Ein fachdidaktisches Planspiel zur EU-Klimapolitik
23.07.2024EU-Klimapolitik praxisorientiert verstehen. Dieses Ziel verfolgten drei Würzburger Gymnasialklassen gemeinsam mit Lehramtsstudierenden der Uni Würzburg in einem Planspiel – eine Erfolgsgeschichte, die fortgesetzt werden soll.
Lehramtsstudierende im Fach Politik und Gesellschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) führten Ende Juni an zwei Tagen ein Planspiel zur EU- Klimapolitik unter der Leitung von Sabine Kehr und Sebastian Reuter mit drei Würzburger Gymnasialklassen des St. Ursula Gymnasiums und des Friedrich-König-Gymnasiums in repräsentativen Räumlichkeiten des Würzburger Rathauses durch.
In diesem authentischen Unterrichtssetting übten die Studierenden mit den Gymnasiasten die Simulation der EU-Klimapolitik als einer sehr diffizilen und kontroversen politischen Angelegenheit mit Hilfe der Planspielmethode ein. Im Mittelpunkt des Planspiels „EuropaPolitik erleben!“ stand die Neuordnung des europäischen Emissionshandels.
Probieren statt nur Studieren
Sowohl die politische Struktur der Europäischen Union als auch das EU-Gesetzgebungsverfahren sind komplex und für Außenstehende oft schwer zu durchschauen. Trotzdem wird es später für viele Lehrerinnen und Lehrer auf der Tagesordnung stehen, sich mit der Thematik zu befassen und ihren Schülerinnen und Schülern diese Prozesse in einer fachdidaktischen Best–Practice-Anwendung näherzubringen.
Natürlich gibt es hierbei die Möglichkeit, sich das notwenige Wissen durch Literatur und andere Medien anzueignen. Die Fachvertretung Politik und Gesellschaft der Universität Würzburg geht jedoch auch einen anderen Weg, um den Lehramtsstudierenden die Struktur und Abläufe der Europäischen Union näher zu bringen.
Bei der Methode des Planspiels setzten sich die Studierenden handlungsorientiert und praxisnah mit der Europäischen Union auseinander. Das Besondere am Einsatz von Planspielen im Politikunterricht ist, dass sie Schülerinnen und Schüler auf vielfältige Weise ansprechen und aktiv einbeziehen. Studien zeigen, dass diese Methode zu besseren Lernergebnissen und einem tieferen Verständnis des Materials führt. Zudem hilft sie, spezifische Fähigkeiten im Bereich Politik zu stärken.
Auch die Studierenden profitieren und sammeln Erfahrungen zur spezifischen Methodik des Planspiels. Später können sie dieses möglicherweise selbst in der Schule als künftige Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter oder Referendarinnen und Referendare einsetzen.
Vielfältige Rollen
Teilnehmende hatten die Aufgabe, in unterschiedliche, teils politisch extreme und kontroverse, Rollen zu schlüpfen und diese während des Planspiels im Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission oder im Ministerrat zu vertreten. Einige politische Positionen standen für einen strikten Klimaschutz, während anderen die Kosten für den Klimaschutz zu hoch und die Regularien zu streng erschienen.
Es ging hier darum, Verbündete und Gleichgesinnte zu finden, den eigenen Standpunkt zu vertreten. Aber auch das Schließen von Kompromissen, um sich schließlich auf einen gemeinsamen Gesetzesentwurf zu einigen, stand im Fokus. Ziel war es, politische Handlungsstrategien bei den Debatten um die EU-Klimapolitik zu entwickeln und im Rahmen sozialer und politischer Kompetenzanbahnung Kompromisse mit den politischen Kontrahenten zu schließen. Fiktive Journalisten beäugten das Geschehen kritisch und hielten die wichtigsten Ergebnisse in Presseartikeln fest, die wiederum die Entwicklungen um den EU-Klima-Diskurs zu beeinflussen vermochten.
Fortsetzung in Planung
Das Fazit der Studierenden zur Übung fiel durchweg positiv aus. Bei einer gelungenen Kombination aus Politiksimulation und authentischer Atmosphäre im Würzburger Rathaus konnten sie politische Prozesse der EU besser nachvollziehen und die konkrete fachdidaktische Anwendung der Planspielmethode mit realen Schulklassen unmittelbar und effektiv einüben. Einige der Teilnehmenden waren so begeistert, dass sie ankündigten beim nächsten Durchgang des Planspiels erneut dabei sein zu wollen.
Eine Fortsetzung ist aufgrund der positiven Rückmeldungen bereits in Planung. Die Fachvertretung Politik und Gesellschaft möchte das praxisnahe Seminar in ähnlicher Konstellation zukünftig erneut anbieten. Bei den Studierenden soll so die Planungs- und Gestaltungskompetenz eines fachdidaktisch ansprechenden sowie schüler- und handlungsorientierten Politikunterrichts gestärkt werden.
Kontakt
Sebastian Reuter, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachvertretung Didaktik Politik und Gesellschaft, E-Mail: sebastian.reuter@uni-wuerzburg.de