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Astronomie für Nachhaltigkeit

11.07.2023

Das internationale Netzwerk „Astronomers for Planet Earth“ will mehr Nachhaltigkeit in die Astronomie bringen. Auch Forschende der Uni Würzburg sind darin vertreten.

Der Tag wird zur Nacht, aufgenommen von der ISS. Deutlich zu sehen ist die dünne Erdatmosphäre mit einer Dicke von gerade einmal 1,57 Prozent des Erdradius‘.
Der Tag wird zur Nacht, aufgenommen von der ISS. Deutlich zu sehen ist die Erdatmosphäre mit einer Dicke von gerade einmal 1,57 Prozent des Erdradius‘. (Bild: NASA / Christina Koch)

Vor der Corona-Pandemie wurden in der Wissenschaft internationale Tagungen in Präsenz abgehalten. Dafür setzten sich viele bis sehr viele Menschen aus aller Welt in Flugzeuge oder Züge, um zu den Treffen in die USA, nach Australien oder Deutschland zu reisen.

Dann sorgte das Coronavirus dafür, dass ab dem Jahr 2020 die Tagungen zunehmend in die Online-Welt verlagert wurden. Doch inzwischen kehrt die Wissenschaft wieder zurück zu ihren Vor-Corona-Gewohnheiten.

Mehr Nachhaltigkeit in das eigene Fach bringen

Aber warum sollten globale Tagungen nicht weiterhin online stattfinden? Mit Blick auf die Nachhaltigkeit erscheint das sinnvoll – zumal der CO2-Fußabdruck von Online-Kongressen deutlich kleiner ausfällt als der von Präsenz-Kongressen. Sollte die Menschheit nicht einige Vorzüge der Corona-Pandemie mitnehmen?

Diese Frage hat sich nicht nur Sarah Wagner-Hall gestellt, Doktorandin am Lehrstuhl für Astronomie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Auch Lehrstuhlleiter Professor Karl Mannheim und weitere Forschende, Promovierende und Studierende aus Würzburg und anderen Universitäten der Welt möchten mehr Nachhaltigkeit in ihr Fach bringen.

Gleiches wird von der Europäischen Südsternwarte ESO sowie vielen Astronomischen Instituten und Gesellschaften weltweit angestrebt. Schließlich sehen die Forschenden die Astronomie bestens gerüstet, um auch nach dem Ende der fossilen Ära zukunftsfähig zu bleiben.

Ein Netzwerk mit rund 1.600 Mitgliedern

Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich 2019 das Netzwerk „Astronomers for Planet Earth“ zusammengefunden. Rund 1.600 Menschen haben sich bereits angeschlossen. Am ersten offiziellen Symposium des Netzwerks nahmen Ende 2022 rund 500 Personen teil. Federführend organisiert wurde die Veranstaltung von Astronominnen und Astronomen aus Würzburg.

Am Ende wurde das Netzwerk vom Journal „Nature Astronomy“ sogar dazu eingeladen, einen Bericht über die Tagung einzureichen. Sarah Wagner-Hall hat ihn zusammen mit weiteren Forschenden geschrieben; veröffentlicht wurde er Anfang März 2023 unter der Überschrift „A more sustainable future for astronomy“.

Am 9. Juni 2023 wurde nun in Würzburg offiziell der Verein A4E e.V. gegründet (die Abkürzung steht für Astronomers for Earth). Dieser deutsche Verein will auf internationaler Basis die Interessen von Astronominnen und Astronomen für mehr Nachhaltigkeit in ihrem Forschungsbereich vertreten. Erster Vorsitzender ist Leonard Burtscher, ein Alumnus der JMU, zweite Vorsitzende ist Sarah Wagner-Hall.

Großteleskope nachhaltiger betreiben

Tagungen und Treffen online abzuhalten, ist die eine Sache. Die „Astronomers for Planet Earth“ wollen aber noch mehr erreichen. Sie stellen auch Überlegungen an, wie sie ihre gemeinschaftlich betriebenen Großteleskope nachhaltiger machen können. Etwa indem sie diese wissenschaftlichen Großforschungsanlagen auf eine Versorgung mit regenerativen Energien umstellen.

Konkret wird dies bereits bei der Energieversorgung des MAGIC-Observatoriums auf dem Roque de los Muchachos auf der Kanareninsel La Palma.  Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert ein Projekt der Würzburger Astronomen, dort erstmals einen innovativen nachhaltigen Stromspeicher unter extremen Bedingungen zum Einsatz zu bringen. Mit diesem Speicher wird es möglich, die tagsüber durch Photovoltaik gewonnene elektrische Energie nachts im Beobachtungsbetrieb zu nutzen.

Die Öffentlichkeit für die Klimakrise sensibilisieren

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die globale Klimakrise ist ein weiterer Punkt auf der Agenda. Der nächste bewohnbare Planet ist mehr als 40 Billionen Kilometer entfernt und damit für die Menschheit unerreichbar, heißt es auf der Webseite des Netzwerks.

Wie einzigartig und schön die Erde ist, möchte eine Gruppe um die Würzburger Astrophysikerin und Informationsdesignerin Dr. Annika Kreikenbohm mit der Veranstaltungsreihe „Register des Universums“ zeigen, in der sich Orgelmusik mit Bild- und Lichtkompositionen verbindet. Im September 2022 fand ein solcher Event in Erlangen statt. Die nächste Show ist geplant für den 28. Oktober 2023 – dann ebenfalls wieder in Erlangen.

Weblink

Astronomers for Planet Earth

Von Robert Emmerich

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