Ansprache des Universitätspräsidenten
16.05.2023Beim Stiftungsfest der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) am 11. Mai 2023 in der Neubaukirche hielt JMU-Präsident Paul Pauli diese Ansprache.
„Zunächst möchte ich sie, wie es Tradition ist, um einen Moment des Innehaltens bitten – zum Gedenken an die seit dem letzten Stiftungsfest verstorbenen Angehörigen unserer Alma Julia. Wir haben liebe Kolleginnen und Kollegen, Studierende, Freunde und Förderer verloren und wollen uns in dieser Feierstunde gemeinsam ihrer erinnern. Ich darf Sie bitten, sich zu erheben. Wir gedenken heute unter anderem
* Herrn Walter Foldyna
* Herrn Dr. Alfred Przybylski
* Herrn Prof. Dr. Joachim Hoffmann
* Herrn Prof. Dr. Dr. Theodor Schiebler
* Herrn Prof. Dr. Claus-Frenz Claußen
* Herrn Prof. Dr. Ulrich Vogel
* Frau Ehrensenatorin Barbara Stamm
* Herrn Prof. Dr. Dieter Heuer
* Herrn Prof. Dr. Werner Habicht
* Herrn Prof. Dr. Dieter Palm
* Frau Schwester Lydia Wießler
* Herrn Prof. Dr. Alfred Fries
* Frau Ute Reich
* Herrn Dr. Karl-Werner Pflughaupt
* Herrn Walter Dimter
* Herrn Prof. Dr. Werner Flach
* Herrn Paolo Hübl
* Herrn Prof. Dr. Dr. Klaus Hempel
* Herrn Helmuth Sedelmayer
* Herrn Oskar Thenhart
* Herrn Prof. Dr. Manfred Just
* Herrn Thomas Schmitt
* Herrn Prof. Dr. Oliver Remien
* Herrn Prof. Dr., Dr. h.c. Dietmar Willoweit
Im Gedenken an die von uns Gegangenen bitte ich um eine Schweigeminute.
Herzlichen Dank.
Positive Entwicklungen angestoßen
Dies ist das dritte Stiftungsfest während meiner nun zweijährigen Präsidentschaft. Wir sind im Präsidium mittlerweile sehr gut eingespielt, jeder hat seine Aufgaben und Schwerpunkte, und wir haben eine Reihe von – so sind wir überzeugt – positiven Entwicklungen an unserer Alma Julia angestoßen.
Hierbei möchte ich betonen, dass es uns sehr wichtig war, bedeutsame Entscheidungen immer in kooperativer Zusammenarbeit mit der Erweiterten Universitätsleitung und den Dekanen, dem Senat und unserem Universitätsrat vorzubereiten. Dies ging natürlich nicht immer ohne kontroverse Diskussionen, aber ich denke, wir konnten bisher immer Lösungen finden, die alle mit Überzeugung mittragen konnten, da sie unserer Universität als Ganzes nutzen.
Meine Kolleginnen und Kollegen im Präsidium und ich blicken insgesamt mit Freude und einem positiven Gefühl auf das bisher angestoßene und erreichte zurück, und wir freuen uns auf die weiteren Aufgaben.
Wir als Präsidium haben zu Beginn unserer Amtszeit übergreifende Ziele formuliert, die wir gemeinsam mit allen Universitätsangehörigen voranbringen wollten. Dazu gehören insbesondere die Themen Exzellenz in der Forschung und daran anknüpfend die Exzellenzstrategie unserer Universität, sowie die wichtigen Themen Lehre, Transfer, Internationalisierung, Digitalisierung sowie Nachhaltigkeit und Diversität.
Zu diesen Punkten möchte ich beispielhaft aus der Vielzahl von besonderen Ereignissen und Erfolgen einige erwähnen – auch um mich bei den damit befassten Universitätsangehörigen für ihren Einsatz zu bedanken.
Exzellenzstrategie
Hinsichtlich der Exzellenzstrategie befindet sich die JMU aktuell in einer entscheidenden Phase, und wir haben den Bewerbungsprozess mit Tatendrang und Zuversicht aktiv gestaltet.
Ein großer Vorteil ist, dass die JMU bereits seit 2019 ein sehr erfolgreiches Exzellenzcluster hat, ct.qmat, Complexity and Topology in Quantum Matter, eine Kooperation mit der TU Dresden, in Würzburg unter der hervorragenden Leitung des Kollegen Ralph Claessen (Physikalisches Institut).
Wir wissen, dass die Forscherinnen und Forscher des Clusters schon jetzt mit Hochdruck den Verlängerungsantrag vorbereiten, und die Universitätsleitung unterstützt das mit Nachdruck, z.B. durch passende Berufungen. Vielen Dank an alle, insbesondere die Kolleginnen und Kollegen der Physik, die sich hier mit voller Energie einbringen.
Im letzten Jahr haben wir außerdem intensiv fünf Neuanträge für Exzellenzcluster vorbereitet. Die Antragsskizzen sind aktuell für die notwendigen Stellungnahmen beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und werden bis Ende dieses Monats bei der DFG eingereicht werden.
Einige der Anträge wurden durch sogenannte EVUK Mittel unseres Ministeriums unterstützt. Dafür herzlichen Dank, diese Förderung war und ist sehr hilfreich.
Unsere Neuanträge kommen aus den Bereichen Lebenswissenschaften und Naturwissenschaften und auch aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Uns war sehr wichtig, dass die Universität in ihrer Breite als Volluniversität in unseren Anträgen abgebildet wird, aber bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich heute keine Personen oder Antragsthemen nennen will.
Die fünf Neuanträge, mit denen wir nun an den Start gehen, haben einen internen Evaluationsprozess erfolgreich bestanden und haben daher nach unserer Überzeugung sehr gute Chancen auf Förderung.
Aber der Wettbewerb ist hart und auch exzellente Projekte werden evtl. nicht als Exzellencluster gefördert. Wir sind aber zuversichtlich, dass mit unseren Projektskizzen Kooperationen angestoßen wurden, die auf alle Fälle zu exzellenten Forschungsprojekten reifen werden – und wir werden das tatkräftig weiter unterstützen.
Mein Dank geht an alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich hier mit viel Einsatz engagieren und auch jetzt noch an den Skizzen bis zur Deadline Ende dieses Monats intensiv arbeiten. Exzellenzclusteranträge sind keine „low hanging fruits“, umso mehr sind wir dankbar für Ihr Engagement!
Neben den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern selber möchte ich auch dem Unterstützungsteam danken, allen voran Vizepräsidentin Caroline Kisker, die unermüdlich Clusterskizzen korrigiert und Ratschläge gibt – und dabei noch selbst an einem Clusterantrag beteiligt ist. Herzlichen Dank, Caroline!
Vielen Dank auch dem Team unseres Research Advancement Centers unter der Leitung von Frau Dr. Anne von Thun für den unermüdlichen Einsatz.
Für die Schärfung der Clusterskizzen essenziell waren außerdem unsere internen Reviewer und der Universitätsrat. Danke dafür, dieses Engagement ist nicht selbstverständlich.
Berufungen
Ein wichtiger Baustein für die Forschungsexzellenz einer Universität sind exzellente Berufungen. Hier hat uns die High Tech Agenda des Freistaats sehr geholfen, und dafür sind wir dankbar.
Seit dem letzten Stiftungsfest haben wir insgesamt 44 Berufungsverfahren durchgeführt, also praktisch jede Arbeitswoche ein Berufungsverfahren – und viele davon waren Hightech-Agenda-Professuren. Berufen wurden 18 Frauen und 26 Männer, also 40% Frauen, was uns bei der Gleichstellung sehr gut voranbringt.
Erwähnen möchte ich auch die erstmalige Ausschreibung von sieben Open-Topic-Professuren. Es war eine Herkulesaufgabe, aus den mehr als 400 Bewerbungen die sieben besten zu identifizieren. Und mit Stolz können wir sagen, dass es uns gelungen ist, praktisch alle am besten Bewerteten nach Würzburg zu holen.
Das war viel Arbeit und nur möglich durch die kooperative Zusammenarbeit mit den Dekanen und Fakultäten sowie die sehr gute Unterstützung durch Referat 4.2. Vielen Dank dafür.
Exzellente Forschung
Exzellente Erfolge, unabhängig von Clusteranträgen und Hightech-Agenda, gibt es natürlich auch. Beispielhaft erwähnen möchte ich, dass neben zwei Transregio-Sonderforschungsbereichen (SFBs) mit Würzburger Beteiligung (seit 2023 SFB 1565-Molekulare Mechanismen und Vernetzung von Prozessen der Genexpression und seit 2022 SFB 1526-Pathomechanismen Antikörpervermittelter Autoimmunerkrankungen (PANTAU)), vor kurzem auch der eigenständige JMU SFB 1583 namens DECIDE bewilligt wurde. Decide steht für Decisions in Infectious Diseases und Sprecher ist Kollege Thomas Rudel. Gratulation an Herrn Rudel und sein Team, wir alle haben uns über diesen Erfolg sehr gefreut.
Seit dem letzten Stiftungsfest konnten zudem drei weitere ERC Grants eingeworben werden: Advanced Grants gingen an Prof. Dr. Martin Eilers (2023) und Prof. Dr. Vladimir Dyakonov (2022) und ein ERC Consolidator Grant an Prof. Dr. Elmar Wolf (2023). Eine tolle Leistung!
Vergleichbare Erfolge, über die wir uns auch sehr freuen, sind die Akademieprojekte, von denen es acht an unserer Universität gibt. Beispielhaft möchte ich hier Herrn Prof. Ulrich Konrad erwähnen. Er arbeitet derzeit sogar an zwei Akademie-Projekten – an einer Historisch-Kritischen Gesamtausgabe von Richard Wagners Schriften (RWS) und neu hinzugekommen ist ein Langzeit-Projekt zur poetischen Welt Robert Schumanns.
Dies sind sehr schöne Beispiele für exzellente Forschung unserer Alma Julia – auch im Bereich der Geisteswissenschaften – und darauf können wir stolz sein.
Dies sind wie gesagt nur Ausschnitte aus der ganzen Vielfalt exzellenter Forschung an unserer Universität. Herzlichen Dank an alle, auch an die nicht erwähnten und – ganz wichtig – auch vielen Dank an die, deren Anträge nicht bewilligt wurden. Ablehnungen gehören dazu und sollten uns nicht entmutigen.
Nachhaltigkeit
Ein wichtiges Thema, das uns in den letzten Jahren auch sehr beschäftigt hat, ist die Nachhaltigkeit. Wir sind überzeugt, dass wir uns hier sehr gut aufstellen müssen, um unserer Rolle in der Gesellschaft gerecht zu werden und uns als attraktiven und zukunftsorientierten Ort für exzellente Forschung und Lehre zu positionieren.
So haben wir bereits im letzten Jahr das Nachhaltigkeitslabor WueLAB als wissenschaftliche Einrichtung gegründet, als Ort für sogenannte Transformationsexperimente, mit denen über die verschiedenen Disziplinen und Statusgruppen hinweg die Nachhaltigkeit an unserer Universität gestärkt werden soll.
Im Herbst letzten Jahres startete dann das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt des Forschungsverbundes „Regionale Wege zu klimaneutralen Hochschulen“ kurz REKLI-NEU. Es handelt sich um eine Kooperation der JMU mit der THWS und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Ziel der gemeinsamen Forschungen ist die Bestandsaufnahme heutiger Kohlendioxid-Emissionen und deren zukünftige Vermeidung, Reduktion und Kompensation im Hochschulumfeld. Wir wünschen dem WueLAB und REKLI-NEU viel Erfolg und vielen Dank an Vizepräsidentin Anja Schlömerkemper, die für diese Themen zuständig ist, und alle Beteiligten.
Diversity
Ein wichtiger Schritt in Richtung soziale Nachhaltigkeit an unserer Universität ist das Diversity-Audit, an dem wir seit Februar 2022 teilnehmen. Dazu gehört auch ein modernes Diversitätskonzept, das in den letzten Monaten erarbeitet wurde. Herzlichen Dank an Vizepräsidentin Anja Schlömerkemper sowie an Frau Prof. Brigitte Burrichter, an das Büro der Universitätsfrauenbeauftragten und dem Lenkungskreis Diversity Audit und allen weiteren Beteiligten für ihre wichtige Arbeit hierzu!
Internationalisierung
Im Bereich der Internationalisierung ist uns Anfang 2022 der Beitritt zur „European Universities“-Allianz CHARM-EU gelungen. Und dieses Bündnis wird nun zunehmend sichtbarer und aktiver an unserer Universität. Im Juli 2022 erhielten wir die Förderzusage durch die Europäische Kommission, die es uns nun ermöglicht, unsere Bündnisziele bestmöglich umzusetzen.
Anfang 2023 fanden vielfältige CHARM-EU Townhalls an unserer Uni statt, um das Projekt bekannt zu machen, und seit Januar dieses Jahres profitieren unsere Studierenden vom Austauschprogramm mit den CHARM-EU-Partneruniversitäten. Mein Dank gilt Vizepräsidentin Doris Fischer sowie dem Service Centre International Affairs für ihre Arbeit hierzu – und auch für die Gründung unseres China-Kompetenzzentrums.
Zentrum für Wissenschaftliche Bildung und Lehre
Im Bereich Studium und Lehre haben wir die Gründung unseres neuen Zentrums für Wissenschaftliche Bildung und Lehre (kurz ZBL) vollzogen. In übergreifenden Projekten sollen attraktive und qualitativ hochwertige Studienangebote sowie die Professionalisierung der Lehre gefördert werden. Wir freuen uns auf die spannenden Projekte in diesem Bereich und ich danke Vizepräsident Andreas Dörpinghaus sowie allen Beteiligten für ihr Engagement hierzu.
Wissenstransfer und Innovation
Auch im Bereich Wissenstransfer und Innovation kann die JMU auf wichtige Erfolge im letzten Jahr zurückblicken. Die Universität Würzburg bietet Start-up-Gründerinnen und -Gründern beste Bedingungen, sie landete im letzten Jahr auf Platz 8 der 50 besten Unis für Start-Ups. Ein toller Erfolg, aber wir müssen die Gründungskultur weiter stärken, und hierzu entwickelt Vizepräsident Matthias Bode zusammen mit unserem Servicezentrum Forschung und Technologietransfer aktuell ein Konzept, das ich ihnen sicher nächstes Jahr vorstellen kann. Viel Erfolg und danke für das Engagement.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich hier noch, dass wir fristgerecht einen DFG-Antrag zu Open-Access Publikationen eingereicht haben, den Vizepräsident Matthias Bode zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Bibliothek entscheidend vorbereitet hat. Vielen Dank dafür, wir hoffen sehr, dass es klappt.
WueDMS
Im Bereich der Digitalisierung befindet sich die Alma Julia gerade in einem wichtigen Umstellungsprozess, bei dem alle Arbeitsabläufe der Zentralverwaltung nach und nach in ein Datenmanagementsystem, ins WueDMS, überführt werden.
Hierzu kann ich sagen, dass ich selbst schon eingebunden bin und erste Erfahrungen sammeln kann. Das Ganze ist nicht einfach – aber nach drei Wochen Nutzung habe ich mich eingearbeitet uns sehe einen klaren Nutzen.
Eine moderne Universität muss die Digitalisierung weiter voranbringen, und ich möchte unserem Kanzler Uwe Klug sowie allen, die dieses Projekt so tatkräftig vorantreiben, dafür danken. Wir müssen diesen Schritt gehen.
An der Universität entsteht ein „Wir-Gefühl“
Ich hoffe, diese kurze Zusammenschau wichtiger Entwicklungen im letzten Jahr hat ihnen verdeutlicht, dass sich viel getan hat und wir auf ein spannendes, erfolgreiches und positives Jahr zurückschauen können. Voraussetzung dafür war eine konstruktive und unterstützende Zusammenarbeit mit den Gremien, Fakultäten, Instituten und auch mit den verschiedenen Abteilungen der Verwaltung. Im Namen des gesamten Präsidiums möchte ich Ihnen dafür sehr herzlich danken!
Enden möchte ich mit einem Blick in die Zukunft. Die Universität hat sich – zumindest in unser Wahrnehmung – und ich hoffe auch in Ihrer – weiterentwickelt, ist offener, kommunikativer und kooperativer geworden.
Das „Wir-Gefühl“, das ich beim Amtsantritt angesprochen hatte, entsteht, so denke ich. Darüber bin ich sehr froh.
Wir sind aber noch nicht am Ziel, wir alle müssen kontinuierlich weiter daran arbeiten, dass die altehrwürdige Julius-Maximilians-Universität zu einer zukunftsoffenen, nachhaltigen und dynamischen Universität wird, an der exzellente Forschung und Lehre und auch Wissenstransfer bestmöglich gefördert werden – zum Wohle der Gesellschaft.
Ich freue mich auf die weitere konstruktive Zusammenarbeit mit Ihnen, um die anstehenden Aufgaben erfolgreich zu bewältigen.“