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Außergewöhnliche Ausgrabungsorte der Antike

30.04.2019

Auf eine archäologische Entdeckungsreise lädt das Würzburger Altertumswissenschaftliche Zentrum in diesem Sommersemester mit seiner Ringvorlesung ein. Die Reise führt von Süddeutschland bis nach Mesopotamien.

Wo man derzeit in den Auslagen des Buchhandels hinschaut, erleben Atlanten und Bildbände zu entlegenen Reisezielen, die uns virtuell an noch unentdeckte oder bereits vergessene Orte zu entführen versprechen, eine große Konjunktur. Zum einen haben die technischen Mittel zur Erfassung der Welt einen beeindruckenden Stand erreicht, zum anderen ist das Interesse an Orten, die zuvor noch „niemand“ gesehen hat, angesichts eines global entwickelten Tourismus enorm gewachsen. Schließlich führt der aktuell auf sozialen Netzwerken wie Instagram entfachte „Bilderstreit“ dazu, dass die Jagd nach dem originellsten Fotohintergrund zu einer Art Breitensport geworden ist.

Die Faszination von Memphis, Babylon und Olympia

Im Würzburger Altertumswissenschaftlichen Zentrum greifen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieses Bedürfnis nach immer neuen, exklusiven Eindrücken auf, indem sie das Publikum ihrer Ringvorlesung diesmal auf eine archäologische Entdeckungsreise einladen. Im Zentrum der Vorträge stehen Ausgrabungsorte, die in ganz unterschiedlicher Weise für sich in Anspruch nehmen können, außergewöhnlich zu sein.

Die Zeit der „Großen Grabungen“ setzt in den archäologischen Disziplinen im späteren 19. Jahrhundert ein, als man daran ging, aus den Schriftquellen überlieferte Stätten großflächig freizulegen. Bekanntestes Beispiel sind die Bemühungen Heinrich Schliemanns, das homerische Troja im vielschichtigen Siedlungshügel von Hissarlik aufzuspüren. Seitdem hat die Faszination, die von klingenden Namen wie Memphis, Babylon, Hallstatt oder Olympia ausgeht, an nichts eingebüßt. Die meisten dieser Orte sind zudem noch heute Gegenstand von Ausgrabungen und archäologischen Forschungen.

Aktuelle Ausgrabungen und neueste Forschungsergebnisse

In der Vortragsreihe soll es jedoch um brandaktuelle Ausgrabungsorte und die dort erzielten Forschungsergebnisse gehen. Die Ausgrabungen in der mesopotamischen Metropole Ur beispielsweise haben ebenfalls schon im frühen 20. Jahrhundert begonnen. Neue Untersuchungen erlauben aber erst jetzt detaillierte Einblicke in das alltägliche Leben der Stadtbevölkerung zu Füßen der frühesten Zikkurat Mesopotamiens vor 4.000 Jahren.

Andere Ausgrabungsorte bestechen durch ihre besonderen geographischen Bedingungen: Am Felsenberg von Qubbet el-Hawa (Assuan) tritt derzeit eine bemerkenswerte Nekropole ans Tageslicht, darunter das Grab des ägyptischen Bürgermeisters der Nil-Insel Elephantine. Ungewöhnliches Terrain bietet auch die vulkanische Insel Pantelleria auf halber Strecke zwischen Nordafrika und Sizilien, die zu den frühesten Vorposten Karthagos zählte.

Prähistorische Siedlungen wie Valencina de la Concepción (Sevilla) aus der Kupfersteinzeit oder der frühkeltische Fürstensitz der „Heuneburg“ im Südwesten Deutschlands, bekannt aus den Medien, beeindrucken durch die für ihre Zeit enormen Ausdehnungen. Ephesos, das „Pompeji des Ostens“, liefert bereits seit über 120 Jahren intensivster Forschungstätigkeit wertvolle Erkenntnisse über das Aufeinanderprallen zweier Hochkulturen, die römischen Einwanderer aus Italien und die ostgriechischen „Ureinwohner“ der Hauptstadt Ioniens.

Zeit und Ort

Die Ringvorlesung richtet sich an Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber vor allem an ein breites Publikum, das sich für die Antike interessiert. Die Vorträge finden jeweils montags im Toscanasaal der Würzburger Residenz (Südflügel, 2. Stock) statt und beginnen um 18:15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Das Programm

6. Mai              Leben in einer Metropole um 2000 vor Christus: Neue Ausgrabungen in Ur                      
                         Prof. Dr. Adelheid Otto (LMU München)

20. Mai            Aktuelles von den Grabungen in der Neuen-Reich-Nekropole auf der Qubbet-el-Hawa-Nord
                         Prof. Dr. Friederike Seyfried (Ägyptische Museum Berlin)

3. Juni             Die chalkolithische Mega-Siedlung von Valencina de la Concepción (Sevilla)                    
                         Marlene Ruppert M.A. (Uni Würzburg)

17. Juni           Pantelleria – archäologisches Neuland im Zentrum des Mittelmeers
                         Prof. Dr. Thomas Schäfer (Uni Tübingen)

1. Juli              Ephesos – Tradition und Innovation  
                         PD Dr. Martin Steskal (ÖAI-Zentrale Wien)

15. Juli            Vom "Adelssitz zur Stadt". Neue Ausgrabungen und Forschungen im Umfeld des
                         frühkeltischen Machtzentrums Heuneburg

                         Prof. Dr. Dirk Krausse (Landesamt für Denkmalpflege Esslingen)

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