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BEBUC-Stipendien: Große Begutachtungsreise im Kongo

11.04.2017

Das Exzellenzstipendienprogramm BEBUC fördert herausragende Studierende und Schüler im Kongo und begleitet sie auf dem Weg zur Professur. Als Ergebnis der neuesten Evaluierung werden nun insgesamt 191 Stipendiaten an 25 kongolesischen Partnereinrichtungen der Universität Würzburg unterstützt.

Eine neue Kandidatin, Céline Mwiza vom Gymnasium Institut Metanoïa in Goma, stellt sich erfolgreich dem BEBUC-Komitee vor (von links): T. Bishola, S. Pöhlmann (stehend), V. Mambo, K. Ndjoko, H. Mavoko, V. Mudogo. (Foto: M. Badesire)
Eine neue Kandidatin, Céline Mwiza vom Gymnasium Institut Metanoïa in Goma, stellt sich erfolgreich dem BEBUC-Komitee vor (von links): T. Bishola, S. Pöhlmann (stehend), V. Mambo, K. Ndjoko, H. Mavoko, V. Mudogo. (Foto: M. Badesire)

Die letzte BEBUC-Begutachtung hatte im Juni 2016 im Westen der Demokratischen Republik Kongo stattgefunden, in der Hauptstadt Kinshasa. Nun waren im Rahmen einer großen Evaluierungs-Rundreise die anderen 16 BEBUC-Institutionen an der Reihe - im Osten, Norden, Zentrum und Süden des Landes.

Neben der alljährlichen Begutachtung bereits geförderter Stipendiaten wurden auch circa 50 neue Kandidaten geprüft. Nach Ausschreibung und öffentlichen Informationsveranstaltungen erfolgte die Vorauswahl der besten Bewerbungen durch das lokale BEBUC-Komitee und schließlich die eigentliche Begutachtung durch das internationale Prüfungsgremium, mit Vortrag und Befragung an der Tafel.

Diesmal hatten 18 der neuen Kandidaten Erfolg (davon zehn weibliche) und bekamen das begehrte Stipendium. Zusammen mit den erfolgreich verlängerten Stipendiaten fördert BEBUC damit derzeit 191 herausragende junge Kongolesen an 25 Schulen und Unis im Kongo.

Evaluierung im Osten des Landes

Die Reise begann in Butembo, im Osten des Landes, in der Provinz Nord-Kivu. Dort ist BEBUC besonders breit aufgestellt, mit gleich sechs Institutionen: Neben der schon seit 2010 beteiligten Université Catholique du Graben machen hier zwei weitere Unis mit (die Université Officielle de Ruwenzori seit 2012 und die Université Libre des Pays des Grands Lacs seit 2013) sowie zwei Gymnasien (das Institut Kambali und, noch in der Testphase, die Mädchenschule Institut Malkia wa Mbingu) und eine Grundschule (Ecole Primaire Nyuki). Eine Besonderheit: die Stadt Butembo selbst ist institutionelles Mitglied im Förderverein Uni Kinshasa e.V., der das Stipendienprogramm organisiert.

In Butembo wurden auch Kandidaten aus Kisangani, im Norden des Landes, geprüft. Die Uni Kisangani nimmt seit 2014 am Stipendienprogramm teil.

Von Butembo ging es nach Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu. Erst kürzlich hatte BEBUC mit Unterstützung zahlreicher Spender aus Deutschland Fachbücher für den Aufbau der neuen Medizinischen Fakultät der seit 2012 beteiligten Université Libre des Pays des Grands Lacs bereitgestellt. Seit 2014 ist dort auch das Gymnasium Institut Metanoïa mit dabei.

Nun wurde im Rahmen der feierlichen Stipendienzeremonie der Kooperationsvertrag mit der Uni Würzburg und BEBUC unterzeichnet. Das Team besuchte auch das berühmte Krankenhaus HEAL Africa, das auf die Behandlung von Kriegsverletzten spezialisiert ist und seit Jahren mit BEBUC kooperiert, sowie die Organisation Congo Clean Cookers (CCC), die BEBUC-Stipendiaten unter der Leitung von Janvier Kamundala gegründet haben mit dem Ziel der nachhaltigen Nutzung von Sonnenergie.

Per Boot ging es über den Kivusee nach Bukavu, Hauptstadt von Süd-Kivu. Hier machen seit 2012 die Université Catholique de Bukavu und die Université Officielle de Bukavu mit sowie das Gymnasium Collège Alfajiri. Diese exzellente Schule hat schon mehrfach herausragende Abiturienten hervorgebracht, darunter kürzlich den BEBUC-Stipendiaten Nathan Okole, mit seinem Kongo-weit besten Zentral-Abitur mit Spezialisierung in Mathematik-Physik. Das Komitee führte auch Kooperationsgespräche mit dem bekannten Hôpital Panzi, das sexuell misshandelte Frauen behandelt.

Reise nach Lubumbashi im Süden

Da die Reise nach Mbuji-Mayi im Zentrum des Landes aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagt werden musste, ging es von Bukavu aus direkt weiter nach Lubumbashi, der Hauptstadt der Provinz Haut-Katanga.

Die Université de Lubumbashi ist seit 2013 in BEBUC aktiv. Erst kürzlich hatte der neue Rektor, Professor Gilbert K. Fitula, die Uni Würzburg besucht. Ebenfalls beteiligt ist das Mädchengymnasium Lycée Tuendelee, das soeben einen Seminarraum für die Stipendiatinnen bereitgestellt hat. BEBUC hat den Raum nun, aus privaten Spenden finanziert, mit Computern ausgestattet, so wie auch an den anderen BEBUC-Zentren. Erstmals dabei war nun die gleichnamige Mädchengrundschule, die als Testlauf drei Kandidatinnen stellte.

Das Gutachtergremium

Dem Evaluierungskomitee unter Vorsitz von Professor Gerhard Bringmann vom Lehrstuhl Organische Chemie I der Uni Würzburg gehört von Anfang an auch Professor Virima Mudogo von der Uni Kinshasa (und Alumnus der Uni Würzburg) an sowie Professorin Karine Ndjoko (Uni Würzburg und Universität Lubumbashi) und Dr. Hypolite Mavoko (Tropenmediziner an der Uni Kinshasa).

Neu als Gäste dabei waren diesmal im Osten Sylvia Pöhlmann, Vorsitzende der Holger-Pöhlmann-Stiftung, die vor allem Medizinstudierende bei Trainingskursen unterstützt, Professor Vikandy Mambo, der ehemalige Rektor einer der Unis in Butembo, sowie Tania Bishola, Masterstudentin in Biologie und Prime Speaker aller BEBUC-Stipendiaten (Hauptsprecher).

Im Süden wurde das Team durch die geisteswissenschaftliche Expertise von Coco Mvumina (BEBUC-Sekretärin und Mitglied im Vorstand des Fördervereins) komplettiert. Da Gerhard Bringmann aus gesundheitlichen Gründen noch nicht wieder in den Kongo reisen konnte, leitete er, wie schon 2016, die Prüfungen per Videokonferenz.

Ziele

Ziel des Stipendienprogramms ist die Erkennung herausragender junger Kongolesen und ihre Unterstützung bei ihrer akademischen Karriere. Dabei legt BEBUC nicht nur auf brillante Studienleistungen Wert, sondern auch auf organisatorische, sprachliche und soziale Kompetenz und auf ethische Werte. Wichtige Anliegen von BEBUC sind auch die Frauenförderung und, wo erforderlich, humanitäre und medizinische Hilfe für die Stipendiaten. BEBUC steht für Gleichbehandlung und Schutz von Minoritäten – und für Demokratie.

Demokratische Struktur in BEBUC

Nach den Evaluierungen wählen die Stipendiaten jeder Einrichtung einen Sprecher oder eine Sprecherin, gegebenenfalls auch noch zusätzlich Stellenvertretungen. Diese bilden einen Sprecherrat, der die Stipendiaten nach innen und außen vertritt und einmal im Jahr aus seinen Reihen einen Prime Speaker wählt. Dass die Demokratie in BEBUC funktioniert, haben die Stipendiaten neulich bewiesen, als sie per Vertrauensvotum über einen Sprecher befanden, der sich regelwidrig verhalten hatte.

Betreuung der BEBUC-Stipendiaten

Neben der Auswahl der Stipendiaten und ihrer finanziellen Unterstützung ist ihre individuelle Beratung ein Herzstück der Tätigkeiten von BEBUC – nicht nur bei der Begutachtung, sondern ganzjährig durch die Tutoren, vor allem durch das spezifische Mentoring durch Karine Ndjoko, die den Stipendiaten wertvolle Anregungen gibt für ihre Master- und Doktorarbeiten und für ihre Rückkehr in den Kongo.

Weitere Highlights in BEBUC sind die gemeinsamen Exkursionen, mit Outdoor-Seminaren, aber auch die persönlichen Patenschaften und die Möglichkeit zu internationalen Trainingskursen.

Fördermittel

Unterstützt wird das Stipendienprogramm durch den Förderverein und seine derzeit über 1750 persönlichen und 50 institutionellen Mitglieder aus weltweit 54 Ländern sowie durch großzügige Spenden, durch die Holger-Pöhlmann-Stiftung und die Bayer-Stiftung für Wissenschaft und Bildung, vor allem aber durch die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, die das Projekt seit 2010 maßgeblich fördert.

Stipendienfeiern

Den Abschluss der Begutachtung bildeten an jedem der vier Evaluierungsorte wie immer die Stipendienzeremonien. Hier wurden in Gegenwart hoher Ehrengäste aus Hochschule und Politik die Stipendien-Zertifikate überreicht, aber auch Patenschaftsurkunden und persönliche Briefe der Paten aus Europa.

Ein weiterer Höhepunkt war die Verleihung von BEBUC-Preisen für besonders herausragende Stipendiaten. Geehrt wurden diesmal Salomé Kahindo aus Butembo (Wirtschaftswissenschaften) und Mwanack Kakule (Öffentliches Gesundheitswesen) aus Butembo, Janvier Kamundala aus Goma (Angewandte Wissenschaft und Technologie), Gauthier Bahizire aus Bukavu (Medizin) und Florent Tshibwid aus Lubumbashi (Medizin); sie alle hatten brillante Studienleistungen erbracht und sich zudem für die Stipendiaten eingesetzt. Den festlichen Abschluss der Feiern bildeten jeweils die kongolesische und die deutsche Nationalhymne.

Zukunftspläne

Mit nunmehr 191 Stipendiaten nähert sich BEBUC dem angestrebten Plateau von etwa 200 Stipendiaten. “Dieses hochgesteckte Ausbauziel gibt vielen jungen Kongolesen die Chance, eine akademische Karriere auf hohem Niveau zu verfolgen – und so zum Wiederaufbau des Landes beizutragen. Diese Zahl erlaubt andererseits weiterhin die intensive und individuelle Betreuung, die so charakteristisch für BEBUC ist“, so Bringmann. “Zugleich sehen wir unser Förderkonzept durch die hervorragenden Resultate unserer Stipendiaten und ihre internationale Anerkennung, zum Beispiel durch Preise und Auszeichnungen, bestätigt.“

Die nächste Begutachtung soll wieder im Westen und dann auch im Zentrum des Landes stattfinden.

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T +49 931 31‐85323, bringman@chemie.uni‐wuerzburg.de

Zum BEBUC-Programm und zum Förderverein Uni Kinshasa e.V.

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