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Bernadette Hahn macht Modellierungen

13.09.2016

Bildgebende Verfahren der Medizin mit mathematischen Modellierungen weiter verbessern: Daran arbeitet Bernadette Hahn (29), die seit April 2016 an der Uni Würzburg Juniorprofessorin in der Mathematik ist.

Bernadette Hahn, Juniorprofessorin für Mathematik an der Universität Würzburg. (Foto: privat)
Bernadette Hahn, Juniorprofessorin für Mathematik an der Universität Würzburg. (Foto: privat)

Mathematik, Wirtschaftswissenschaften oder Architektur? Diese drei Fächer kamen in die engere Auswahl, als Bernadette Hahn sich überlegte, was sie studieren sollte. Schließlich entschied sie sich für Mathematik. 2006 nahm die damals 19-Jährige an der Universität des Saarlandes ihr Studium auf. Nur zehn Jahre später, seit April 2016, ist sie Juniorprofessorin an der Universität Würzburg.

„Ich habe mich für diesen Weg anstelle einer Habilitation entschieden, weil ich als Juniorprofessorin eigenständig arbeiten kann“, so die Wissenschaftlerin. Auf eine Juniorprofessur kann man sich mit abgeschlossener Promotion bewerben und dann unabhängig forschen und lehren, während man bei der Habilitation von der Betreuung durch den Inhaber eine Professur abhängig ist.

Dass sie einmal Juniorprofessorin sein würde, hätte sie zum Beginn ihres Studiums nicht gedacht. Damals schwebte der von Zahlen begeisterten Saarländerin noch eine Tätigkeit in der Wirtschaft vor, denn die Chancen auf dem Arbeitsmarkt wurden ihr sehr rosig geschildert. Egal, ob in der Versicherungsbranche, der Medizin mit ihren komplizierten Apparaturen oder der Automobilindustrie: Überall in der digitalen Welt sind Menschen mit mathematischem Sachverstand gefragt. Das habe sich seit 2006 auch nicht geändert, so Hahn. Wer Mathematik studiert, habe gute Aussichten auf einen guten Job.

Schulmathematik ≠ Unimathematik

Die ersten Schritte auf dem Karriereweg seien allerdings fordernd. „Das liegt daran, dass sich Mathematik an der Universität grundlegend von der Schulmathematik unterscheidet“, sagt Hahn. Bis zur Abiturprüfung geht es nach ihren Worten darum, Formeln zu beherrschen. Manchmal ist der Kontext schwierig, die Aufgaben bereiten dann Kopfzerbrechen. Dabei werde aber stets von Voraussetzungen ausgegangen, die den Schülern vertraut sind – etwa vom rechtwinkligen Dreieck, wenn es um den Satz des Pythagoras geht.

Mit dieser „Kochrezept-Mathematik“ komme man an der Uni nicht weit. Hier besteht die große Herausforderung darin, Lösungen für bis dato völlig unbekannte mathematische Situationen zu finden. Das Terrain ist plötzlich alles andere als vertraut. Allein die Frage, mit welchen Formeln sich überhaupt operieren lässt, kann stundenlanges Nachdenken erfordern.

Hartnäckig bleiben bei der Problemlösung

Wer Mathematik studieren will, sollte also nicht nur eine Leidenschaft für Zahlen, Geschick im Umgang mit Computern und abstraktes Vorstellungsvermögen mitbringen. Es braucht auch den eisernen Willen, sich durch ein Problem zu beißen, das anfangs unlösbar erscheint – wenn es sein muss, auch mal eine ganze Nacht hindurch.

„Im Studium erfasst man mathematische Aufgaben nicht mehr auf den ersten Blick“, sagt die junge Wissenschaftlerin, die selbst oft genug für kurze Zeit am Rande der Verzweiflung war, weil sie partout nicht auf die gesuchte Lösung kommen wollte. Umso schöner sei es dann gewesen, wenn nach langem Ringen der Lösungsweg aufschien.

Aktivitäten in der Lehre

Als Juniorprofessorin ist Bernadette Hahn sowohl in der Lehre als auch in der Forschung tätig. Im Wintersemester 2016/17 wird sie für Studierende des zweiten und dritten Semesters eine Vorlesung zur Numerischen Mathematik sowie ein Seminar für Masterstudierende anbieten. In den Lehrveranstaltungen sitzen ein wenig mehr Männer als Frauen, beobachtet sie. Doch gerade den jungen Frauen, die sich auf ein Mathe-Studium einlassen, bescheinigt Hahn hohe Motivation, großes Interesse und eine Menge Ehrgeiz.

Bildgebung in der Medizin verbessern

Als Wissenschaftlerin beschäftigt sich Hahn mit bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie. Konkret geht es dabei um neue Ansätze bei der mathematischen Modellierung. Die könnten dazu beitragen, dass Menschen, die zum Beispiel an Krebs leiden, bei der Untersuchung „in der Röhre“ qualitativ bessere Diagnosen gestellt bekommen.

Wann die ersten mit ihren Ideen optimierten Geräte in einer Klinik stehen werden, kann Hahn nicht sagen – sie betreibt Grundlagenforschung. Und die kostet immer viel Zeit. Auch hier gehört es dazu, sich durchzubeißen. Motivierend ist für die Juniorprofessorin die Aussicht, dass die Ergebnisse ihrer Forschung einmal ganz praktisch angewandt werden und kranken Menschen zu Gute kommen können. Dabei lassen sich mit ihren Ideen nicht nur bildgebende Verfahren verbessern: „Sie könnten auch in der Materialwirtschaft Anwendung finden.“

Werdegang von Bernadette Hahn

Geboren wurde Bernadette Hahn 1987 in Dudweiler im Saarland. An der Universität in Saarbrücken studierte sie Mathematik mit dem Nebenfach Wirtschaftswissenschaft, dort absolvierte sie 2013 auch ihre Promotion mit dem Thema „Rekonstruktionsverfahren in der dynamischen Computertomographie“. Auslandserfahrung sammelte sie unter anderem als Gastwissenschaftlerin und Dozentin an der Tufts University in Medford (USA).

Kontakt

Prof. Dr. Bernadette Hahn, Mathematische 4D-Mikroskopie – Modellierung, Bild- und Datenverarbeitung, T (0931) 31-81737, bernadette.hahn@mathematik.uni-wuerzburg.de

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