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Bismut im Visier

31.03.2020

Dr. Crispin Lichtenberg ist Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Anorganische Chemie. Für seine Forschung ist er jetzt von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Universitätsprofessoren/innen für Chemie ausgezeichnet worden.

Crispin Lichtenberg forscht bevorzugt am Element Bismut. Er will das Element und seine Verbindungen als Reagenzien und Katalysatoren in chemischen Prozessen einsetzen.
Crispin Lichtenberg forscht bevorzugt am Element Bismut. Er will das Element und seine Verbindungen als Reagenzien und Katalysatoren in chemischen Prozessen einsetzen. (Bild: Andreas Oechsner)

Jedes Jahr vergibt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Universitätsprofessoren und ‐professorinnen für Chemie (ADUC) bis zu drei Preise an hervorragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die eine akademische Karriere anstreben und noch keine permanente Professur innehaben. Diese werden für die Etablierung eines eigenen Forschungsprogramms ausgezeichnet. Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert. Unter den drei Gewinnern ist in diesem Jahr auch ein Wissenschaftler der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) vertreten: der Privatdozent Dr. Crispin Lichtenberg.

Lieblingselement Bismut

Lichtenberg ist Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Anorganische Chemie der Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg. Angegliedert an den Lehrstuhl von Professor Holger Braunschweig befasst seine Gruppe sich mit Komplexen von Hauptgruppenmetallen und ihren Anwendungen in Synthese und Katalyse. Sein Lieblingselement ist das Bismut. Ausgezeichnet wurde er jetzt „für seine präparativen Arbeiten auf den Gebieten der niedervalenten, kationischen und radikalischen Bismut-Chemie, darunter die Isolierung und Charakterisierung neuer Stoffklassen“, wie es in einer Pressemitteilung der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), dem Dachverband der ADUC, heißt.

Bemerkenswert sind insbesondere seine Publikation „über die doppelte C‐H‐Aktivierung eines maskierten kationischen Bismutamids und ein Bericht über den Einsatz von Übergangsmetall‐Bismutanen in thermisch induzierten Cycloisomerisierungen“ – so die Pressemitteilung der GDCh –, die in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie veröffentlicht wurden.

Wieso sich Lichtenberg ausgerechnet für das Element Bismut begeistern kann? Dafür seien im Wesentlichen drei Faktoren verantwortlich, sagt er. „Bismut steht im Periodensystem in einem Bereich, in dem sich die Elemente durch eine hohe Toxizität auszeichnet. Die Toxizität des Bismut scheint jedoch deutlich geringer zu sein“, so der Chemiker. Trotzdem verfügt es über ähnliche chemische Eigenschaften wie andere Elemente in diesem Bereich des Periodensystems und bietet sich somit zur Forschung an diesen Eigenschaften an. Und dank seiner vergleichsweise niedrigen Kosten und guten Verfügbarkeit biete es sich als „gute Plattform“ an, um chemische Reaktionen zu untersuchen.

Wenn Lichtenberg an Bismut forscht, geht es ihm nicht primär darum, neue Materialien zu entwickeln. Seine Arbeiten zielen vielmehr darauf ab, das Element und seine Verbindungen als Reagenzien und Katalysatoren in chemischen Prozessen einzusetzen. „Wir können mit Bismut zum Beispiel relativ einfach sogenannte Radikale generieren“, sagt der Wissenschaftler. Mit deren Hilfe ließen sich dann gezielt chemische Reaktionen in Gang setzen, die sonst nicht oder nur unter hohem Aufwand möglich wären. Bestimmte Moleküle könnten damit in deutlich weniger Schritten produziert werden.

Zur Person

Crispin Lichtenberg hat Chemie in Marburg und Cambridge studiert. Er promovierte 2013 an der RWTH Aachen unter Anleitung von Jun Okuda und arbeitete ab 2015 als Postdoktorand in der Gruppe von Hansjörg Grützmacher an der ETH Zürich. Seit 2016 verfolgt er seine eigenständigen Forschungsarbeiten im Umfeld von Holger Braunschweig, ausgestattet mit einem Liebig-Stipendium des Fonds der Chemischen Industrie und als Teilnehmer im Emil-Fischer-Fellowship-Programm der Fakultät für Chemie und Pharmazie.

Der Preis der ADUC ist nicht Lichtenbergs erste Auszeichnung. Bereits 2019 hat er beim Wissenschaftsforum der GDCh den Nachwuchspreis der Wöhler‐Vereinigung für Anorganische Chemie und des European Journal of Inorganic Chemistry verliehen bekommen, nachdem unter anderem zuvor ein Forschungsbericht seiner Gruppe über Alkalimetall‐Aminotroponiminate das Titelbild von Chemistry—A European Journal geschmückt hatte. In dieser Zeitschrift hatte er ebenfalls eine Übersicht zu Hauptgruppenmetallkomplexen in selektiven radikalischen Bindungsknüpfungsprozessen veröffentlicht.

Tagung wegen Corona abgesagt

Eigentlich hätte Lichtenberg die Auszeichnung im Rahmen der Chemiedozententagung 2020 verliehen bekommen sollen, die vom 30. März bis zum 1. April in Dresden geplant war. Aufgrund der derzeitigen Einschränkungen in Folge der Verbreitung des Coronavirus wurde die Tagung jedoch abgesagt.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) ist mit rund 31.000 Mitgliedern eine der größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und vergibt zahlreiche Preise für besondere Leistungen in der chemischen Forschung.

Kontakt

Dr. Crispin Lichtenberg, T: +49 931 31-88257, crispin.lichtenberg@uni-wuerzburg.de

Dr. Crispin Lichtenbergs Homepage

 

 

 

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