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Katastrophen, Fluten, Weltenbrände

06.06.2023

Mit Erzählungen von Krisen und Chancen befasst sich ein neues Buch. Es beinhaltet die Vorträge, die auf einer Ringvorlesung des Würzburger Kollegs „Mittelalter und Frühe Neuzeit“ gehalten wurden.

Aus Papier des 17. Jahrhunderts ist der Flieger gefaltet, der den Titel des Buches „Katastrophen, Fluten, Weltenbrände“ schmückt.
Aus Papier des 17. Jahrhunderts ist der Flieger gefaltet, der den Titel des Buches „Katastrophen, Fluten, Weltenbrände“ schmückt. (Bild: Kolleg Mittelalter und Frühe Neuzeit / Universität Würzburg)

Das Coverbild, das die neueste Publikation der Ringvorlesungen der Universität Würzburg ziert, löst Irritationen aus. Ein Papierflieger, gebaut aus Papier des 17. Jahrhunderts, landet unbeeindruckt von Abnutzung oder Verfall nach seiner Zeitreise in der Gegenwart.

Der Flug durch die Jahrhunderte hinweg war offenbar kürzer als erwartet. Denn Nachrichten aus der Vormoderne erscheinen angesichts der Krisenerfahrungen der Jetztzeit plötzlich wieder hochaktuell.

Wer hätte geahnt, dass Katastrophen wie die Corona-Pandemie, verheerende Fluten und Hochwasser, Dürren und großflächige Brände in ganz Europa in derartiger zeitlicher Dichte und Abfolge möglich sind? Wer in Europa hätte kriegerische Ereignisse wie den Überfall auf die Ukraine und die weltweiten Folgen hinsichtlich der für selbstverständlich gehaltenen Versorgung mit fossilen Brennstoffen oder Nahrungsmitteln in dieser Form noch für möglich gehalten?

Wie das Erleben von Katastrophen erzählt wird

Katastrophen, Fluten, Weltenbrände waren im allgemeinen Bewusstsein eher als historisch bedeutsame Ereignisse abgespeichert – bis die Menschen durch das aktuelle Geschehen merkten, dass solche Katastrophen ungebrochen relevant für sie sind.

Das von der Europäischen Ethnologin Luise Stark entworfene Coverbild ruft mit seinen Bezügen eindrücklich die Zeitlosigkeit mancher Erfahrungen in Erinnerung. Wie werden solche Störungen des Alltagslebens von den Menschen jeweils erlebt? Und wie werden diese Erlebnisse erzählt?

Damit befasste sich im Sommer 2021 eine Ringvorlesung des Würzburger Kollegs „Mittelalter und Frühe Neuzeit“. Das im Mai 2023 erschienene Buch zur Ringvorlesung versammelt nun Beiträge aus Europäischer Ethnologie/Empirischer Kulturwissenschaft, Forstwissenschaften, Geschichtswissenschaften, Kunstwissenschaften, Literaturwissenschaften, Medizin und Psychoanalyse.

Erzählen kann eine mögliche Zukunft entwerfen

Die Beiträge spiegeln das Erzählen von der Antike über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bis in die heutige Zeit. Mit einem weiten Verständnis dessen, was „Erzählen“ umfasst, werden Katastrophen, Fluten und Weltenbrände als Störungen und Herausforderungen von historischen und aktuellen Alltagen und Ordnungen verstanden. Verletzlichkeiten und Verunsicherungen werden offengelegt, Dynamiken verdichten sich, aber auch Chancen und Wünsche kommen deutlich zum Tragen.

Bei aller Krisenhaftigkeit scheint in dem Band ein wegweisendes Moment durch: Erzählen vermag in Krisen auch Chancen aufzuzeigen. Es kann eine mögliche Zukunft entwerfen.

Publikation

Susanne Dinkl/Michaela Fenske/Joachim Hamm und Felix Linzner (Hg.) Katastrophen, Fluten, Weltenbrände. Erzählungen von Krisen und Chancen bis heute. Ringvorlesungen der Universität Würzburg, Verlag Königshausen und Neumann, Würzburg 2023, 288 Seiten, 40 Euro, ISBN 978-3-8260-7828-6

Von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität

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