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Chili, Bienen und ein Narrenschiff

16.05.2023

Der „Female Science Slam“ feiert im Audimax am Sanderring umjubelte Premiere. Die Spannbreite der Themen reichte vom mittelalterlichen Narrenschiff bis zu queeren Filmen und Serien.

Ausnahmslose alle Slammerinnen begeisterten bei „She talks“ (von links): Helene Fuhrmann, Victoria Porcu, Sarra Sassi, Margaux Borgmann (stehend), Manuela Scheuermann (sitzend), Gemma Villagomez Garduño (stehend), Raphaëlle Jung (sitzend), Martina Prelog und Pia May.
Ausnahmslose alle Slammerinnen begeisterten bei „She talks“ (von links): Helene Fuhrmann, Victoria Porcu, Sarra Sassi, Margaux Borgmann (stehend), Manuela Scheuermann (sitzend), Gemma Villagomez Garduño (stehend), Raphaëlle Jung (sitzend), Martina Prelog und Pia May. (Bild: Universität Würzburg)

Wie ein lebendiger Unterricht ausschauen könnte? Das demonstrierten neun junge Wissenschaftlerinnen beim „Female Science Slam“ am 10. Mai 2023 im Audimax der Uni Würzburg. Witzig, kreativ und doch mit Tiefgang präsentierten sie inhaltlich zum Teil harte Kost. Dabei wurde nicht nur doziert: Romanistin Raphaëlle Jung begeisterte auch durch Gesang. Nicht zuletzt dies katapultierte sie auf den ersten Platz. Wobei dem von allen Slammerinnen begeisterten Publikum die Wahl äußerst schwerfiel.

Nicht wenigen Männern ist es eigen, dass sie keine Gelegenheit ungenutzt vorbeigehen lassen, um sich zu präsentieren. Frauen halten sich viel häufiger im Hintergrund. Das brachte die Alumni der Uni zusammen mit der Studierendenvertretung und dem Frauenbüro auf die Idee, erstmals einen „Female Science Slam“ zu veranstalten. Wissenschaftlerinnen verschiedener Fakultäten stellten unter dem Motto „She talks“ in „Slammermanier“, also humorvoll und kurzweilig, in jeweils zehnminütigen Beiträgen ihre Arbeit vor. Moderiert wurde der Slam von der Würzburger Kabarettistin Birgit Süß. Die Idee zündete: Ruckzuck war die Veranstaltung ausverkauft.

Reise ins Mittelalter und ins All

Vom Urlaub weiß jeder, wie schwierig das ist, sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden zu müssen. Fremd und schwierig für Nicht-Insider sind auch die Forschungsfelder der neun Slammerinnen. Bei „She talks“ brachte jedoch jede das Kunststück fertig, zumindest eine Ahnung zu vermitteln, worum es in ihrer Arbeit geht. Mehrere Slammerinnen wählten die Metapher „Reise“, um in ihr Forschungsgebiet einzuführen. So nahm Raphaëlle Jung das Publikum mit auf eine spannende Reise ins Spätmittelalter, die bei Jean Drouyn und dem von ihm „gekaperten“ Narrenschiff endete.

Wie mehr Frauen zur Herrschaft gelangen könnten, ist eine Frage, die Feministinnen seit Jahrzehnten umtreibt. Auch Manuela Scheuermann, Inhaberin des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen, befasst sich hiermit. Und zwar vor allem in Bezug auf die Sicherheitspolitik. Beim „Female Science Slam“ lud die Professorin zum Flug durch ein spezielles All ein: Das „Gedönsium_23“. In diesem Universum begegnete das Publikum „militarisierter Männlichkeit“ und Frauen im Kampfanzug. Dabei gelangten die Zuhörerinnen und Zuhörer zur Erkenntnis, dass Frauen, die sich dem System anpassen, wohl kaum das sind, wofür Feministinnen gekämpft haben und noch immer kämpfen.

Blicke ins Museum und in einen Supermarkt

Nichts langweiliger als das, was seit Jahr und Tag gleich ist. Der Mensch liebt Neues. Neugier zu befriedigen, das versuchen Museen. Bei einer virtuellen Reise nach Frankfurt gab Slammerin Pia May, Masterstudentin der Museologie, einen Einblick, welche neuen Vermittlungsideen Museen ersonnen haben. Nach Frankreich, und zwar in einen Supermarkt, ging es mit Margaux Borgmann, Masterstudentin im Fach „Information Systems“. Schlecht, wenn man im Supermarkt nicht findet, was man sucht, weil das Produkt ausverkauft ist. Das ist genauso schlecht, legte die Informatikerin dar, wie wenn Daten nicht in einer Datenbank vorhanden sind. Beides sollte vermieden werden.

Tropen und T-Zellen

Gemma Villagomez Garduño, ihre Kollegin aus der Biologie, katapultierte das Publikum in die Tropen. Hier zeigte sie auf, wie wichtig es für stachellose Bienen ist, dass die Tropen in ihrer pflanzlichen Vielfalt geschützt werden. Was braucht eine T-Zelle für ihre Stimulation? Martina Prelog nahm das Publikum mit in eine Kneipe, um diese Frage zu beantworten. Mit Limo, Bier, Salz und Chili veranschaulichte die habilitierte Immunologin und Kinderärztin, wie das Immunsystem funktioniert. Die Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren, dass T-Zellen ihre Richtung wechseln können. Statt den Menschen zu schützen, können sie dadurch zu Autoimmunerkrankungen führen.

Eine seltene Krankheit im Fokus

Noch ist die Medizin nicht in der Lage, entzündliche T-Zellen weniger entzündlich zu machen. Martina Prelog möchte einen Beitrag dazu zu leisten, dass dies eines Tages gelingt. Auch Sarra Sassi, Studentin der Fächer „Humanmedizin“ und „Translational Medicine“, versucht, die Medizin voranzubringen. Sie beschäftigt sich seit eineinhalb Jahren mit der seltenen Erkrankung „Stiff-Person-Syndrom“. Eine unter einer Million Personen sind davon betroffen. Die Patienten leiden unter Muskelsteifigkeit und schmerzhaften Krämpfen. Aktuell berühmtestes Beispiel für einen Menschen, der von „SPS“ geplagt wird, ist laut Sarra Sassi die kanadische Sängerin Céline Dion.

Queere Filme für ein queeres Publikum

Was sich filmbegeisterte queere Frauen für die kommenden Jahre von der Filmbranche wünschen, das untersuchte Victoria Porcu, Masterstudentin der Europäischen Ethnologie. Unter dem Titel „Queer Female Gaze“ stellte sie beim „Female Science Slam“ ihre Ergebnisse vor. Mit dabei war Helene Fuhrmann, eine ihrer Forschungspartnerinnen.

Es gibt inzwischen queere Filme und Serien - so weit, so gut. Zufrieden ist das Zielpublikum mit dem, was ihm präsentiert wird, jedoch bei weitem nicht. Queere Frauen, konstatiert Helene Fuhrmann, haben wenig Auswahl. Aus diesem Grund werden zum Beispiel ausländische Filme trotz schlechter Untertitel angeschaut. Als besonders nervig empfinden es queere Frauen, dass Filme, in denen sie vermeintlich repräsentiert werden, oft vor Tragik triefen. Etwa, wenn Coming out-Storys erzählt werden. Auch enden queere Filme oft mit dem Tod, so Viktoria Porcu: „Meine Forschungspartnerinnen wollen aber ein gutes Gefühl haben, wenn sie Filme schauen.“

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Von Pressestelle JMU

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