
Menschen, die sich in den beschriebenen Problemen wiederfinden, stehen folgende Ansprechpartner für eine Kontaktaufnahme zur Verfügung:
Für Kinder und Jugendliche:
- Prof. Marcel Romanos und Annette Nowak, T: (0931) 201-78630, E-Mail: KJ_KiBa@ukw.de
Für Erwachsene:
- Dr. Kathrin Zierhut und Dipl.-Psych. Kristina Dickhöver, T: (0931) 31-82006, Telefonsprechzeiten: Di 16:00 bis 17:00 Uhr und Do 13:00 bis 14:00 Uhr. E-Mail: protect-angst@uni-wuerzburg.de