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Auszeichnungen für drei Nachwuchsforscher

30.01.2018

Die Kolonialgeschichte in Belgien und dem Kongo, die Pädagogik des 18. Jahrhunderts und die Kulturgeschichte der Wolfs-Figur: Mit diesen Themen befassen sich drei Doktorarbeiten, die jetzt vom Elitenetzwerk Bayern ausgezeichnet wurden.

Absolventenfeier des Elitenetzwerks in Würzburg mit (v.l.): Dr. Julien Bobineau, Dr. Annemarie Heiduk (Uni Bayreuth) und Ministerialdirigent Dr. Johannes Eberle. (Foto: Florian Freund / Elitenetzwerk Bayern)
Absolventenfeier des Elitenetzwerks in Würzburg mit (v.l.): Dr. Julien Bobineau, Dr. Annemarie Heiduk (Uni Bayreuth) und Ministerialdirigent Dr. Johannes Eberle. (Foto: Florian Freund / Elitenetzwerk Bayern)

Herausragende Studierende, Promovierende und Promovierte im Freistaat nachhaltig zu fördern, ist eines der wichtigen Ziele des Elitenetzwerks Bayern. Die Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst unterstützt deshalb Doktoranden an bayerischen Hochschulen mit Forschungsstipendien. Drei Nachwuchswissenschaftler der Graduate School of the Humanities (GSH) der Universität Würzburg konnten mit dieser Förderung ihre Promotionen erfolgreich abschließen und wurden jetzt mit einem Festakt für ihre akademischen Leistungen ausgezeichnet.

Im Rahmen der Absolventenfeier des Elitenetzwerk Bayerns wurden die Auszeichnungen von Ministerialdirigent Dr. Johannes Eberle Ende 2017 im Congress Centrum Würzburg an Dr. Julien Bobineau (Romanistik), Marc Klesse und Alexander Kling (beide Germanistik) verliehen. Das Forschungsstipendium umfasst ein monatliches Stipendium für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren sowie Reisekostenzuschüsse für Forschungsaufenthalte.

Herausragende Talente

„Die Studierenden und Promovierenden des Elitenetzwerks Bayern zählen zu den herausragenden Talenten an unseren bayerischen Hochschulen. Neben einer besonderen Begabung verbindet die Absolventinnen und Absolventen überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft und ungebrochenes Interesse für wissenschaftliche Fragestellungen über die Grenzen ihres eigenen Fachs hinaus“, würdigte Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle die Leistungen der Ausgezeichneten im Vorfeld des Festaktes. Das Elitenetzwerk Bayern verfügt zur Exzellenzförderung über ein Gesamtvolumen von über 20 Millionen Euro pro Jahr und zählt mehr als 8.500 Mitglieder und Alumni.

Die ausgezeichneten Nachwuchswissenschaftler haben ihre Promotion im Promotionsstudiengang „Geisteswissenschaften“ der Graduate School of the Humanities der Universität Würzburg erfolgreich abgeschlossen und haben zu vielfältigen Themen geforscht:

Der Umgang mit der Kolonialgeschichte

Dr. Julien Bobineau analysiert in seiner Dissertation den jeweiligen Umgang mit der Kolonialgeschichte in Belgien und in der Demokratischen Republik Kongo. Im Fokus steht dabei Patrice Lumumba, erster Ministerpräsident des ehemaligen Belgisch-Kongo, der 1961 im Auftrag Belgiens getötet wurde. Die Beteiligung der belgischen Politik und des Königshauses an diesem politischen Mord konnte bis 1999 gezielt verschleiert werden, weshalb eine offizielle Aufarbeitung des Todesfalls lange Zeit kaum möglich war. Die geschichtspolitische Erinnerung an Lumumba wurde folglich systematisch unterdrückt und wurde deshalb vor allem in kulturellen Diskursen praktiziert. Bobineaus Arbeit bietet eine fundierte Studie zur literarischen Repräsentation von Lumumba im belgischen Drama sowie in der kongolesischen Lyrik und versucht dabei, die postkoloniale Literaturtheorie zu aktualisieren und neu zu verorten.

Die Pädagogik des 18. Jahrhunderts

Marc Klesse betrachtet in seiner Dissertation unter dem Titel „Archive der Kindheit. Pädagogik und Literatur von Sulzer bis Tieck“ die Pädagogik des 18. Jahrhunderts aus einem neuen wissensgeschichtlichen Blickwinkel. Anhand von literarischen und wissenschaftlichen Texten zwischen 1750 und 1800 zeichnet er nach, wie die Aufklärung das Kind als Humankapital entdeckt und durch verschiedene Strategien der Disziplinierung und Kultivierung seinem Endzweck zuführen will. Dieser besteht nicht nur in der Produktion mündiger, aufgeklärter Individuen, die in die Gesellschaft eingebunden werden. Vielmehr verschreibt sich die aufgeklärte Pädagogik der Nutzbarmachung physisch und psychisch intakter Lebewesen, die den Fortbestand des menschlichen Gattungskörpers sichern sollen.

Die Kulturgeschichte der Wolfs-Figur

Die kulturwissenschaftliche Studie von Alexander Kling beschäftigt sich mit der Kulturgeschichte der Wolfs-Figur. Ausgangspunkt der Untersuchung ist das Auftreten der Wolfspopulation in deutschsprachigen Augenzeugenberichten, Jagdtraktaten sowie in politischen, zoologischen und literarischen Texte vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Im Kontext des 30-jährigen Krieges vermehren sich die Wölfe zunächst in einer tiefgreifenden Krisensituation und werden so zu deren zeichenhafter Verkörperung. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts bricht die Wolfspopulation schließlich zusammen, das 19. Jahrhundert kennt nur mehr „letzte Wölfe“, deren Tötung als Triumph des Menschen regelrecht inszeniert wird. Die Studie weist nach, dass mit der textlichen Ausrottung der Wölfe immer auch die übergeordnete politische und zivilisatorische Ordnung zur Disposition steht.

Kontakt

Dr. Julien Bobineau, julien.bobineau@uni-wuerzburg.de

Marc Klesse, marc.klesse@uni-wuerzburg.de

Alexander Kling, akling@uni-bonn.de

Homepage des  Elitenetzwerks Bayern

Homepage der Graduate School of the Humanities 

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