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Bahn frei für Corona-Forschung und Neubauten

21.07.2020

Zwei Themen standen im Mittelpunkt einer Pressekonferenz mit Wissenschaftsminister Bernd Sibler am Würzburger Uniklinikum: Eine Studie zu Coronainfektionen und die Neubauprojekte Kopfkliniken und Zentrum Frauen-Mutter-Kind.

Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (vorne) übernahm die Schirmherrschaft für das Würzburger STAAB-COVID-Programm – im Beisein der Professoren Matthias Frosch, Georg Ertl, Peter U. Heuschmann, Stefan Störk und Christoph Maack (von links).
Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (vorne) übernahm die Schirmherrschaft für das Würzburger STAAB-COVID-Programm – im Beisein der Professoren Matthias Frosch, Georg Ertl, Peter U. Heuschmann, Stefan Störk und Christoph Maack (von links). (Bild: Margot Rössler / Uniklinikum Würzburg)

Es sind zukunftsweisende Investitionen, die das Bayerische Wissenschaftsministerium kürzlich tätigte. Zum einen fördert es das Würzburger STAAB-COVID-Programm mit 1,5 Millionen Euro. Zum anderen wurde in der vergangenen Woche der Planungsauftrag für essentielle Neubauvorhaben des Uniklinikums Würzburg erteilt. Beide Projekte wurden bei einer Pressekonferenz mit Staatsminister Bernd Sibler im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg präsentiert.

Nach der Begrüßung durch Professor Georg Ertl, den Ärztlichen Direktor des Uniklinikums Würzburg (UKW), betonte Würzburgs Unipräsident Alfred Forchel den engen Schulterschluss zwischen Klinikum und Universität sowie die Exzellenz der gemeinsamen Forschung: „Wir zählen zwar nicht zu den größten Universitäten weltweit, publizieren aber sehr hochrangig und im überdurchschnittlichen Maße.“

Forschung, um lebensrettende Erkenntnisse zu erhalten

Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte, dass ihm die wissenschaftliche Arbeit zum Thema Corona sehr am Herzen liege: „Wir fördern die Corona-Forschung, um lebensrettende Erkenntnisse zu erhalten. Wir wollen das Virus verstehen, die Pandemie eindämmen und die Behandlung optimieren. Besonnene Entscheidungen kann nur derjenige treffen, der auf fachlichen Rat hört. Das haben wir in Bayern getan und werden wir weiterhin tun.“

Die Universitätsmedizin in Bayern sei die Speerspitze der Patientenversorgung und gleichzeitig das Rückgrat im Kampf gegen Corona. Durch vorausschauende Maßnahmen konnten im Freistaat Zustände wie andernorts und weltweit vermieden werden. „Wir wollen auch auf eine mögliche zweite Corona-Welle gut vorbereitet sein und den Menschen Sicherheit bieten. Das STAAB-COVID-Programm kann dazu beitragen“, ist sich Sibler sicher.

Erkenntnisgewinn auf breiter Datenbasis und Corona-Frühwarnsystem

Das von seinem Ministerium mit 1,5 Millionen Euro unterstützte Würzburger Programm wird von Professor Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI), und Professor Peter U. Heuschmann, Direktor des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Uni Würzburg, geleitet. „Die Studie lief bereits sieben Jahre, das heißt, wir haben Informationen vor der Corona-Krise, aber auch aktuell und in Zukunft“, erläuterte Störk.

Das DZHI habe bei seiner Gründung vor zehn Jahren in die Statuten aufgenommen, auch Forschung für die Region zu betreiben. In der von der Stadt Würzburg unterstützten STAAB-Studie, an der 5.000 hochmotivierte Bürgerinnen und Bürger teilnehmen, werden Krankheitsauslöser für eine Herzinsuffizienz und Gesundheitsverstärker gesucht. „Wir haben also umfängliche Vorinformationen über das Ausmaß der Vorerkrankungen und auch Biomaterialien, die wir nun mit den neu gewonnenen Informationen und Blutwerten vergleichen können“, verdeutlichte Störk.

Denn seit Juli dieses Jahres werden die STAAB-Probanden für einen kurzen persönlichen Termin ins DZHI eingeladen, um eine Blutprobe abzugeben sowie Fragen zur psychischen Belastung, aber auch zu Änderungen des Lebensstils und zu Folgen der Pandemie zu beantworten. Innerhalb der nächsten zwei Jahre folgen in regelmäßigen Abständen weitere Untersuchungen auf Corona-Infektionen und SARS-CoV-2 Antikörper. Das neue STAAB-COVID-Programm bietet laut Störk mit seiner bereits eingehend typisierten Kohorte die einzigartige Möglichkeit, sowohl kurz- als auch langfristig und mit höchster Qualität eine Reihe von hochrelevanten Fragen zu beantworten.

Professor Georg Ertl fügte hinzu: „Wir kennen die Risikofaktoren und können definieren, ob und welche Risikofaktoren mitverantwortlich sind für Covid-Erkrankungen jetzt und in Zukunft. Ferner erhalten wir einen repräsentativen Überblick über den Infektionsstatus der Würzburger Bevölkerung. Sequentielle Abstriche können frühzeitig auf eine zweite Welle hinweisen und es ermöglichen, das regionale Gesundheitssystem darauf einzustellen.“

Den Menschen Lebenssicherheit geben

Minister Sibler übernahm gerne die Schirmherrschaft für das STAAB-COVID-Programm und bedankte sich bei allen Beteiligten für die beeindruckende Pionierarbeit: „Die Datengrundlage ist enorm, wir hoffen nun, daraus grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen. Wir wollen das Virus besiegen und den Menschen Lebenssicherheit geben.“ Er betonte die Vernetzung der Wissenschaft. „Wir führen die Erkenntnisse aus verschiedenen Studien zusammen, um ein großes Bild zu erhalten. Wissenschaft profitiert entscheidend von Vernetzung, auch international. Forscherinnen und Forscher müssen aus verschiedenen Disziplinen und verschiedenen Ländern zusammenarbeiten.“

Genau das ist das Credo des DZHI, das dessen Sprecher, Professor Christoph Maack, bei der Pressekonferenz kurz vorstellte. Herzinsuffizienz ist eine der großen Volkskrankheiten. Mehr als ein Drittel der Todesfälle gehen hierzulande auf Herz-Kreislauferkrankungen zurück. Nach dem ersten stationären Aufenthalt im Krankenhaus haben Herzinsuffizienz-Patienten eine durchschnittliche Lebenserwartung von zweieinhalb Jahren. Mehr als die Hälfte der Betroffenen hat sieben oder mehr Begleiterkrankungen. Diese Systemerkrankung könne man nur gemeinsam erforschen und behandeln, also in interdisziplinärer Zusammenarbeit. Im DZHI wird die Herzinsuffizienz von der Zelle bis zum Patienten nachverfolgt. Und auch die Prävention ist ein wichtiges Thema.

Planungen zum Erweiterungsgelände Nord können beginnen

Aus aktuellem Anlass standen außerdem die Neubauprojekte Kopfkliniken und Zentrum Frauen-Mutter-Kind des Uniklinikums Würzburg auf der Agenda der Pressekonferenz. Am 10. Juli 2020 hatte das Wissenschaftsministerium zusammen mit dem Finanz- und Bauministerium den jeweils ersten Bauabschnitt beider Vorhaben genehmigt. Damit ist der Weg frei für die Planungen zur Bebauung des Erweiterungsgeländes Nord, das der Freistaat im Herbst 2019 von der Stiftung Juliusspital erworben hatte. „Die Notwendigkeit dieses Ausbaus ist völlig unbestritten“, sagte Bernd Sibler: „Neben einer auch künftig zeitgemäßen Patientenversorgung wird dadurch die Voraussetzung geschaffen, dass die Würzburger Universitätsmedizin auch weiterhin national und international sichtbar und konkurrenzfähig bleibt.“ Laut Professor Ertl bieten die Neubauten nicht zuletzt die Chance, aktuelle Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie, zum Beispiel zum Infektionsschutz, in die Planungen einfließen zu lassen.

Die jetzt anstehenden ersten Bauabschnitte der Kopfkliniken mit einer Nutzungsfläche von über 18.000 Quadratmetern und das Zentrum Frauen-Mutter-Kind mit gut 11.000 Quadratmetern sollen in engem räumlichen Zusammenhang errichtet werden. Dadurch können Flächensynergien erzielt und Funktionsabläufe optimiert werden. Die Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt Neubau der Kopfkliniken liegen bei 450 Millionen Euro, während für das Zentrum Frauen-Mutter-Kind 285 Millionen Euro erwartet werden. Joachim Fuchs, der Leitende Baudirektor am Staatlichen Bauamt Würzburg, kündigte an, dass in der jetzt beginnenden Planungsphase alle Möglichkeiten zur Beschleunigung genutzt werden, sodass im Idealfall ein Baubeginn bereits in drei Jahren machbar sei.

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Von Pressestelle UKW

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