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Austauschsemester daheim

05.07.2022

Einen Austausch während des Studiums wünschen sich viele Studierende. Erasmus+ macht das Studium in sämtlichen EU-Staaten möglich, andere Programme agieren sogar weltweit – doch es muss nicht immer das Ausland sein!

Der Main und die historische Innenstadt gefallen Eileen an Würzburg besonders gut.
Der Main und die historische Innenstadt gefallen Eileen an Würzburg besonders gut. (Bild: Eileen Rippe)

Corona fiel während der vergangenen zwei Jahre so mancher Plan zum Opfer – zum Beispiel was Fernreisen angeht. Auch vielen Studierenden verbaute das Virus den Weg ins Ausland. Während Urlaub in Deutschland nicht erst seit der Pandemie voll im Trend liegt, ist die Möglichkeit, für einen Teil des Studiums die Universität innerhalb der Heimat zu wechseln, dagegen noch eher unbekannt.

Genau das ermöglicht PONS. 2010 in Form eines Pilotprojekts in der Archäologie gestartet, sind heute 35 deutsche Universitäten Teil des von der Volkswagenstiftung geförderten Programms. Von Ägyptologie bis Skandinavistik reicht das Angebot insgesamt über 14 geisteswissenschaftliche Studienfächer. Seit 2019 gehört die Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg zu den ersten zehn beteiligten Hochschulen und bietet dabei an sieben Lehrstühlen Möglichkeiten zum Austausch.   

Warum in die Ferne schweifen?

Zugang zu komplementären Lehrangeboten des jeweiligen Fachs, das Knüpfen von Kontakten und die volle Anrechnung der erbrachten Leistungen stehen dabei im Fokus des Angebots. „Pons bedeutet Brücke, und genau das möchte das PONS-Projekt sein. Eine Brücke zwischen den deutschen Universitäten“ steht auf der Webseite der Stiftung.

Eine dieser Brücken hat Eileen Rippe beschritten – von der TU Braunschweig ist sie nach Würzburg gekommen. An ihrer Heimatuni studiert die 25-Jährige Germanistik und Geschichte im Master mit dem Ziel Gymnasiallehramt. Anders als in Bayern ist in Niedersachsen auch das Lehramtsstudium im Bachelor/Master-Format organisiert.

Am Braunschweiger Lehrstuhl für deutsche Philologie von Professorin Regina Toepfer arbeitete Eileen neben ihrem Studium unter der Anleitung Annkathrin Koppers im Schwerpunktprogramm (SPP) 2130 mit. „Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und beschäftigt sich mit Übersetzungskulturen der frühen Neuzeit“, erklärt Eileen. 2021 wechselte Regina Toepfer mit einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und dem Koordinationsprojekt im SPP 2130, an die JMU: „Frau Koppers fragte mich, ob das nicht auch für mich interessant wäre und gab mir das PONS-Programm als Möglichkeit eines befristeten Wechsels nach Würzburg an die Hand.“

Einen klaren Plan vor Augen

Einen Austausch während des Studiums hatte Eileen ursprünglich gar nicht auf dem Zettel, erzählt sie: „Ich hatte für das Studium einen klaren Ablauf im Kopf. Das Thema Ausland hatte ich schon vorher abgehakt und es kam darin nicht wirklich vor“, erinnert sich Eileen. Ein innerdeutscher Austausch mit der Option auf fachliche Spezialisierung weckte dann aber das Interesse der Studentin: „Jeder Lehrstuhl befasst sich ja mit etwas anderen Bereichen. PONS bietet die Möglichkeit, mein Fach nochmal von einer anderen Seite kennenzulernen und interessante Kontakte zu knüpfen.“

Die Vorzüge des Programms beschreibt Christian Buhr, am Institut für deutsche Philologie der JMU Ansprechpartner zum Thema PONS, so: „PONS koordiniert den Austauschprozess und sichert durch ein ‚Learning Agreement‘ die Anerkennung der an der Gastuniversität erbrachten Leistungen. Neue Perspektiven, Erkenntnisse, Kontakte und natürlich auch Freundschaften sind so ohne größere bürokratische Unwägbarkeiten zugänglich.“ Mit der Rückkehr zur Lehre in Präsenz soll das Programm nun auch mit Nachdruck an die Würzburger Studierenden herangetragen werden.

Würzburg die logische Wahl

Durch den Umzug des Schwerpunktprogramms aus Braunschweig an die JMU war auch Eileens Weg klar. Schnell stellte sie fest, mit Würzburg einen echten Glücksgriff gelandet zu haben: „Die Stadt ist superschön, hat, ähnlich wie Braunschweig, einen tollen historischen Kern und dann noch den Main direkt vor der Tür.“ 

Auch der Einstieg ins Studium fiel ihr nicht schwer. Zum Start ins Wintersemester 21/22, als die Lehre kurzzeitig in Präsenz möglich gewesen war, konnte Eileen sofort erste Kontakte knüpfen: „Durch den Anfang in Präsenz und die Hilfe meines Mitbewohners klappte das super. Auch die Leute am Lehrstuhl habe ich als sehr offen kennengelernt.“ Trotz der coronabedingten Rückkehr zum Online-Studium entschied sich Eileen, ihren Aufenthalt von einem auf zwei Semester zu verlängern. Jetzt freut sie sich daher umso mehr, doch noch das volle Studienerlebnis an der JMU mitnehmen zu können. 

Wie geht’s weiter?

In Würzburg belegt Eileen aktuell hauptsächlich Veranstaltungen im Bereich der Germanistik und führt ihre Arbeit am Übersetzungsprojekt fort. „In Braunschweig werde ich noch einige Module in den Erziehungswissenschaften belegen, dann folgt die Masterarbeit und anschließend bewerbe ich mich auf Referendariatsstellen.“

Den Austausch über PONS kann sie nur weiterempfehlen: „Ich finde, es ist einfach eine tolle Alternative zu den gängigen Austauschprogrammen. Gerade auf wissenschaftlicher Ebene, weil man sein Fach nochmal aus anderen Perspektiven kennenlernt. Insgesamt finde ich, dass das ganze Programm viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat.“

Von Lutz Ziegler

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