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Auf dem Weg zu mehr Internationalität

24.09.2024

Die Universitätsleitung hat eine neue Strategie zur Internationalisierung der JMU verabschiedet. Im Fokus stehen darin sowohl die Zusammenarbeit mit dem Ausland als auch die Internationalität vor Ort.

Das Partnerschaftsprogramm ausweiten und strategischer aufstellen: Das ist eines der Ziele der neuen Internationalisierungsstrategie der JMU.
Das Partnerschaftsprogramm ausweiten und strategischer aufstellen: Das ist eines der Ziele der neuen Internationalisierungsstrategie der JMU. (Bild: Sergey Ryzhov / Colourbox.de)

Doris Fischer ist seit April 2021 Vizepräsidentin der Universität Würzburg; sie kümmert sich vorrangig um die Bereiche „Internationalisierung und Alumni“. Der Entwurf einer neuen Internationalisierungsstrategie war in den vergangenen Jahren eine ihrer Hauptaufgaben. Daran beteiligt waren viele Mitglieder der JMU – von den Studierenden, der Verwaltung über die Fakultäten bis zum Senat. Vor Kurzem hat die Universitätsleitung grünes Licht für die neue Strategie gegeben. Zeit für ein Interview mit der Vizepräsidentin.

Frau Prof. Fischer: Warum brauchen wir eine neue Internationalisierungsstrategie? Unsere aktuelle Strategie stammt aus dem Jahr 2016. Seitdem haben sich die Welt und die Universität verändert. Wir wollen auf diese Veränderungen reagieren, zukunftsorientierte Lösungen entwickeln und gleichzeitig ein Zeichen setzen, dass wir der Internationalisierung in Zukunft mehr Gewicht beimessen.

Sie sagen, die Welt hat sich verändert. Wie macht sich das in dieser Strategie bemerkbar? Zum Beispiel daran, dass es in Zukunft drei Kompetenzzentren an der JMU geben soll: Neben dem bereits bestehenden für China zwei weitere, die sich mit Afrika und Indien befassen – also mit aufstrebenden Wissenschaftsregionen, in denen die JMU schon jetzt mit zahlreichen Institutionen kooperiert. Es ist also schon ziemlich viel Kompetenz vorhanden.

Was wird die Aufgabe dieser Kompetenzzentren sein? Zum einen bieten sie den Raum, Erfahrungen auszutauschen. Wer beispielsweise ein Forschungsprojekt in einer dieser Regionen plant, trifft hier auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die von ihren Erfahrungen berichten können. Es muss also niemand bei Null anfangen, wenn er oder sie die erste Kooperation eingeht. Zum zweiten verfolgen die Zentren auch einen Servicegedanken. Wer etwa Fragen zum politischen oder wirtschaftlichen Hintergrund in Indien oder in Ländern Afrikas hat, kann sich an diese Zentren wenden. Und zum dritten wollen wir diese Kompetenz auch in der Öffentlichkeit sichtbar machen – beispielsweise durch Vortragsreihen und Konferenzen.

Die jetzt verabschiedete Internationalisierungsstrategie gliedert sich im Wesentlichen in zwei Kapitel. Da geht es einerseits um das, was an der JMU passieren soll; auf der anderen Seite stehen Aktivitäten nach außen. Wie stehen wir im Moment auf diesen Gebieten da? In all diesen Bereichen können wir bereits auf eine solide Grundlage aufbauen. Schon jetzt gibt es zahlreiche Kooperationen mit dem Ausland, Forschende und Studierende sind mobil, die JMU hat im Ausland einen guten Namen – aber das kann natürlich alles noch besser werden. Darüber hinaus sind wir seit 2022 Mitglied der Europäischen Hochschulallianz CHARM-EU. Ein Teil der Strategie wird es sein, das, was wir aus dieser Allianz lernen, bei uns zu implementieren.

Das Thema „Partnerschaften“ spielt eine wichtige Rolle in der Internationalisierungsstrategie. In welche Richtung wird dabei gedacht? Wir wollen das Partnerschaftsprogramm ausweiten und strategischer aufstellen – nicht nur im Rahmen der CHARM-EU-Allianz, sondern auch darüber hinaus. Dafür könnte man zum Beispiel Bereiche identifizieren, in denen die Studierendenmobilität gut funktioniert, und dann versuchen, dort Forschungskooperationen zu intensivieren – und umgekehrt.

Die Strategie nennt dazu Universitäten an Würzburgs Partnerstädten. Ist das die Richtung, in die es gehen soll? Tatsächlich sind Kooperationen mit Universitäten an Partnerstädten für uns wichtig; dafür gibt es bereits gute Beispiele. So kooperiert die JMU schon seit Langem hervorragend mit den Universitäten in Caen (Frankreich) und Umeå (Schweden). Aber auch an diesem Punkt gilt, dass wir uns nicht darauf ausruhen wollen. Wir wollen vielmehr überlegen, wie sich diese Partnerschaften vertiefen und verbessern lassen und ob wir nicht vergleichbare Abkommen auch mit anderen Universitäten in Partnerstädten abschließen können. Gleichzeitig wollen wir uns bei unserer Suche nicht auf Partnerstädte beschränken; unser Blick geht darüber hinaus. Wir wollen systematisch weitere strategische Kooperation ausbauen und dafür ein passendes Konzept und Strategie entwickeln.

Unter der Überschrift Internationalisierung@Home richtet sich die Strategie explizit auch an alle Beschäftigten der JMU. Was kommt auf diese zu? Damit die Universität internationaler wird, reicht es nicht, neue Partnerschaftsverträge zu unterzeichnen und viele Studierende aus dem Ausland anzuwerben. Wichtig ist, dass wir dann auch über eine Willkommenskultur verfügen, damit sich unsere Gäste wohl fühlen. Dazu gehört, dass die entsprechenden Prozesse gut funktionieren, dass der Auftritt im Internet ansprechend gestaltet ist, dass die Dokumente zumindest auch in englischer Sprache vorliegen. Diese Liste lässt sich beliebig verlängern. Tatsächlich haben wir schon eine ganze Reihe von Ideen, wie wir uns da verbessern können, und entsprechende Maßnahmen definiert

Das bedeutet: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen sich in dieser Richtung verstärkt fortbilden? Ja, und das machen wir ja auch schon. Beispielsweise gibt es für das wissenschaftsstützende Personal die Möglichkeit, im Rahmen einer Staff Mobility oder eines Job Shadowings ein paar Tage oder Wochen an einer Partneruniversitäten zu verbringen und zu erleben, wie die Kolleginnen und Kollegen dort arbeiten. Das wollen wir ausbauen und verstärken. Wir wünschen uns auch, dass Englisch zur zweiten Sprache an der JMU wird. Die Fähigkeit, in einem globalen Umfeld zu arbeiten, fördert nicht nur die eigene Entwicklung, sondern trägt auch zur Schaffung einer dynamischen und kreativen Arbeitsumgebung an der JMU bei.

Wie ist es im Bereich Forschung? Sieht die Internationalisierungsstrategie dort ebenfalls Ausbaubedarf? Die Forschung an der JMU ist schon jetzt sehr stark international ausgerichtet. Anders wären die Erfolge, die uns zahlreiche Rankings immer wieder bestätigen, gar nicht möglich. Dennoch gibt es auch hier Verbesserungsmöglichkeiten. So haben wir zwar in den vergangenen Jahren immer mehr Professuren mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Ausland besetzt. Gleichwohl ist unsere Quote, was das angeht, im Vergleich zu anderen Universitäten nicht besonders hoch. Und mit der Berufung ist es nicht getan: Natürlich wollen wir, dass diese Professorinnen und Professoren bei uns bleiben. Der Wechsel ist aber in der Regel fester Bestandteil einer Wissenschaftskarriere. Wenn also jemand wieder geht, wollen wir, dass uns diese Personen mit einer starken Bindung an die Uni Würzburg verlassen und für uns im Ausland Werbung machen. Sie sind im Idealfall Botschafter für die JMU und sagen allen: „Hey, es war toll an der Uni Würzburg!“ Dafür müssen wir ihnen aber auch entsprechende Angebote machen.

Nicht nur die Forschung, auch die Lehre soll internationaler werden, wenn es nach der neuen Strategie geht. Ja, das ist unser Wunsch. Viele Fakultäten haben bereits englischsprachige Master-Studiengänge entwickelt, die sich wachsender Resonanz erfreuen. Dafür ist es auch wichtig, dass man die Studierenden, die in einen deutschsprachigen Bachelor-Studiengang eingeschrieben sind, darauf vorbereitet, in einen englischsprachigen Master zu wechseln. Es ist also nicht zwingend geboten, einen rein englischsprachigen Bachelor-Studiengang zu entwickeln. Es kann auch schon für den Anfang reichen, das Angebot an englischsprachigen Kursen zu erhöhen.

Die Internationalisierungsstrategie wirft auch einen Blick auf das Alumni-Netzwerk oder, wie es seit Kurzem heißt, die JMU Community. Ja, die ist in diesem Prozess ganz wichtig. Schließlich sind unsere internationalen Alumni wichtige Botschafter und Multiplikatoren im Ausland. Dafür muss es uns allerdings gelingen, die entsprechenden Netzwerke aufzubauen und zu etablieren und die Alumni vor Ort einzubinden. Regionalgruppen sind dabei ein wesentliches Element, das wir in den kommenden Jahren ausbauen wollen. Wir sind, was die Alumni-Arbeit angeht, dank der sehr guten Arbeit in den vergangenen Jahren, gut aufgestellt. Aber wir wollen uns darauf nicht ausruhen, sondern peilen jetzt das nächste Level an.

Die Strategie ist verabschiedet, wie geht es nun weiter? Es gibt eine lange Tabelle, in der sämtliche Ziele und Maßnahmen aufgelistet sind, die wir geplant haben und die diese Strategie mit Leben füllen sollen. Dort ist auch der Zeitpunkt festgelegt, zu dem jede einzelne Maßnahme umgesetzt sein soll. In dieser Tabelle geht es beispielsweise um die Entwicklung eines Kerndatensatzes „Internationalisierung“ oder eines Konzepts für strategische Partnerschaften, um die Benennung von Verantwortlichen für Internationalisierung in den Fakultäten bis hin zu Fragen der Alumni-Arbeit. Es handelt sich um einen umfangreichen Katalog, den Uniangehörige jederzeit einsehen können.

Wenn diese Strategie den Erfolg zeigt, den Sie sich wünschen: Wie schaut die Universität Würzburg in 25 Jahren aus? Sie wird auf alle Fälle noch ein Stück bunter und international sichtbarer sein. Und es wird viele Menschen geben, die hier studiert oder geforscht haben, und die die Botschaft weitertragen: „Die Uni Würzburg ist toll! Dort kann man gut studieren, arbeiten und leben!“

Natürlich hat Doris Fischer die Internationalisierungsstrategie nicht allein entworfen. Deshalb ist es ihr wichtig, allen Beteiligten ihren Dank auszusprechen:

„Diese Internationalisierungsstrategie ist über einen Zeitraum von grob geschätzt zwei Jahren stetig vorbereitet worden. Am Anfang standen Gespräche in den Fakultätsräten sowie mit Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlichster Stellen der JMU“, erklärt sie. Auch die Internationalisierungskommission sei eng in den Prozess eingebunden gewesen.

Ergebnis dieser Gespräche war eine rund 20 Seiten starke Stärken-und-Schwächen-Analyse für die Universitätsleitung. Auf deren Basis und nach zahlreichen weiteren Gesprächen haben Doris Fischer und ihre Referentin Merle Bollmann einen ersten Entwurf verfasst inklusive der Tabelle mit konkreten Maßnahmen. Dieser Entwurf hat dann weitere Diskussionsrunden innerhalb der Universität durchlaufen, bevor er nun verabschiedet werden konnte.

Und so lautet Doris Fischers Fazit jetzt: „Es war ein langer Prozess, und ich bin glücklich, dass er fürs Erste abgeschlossen ist. Jetzt können wir uns ganz darauf konzentrieren, die lange Liste an Ideen, die wir umsetzen wollen, in Angriff zu nehmen.“

Link

Die Internationalisierungsstrategie inklusive der Tabelle mit Zielen und Maßnahmen ist hier zu finden.

Von Gunnar Bartsch

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