Große Ehre für den Kunsthistoriker Stefan Bürger
23.04.2024Die Sächsische Akademie der Wissenschaften hat Stefan Bürger als neues Mitglied aufgenommen. Der Würzburger Professor für Kunstgeschichte ist Experte für die Baukultur des 15. und 16. Jahrhunderts.
Bei der öffentlichen Frühjahrssitzung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig am 12. April 2024 wurden vier neue Ordentliche Mitglieder feierlich in die Akademie aufgenommen. Einer davon ist Stefan Bürger, Professor für Kunstgeschichte an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Er gehört nun der Philologisch-historischen Klasse der Akademie an.
Die Aufnahme kommt einer hohen wissenschaftlichen Auszeichnung gleich. Die Akademie nimmt laut eigener Mitteilung ausschließlich national und international renommierte Gelehrte auf, die durch ihre Forschungen den Wissensbestand ihres Faches wesentlich erweitert haben.
„Diese Auszeichnung kam für mich in doppelter Hinsicht unterwartet“, sagt Stefan Bürger: „Im Alltag von Forschung und Lehre gehen die Früchte der eigenen Arbeit oft etwas unter. Man schaut, entdeckt miteinander, denkt, tauscht sich aus und publiziert: Erscheint eine Publikation als Resultat, sind oft die Gedanken schon wieder woanders. Dass die verstreuten Ergebnisse dieser Arbeit als Ganzes wahrgenommen und gewürdigt werden, freut mich sehr.“
Dem Preisträger, ursprünglich Handwerker und Restaurator, war ein eher praktischer Berufsweg vorgezeichnet. „Dass ich nun in eine solche Gelehrtengemeinschaft aufgenommen wurde, ist überhaupt nur möglich gewesen, weil meine Frau Mirjam Moritz und ich diesen Weg gemeinsam beschritten und alle Entscheidungen gemeinsam getroffen und getragen haben. Sie hat an allem großen Anteil, was ich ihr sehr danke!“
Videoporträt auf den Webseiten der Akademie
Die Akademie würdigt Stefan Bürger auf ihren Webseiten unter anderem mit einem Videoporträt. Es startet mit der Frage, wie der Kunsthistoriker einer Medizinerin oder einem Soziologen erklären würde, woran er arbeitet. Seine Antwort: „Also das ist ganz einfach, es dreht sich um das Bauen im 15. und 16. Jahrhundert und da um alle Facetten und Fragen, die man sich vorstellen kann. Was wurde gebaut, wer ließ bauen, wer baute und entwarf etwas, warum wurde gebaut?“ Solche und weitere Fragen erforscht der Professor.
Zwei Herzensthemen nennt Stefan Bürger im Interview: Ihn interessieren seit seiner Doktorarbeit die Konstruktion figurierter spätgotischer Gewölbe und die Frage, was die Bauherren oder Baumeister damit ausdrücken wollten. Damit verbunden ist die Erforschung der Bauhütten, auch unter dem Aspekt, welche Werkmeister und Steinmetze solche Gewölbe überhaupt realisieren konnten.
Weitere Informationen über den Professor und das Videoporträt sind auf den Webseiten der Akademie abrufbar: https://www.saw-leipzig.de/de/mitglieder/buergers
Kurz gefasster Werdegang des Professors
Stefan Bürger, geboren 1970 in Magdeburg, absolvierte zunächst eine Lehre als Maler. Nach der Wende holte er das Abitur nach, studierte Restaurierung an der Fachhochschule Potsdam und war danach fünf Jahre als selbstständiger Restaurator tätig. Es folgte das Studium der Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden (TUD).
Nach der Promotion 2004 forschte und lehrte er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TUD; 2011 habilitierte er sich dort. Im Jahr 2014 folgte er dem Ruf auf die Professur für Kunstgeschichte in Mittelalter und Früher Neuzeit an der Universität Würzburg.
Über die Sächsische Akademie
Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig ist eine Gelehrtengesellschaft mit bis zu 90 Ordentlichen Mitgliedern aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie mit bis zu 90 Korrespondierenden Mitgliedern weltweit. In ihrem Jungen Forum können bis zu 15 Nachwuchsforschende das Akademie-Leben mitgestalten.
Seit ihrer Gründung als Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften im Jahr 1846 sieht sich die Akademie der Tradition des von Leibniz geprägten Akademiegedankens verpflichtet, als Gelehrtengesellschaft führende Forschende verschiedenster Fachrichtungen zum regelmäßigen Diskurs zusammenzubringen. Als Forschungseinrichtung liegen ihre Schwerpunkte auf geistes- und kulturwissenschaftlichen Langfristvorhaben zur Erschließung des kulturellen Erbes sowie auf den digitalen Geisteswissenschaften. Derzeit betreibt die Akademie über 20 Vorhaben, viele davon in enger Kooperation mit Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen.