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Beste Bewertung von der Zulassungsbehörde

18.09.2018

Die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des Uniklinikums Würzburg hat eine Inspektion der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA bestanden. Das Ergebnis bestätigt die hohe Qualität bei klinischen Studien.

Gruppenbild
Die FDA-Inspektorin Joanne Schlossin (rotes Shirt) zusammen mit dem von Peter Kranke (rechts neben der Inspektorin) geleiteten Studienteam der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie. (Foto: Stefan Krummer/UKW)

Die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des Uniklinikums Würzburg (UKW) beschäftigt sich schon seit Anfang der 1990er-Jahre in der klinischen Arbeit und in zahlreichen Studien intensiv mit dem Thema „Übelkeit und Erbrechen nach Anästhesie und Operation und deren Vermeidung“. In der Fachwelt bezeichnet man diese Nebenwirkungen als PONV – Postoperative Nausea and Vomiting. „PONV zählt zu den häufigsten postoperativen Komplikationen“, sagt Professor Peter Kranke, der die klinischen Studien leitet. „Zur Prophylaxe dieser Nebenwirkung stehen bereits eine Reihe von zugelassenen Medikamenten zur Verfügung, die Pharmaindustrie arbeitet allerdings weiter an noch nebenwirkungsärmeren Wirkstoffen und Wirkstoffkombinationen, um PONV noch besser in den Griff zu bekommen.“

Zwei Studien zu Amisulprid

Eine Kandidatin ist die Substanz Amisulprid. Dieses Mittel wird schon seit Jahrzehnten zur Therapie von Psychosen eingesetzt. Das hat es mit anderen bereits bekannten Wirkstoffen, wie Droperidol, gemeinsam, die in sehr niedriger Dosierung seit langer Zeit gegen postoperative Übelkeit eingesetzt werden.

Ein Pharmaunternehmen strebt nun die behördliche Zulassung für Amisulprid – in geringer Dosierung und intravenös – zur Vorbeugung und Therapie von PONV an. Dazu hat es einen Zulassungsantrag bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) gestellt. Für die Zulassung sind zahlreiche klinische Studien erforderlich.

An vielen dieser akribisch geplanten Untersuchungen ist auch die Klinik für Anästhesiologie des UKW als international renommiertes Studienzentrum maßgeblich beteiligt. „Bei zwei der jüngeren Therapiestudien rekrutierten wir zusammen über 660 Patienten“, erklärt Kranke. Vermutlich sei diese hohe Teilnehmerzahl ein Grund dafür gewesen, dass sich die FDA in diesem Jahr zu einer Inspektion am UKW anmeldete.

Wurde gemäß guter klinischer Praxis gearbeitet?

Vereinfacht gesagt, will die Zulassungsbehörde mit einer solchen Untersuchung feststellen, ob an den Studienzentren „alles mit rechten Dingen“ zugeht. Typische Fragen, die dabei geklärt werden, sind beispielsweise: Sind die Daten, die der Sponsor, also das Pharmaunternehmen, für die Zulassung bei der FDA eingereicht hat, auf tatsächlich existierende Patienten zurückzuführen? Kamen die Daten nachweislich gemäß guter klinischer Praxis zustande? Wurde dem Patientenschutz genüge getan? Wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer adäquat aufgeklärt und war ihre Sicherheit zu jeder Zeit gewährleistet?

Für zwei Wochen kam eine FDA-Inspektorin ans UKW: „Da es keine Handlungsanweisungen seitens der Behörde im Vorfeld gab, waren wir sehr gespannt auf den Ablauf der Überprüfung. Da solche Inspektionen außerdem in Deutschland bislang sehr selten durchgeführt wurden, war es für uns auch kaum möglich, von den Erfahrungen anderer Studienzentren zu profitieren“, sagt Kranke.

Tiefschürfende Überprüfung erfordert hohen Aufwand

Wie sich zeigte, waren sowohl der Umfang der Untersuchungen durch die Inspektorin und der damit für die Klinik verbundene Aufwand extrem hoch. Allein alle Patientenakten der annähernd 700 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer an einem Ort parat zu haben, sei eine organisatorische und logistische Herausforderung gewesen.

Neben Patientenakten wurden auch andere Unterlagen stichprobenartig überprüft, die etwas mit den Studien zu tun hatten. So wurden die Zertifikate der eingesetzten Geräte und des involvierten Personals im Labor kontrolliert. Die Inspektorin überprüfte, ob der Datenschutz vollumfänglich eingehalten wird. Außerdem verlangte sie Nachweise, dass die Kühlkette für das Medikament kontinuierlich eingehalten wurde.

Sehr wichtig waren der Prüferin laut Kranke von einem unabhängigen Dolmetscher begleitete Interviews mit vielen Beschäftigten, um die einzelnen Arbeitsprozesse im Zusammenhang mit den Studien genau nachvollziehen zu können. „Generell beeindruckte uns das äußerst autonome Agieren der Inspektorin. Für ein nach FDA-Maßstäben vollkommen unbeeinflusstes Arbeiten hatte all die Gastfreundlichkeit, die wir normalerweise anbieten, hier wenig Platz, was für uns im zwischenmenschlichen Umgang zunächst schon gewöhnungsbedürftig war“, sagt Kranke.

Bestmögliches Ergebnis

Ende August 2018 teilte die FDA das offizielle Ergebnis schriftlich mit: „No Action Indicated“, kein Handlungsbedarf. Hinter diesen nüchternen Worten verbirgt sich die bestmögliche Antwort der Zulassungsbehörde. „Dieses Ergebnis stärkt natürlich weiter unser internationales Renommee als Prüfzentrum. Wir empfinden die erfolgreiche Inspektion als eine Auszeichnung, die belegt, dass hier an der Klinik bei Studien nachweislich solide und akkurat gearbeitet wird – auch bei großen Zahlen an Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern“, sagt Professor Norbert Roewer, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie am UKW. Außerdem sei es ein wichtiges Signal für die Öffentlichkeit: „Die FDA-Inspektion und andere Kontrollmechanismen beweisen, mit welcher Stringenz, Akribie und Sicherheit in der Medikamentenzulassung vorgegangen wird. Nicht vergessen sollte man auch, dass alle klinischen Studienvorhaben zuvor intensiv durch Ethikkommissionen und im Rahmen interner Begutachtungen überprüft werden.“

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Von Uniklinikum

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