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Das Rad nicht neu erfinden

09.04.2019

Eine Kommission unterstützt die Universitätsleitung beim Bemühen um Nachhaltigkeit. 2018 hat sie eine große Befragung zur Nachhaltigkeit durchgeführt. Barbara Sponholz im Gespräch über Ergebnisse und Pläne.

Barbara Sponholz ist Vorsitzende der Nachhaltigkeitskommission.
Barbara Sponholz ist Vorsitzende der Nachhaltigkeitskommission. (Bild: Daniel Peter)

Frau Sponholz, Sie sind Vizepräsidentin und Vorsitzende der Nachhaltigkeitskommission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Wie sind die Arbeiten zur Nachhaltigkeit an der JMU bislang organisiert?

Seit 2013 gibt es die Nachhaltigkeitskommission. Sie ist dafür zuständig, die Nachhaltigkeitsaspekte an der Uni zu sammeln und soweit möglich zu koordinieren, aber auch Maßnahmen zu initiieren. Dann gibt es seitens der Studierendenvertretung schon länger das Referat Ökologie, das zum Beispiel den Campusgarten betreibt. Die Studierenden sind in Nachhaltigkeitsbelangen sehr stark engagiert, haben viele Initiativen vorangetrieben und sind somit auch eine wesentliche Stütze der Nachhaltigkeit an der JMU. Und dann gibt es natürlich die per se zuständigen Stellen, die mit Nachhaltigkeit zu tun haben, zum Beispiel Beschaffung, Technischer Betrieb und Arbeitssicherheit. Und es gibt in sehr vielen Fakultäten und Fächern verschiedenste Bestrebungen oder Projekte, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen.

Wie behält man da den Überblick?

Das war eine der ersten Erkenntnisse der Kommission, dass sehr wenig bekannt ist, was an der Uni schon in Sachen Nachhaltigkeit läuft. Auch fehlt noch eine geeignete Informations-Plattform, um diese Erkenntnisse in die Fakultäten und Abteilungen zu tragen. Eine Kommission mit in der Regel einer Sitzung pro Semester genügt nicht, um für die ganze Uni Nachhaltigkeitsaspekte zu sammeln, koordiniert bekannt zu machen und dann auch noch nachhaltigkeitsorientierte Maßnahmen anzustoßen und zu begleiten.

Deshalb hat die Kommission im Sommer 2018 die Studierenden und Beschäftigten befragt.

Genau. Mit dem Fragebogen wollten wir eine erste Erhebung machen, wie es um die Nachhaltigkeit an der Uni aus Sicht der Beschäftigten und der Studierenden bestellt ist. Inhaltlich ist die Befragung über die Kommission zusammengestellt worden. Durchgeführt wurde sie dann mit Unterstützung des Rechenzentrums, der Studierenden und der Wirtschaftswissenschaften.

Wie sind Sie mit dem Ergebnis der Befragung zufrieden?

Insgesamt kamen zehn bis 15 Prozent der Fragebögen zurück, das ist eigentlich üblich. Dazu kamen eine ganze Reihe Einzelkontakte: Beschäftigte oder Studierende haben im Nachhinein das Gespräch mit mir gesucht oder Anregungen gegeben. Insgesamt war es eine erfolgreiche Aktion, die gezeigt hat, dass viele Leute an der Uni sehr stark an Nachhaltigkeit interessiert und auch bereit sind, selbst aktiv zu werden beziehungsweise schon aktiv sind.

Gab es auch Kritik?

Zu Recht wurde bei dem Fragebogen kritisiert, dass er – vielleicht durch die sehr breite Aufstellung – zu unspezifisch war. Da kann man bei künftigen Aktionen sicherlich nachbessern.

Was kam bei der Befragung heraus?

Zum einen waren das ganz konkrete Dinge, wie zum Beispiel die mangelnde Mülltrennung durch Reinigungsfirmen. Dem sind wir auch schon nachgegangen. Weitere Anregungen bezogen sich auf die Verringerung des Papierverbrauchs – drucken nur wenn es sein muss, doppelseitig drucken oder Fehldrucke als Schmierpapier verwenden. Es besteht auch der Wunsch, mehr Recyclingpapier zu verwenden. Das gibt es ja inzwischen bereits in guter Qualität. Recycling generell war auch ein Thema, beispielsweise von Tonerkartuschen. Fragen nach Einsparmöglichkeiten bei Energie, Beleuchtung und Heizung wurden ebenfalls sehr häufig aufgeführt. Hier war mehrfach der Wunsch an Beschäftigte und Studierende formuliert, sich selbst verantwortlicher zu verhalten. Dann hatten wir noch den Punkt Mobilität, zum Beispiel den Wunsch nach Möglichkeiten, Elektrofahrzeuge auf dem Campus aufzuladen. Hier sind zukünftig mehrere Ladestationen im Rahmen von Baumaßnahmen geplant. Durchaus positiven Rücklauf hatten wir auch zu Projekten, die sich fakultäts-, fach- oder abteilungsübergreifend ganz konkret mit Nachhaltigkeit beschäftigen.

Was sind das für Projekte?

Da ist beispielsweise ein neues Projekt von Professorin Michaela Fenske aus der Europäischen Ethnologie. Es geht darum, den Hubland-Campus als besonderen Ort der Vielfalt zu feiern. „ArtZeiten“ ist der Titel der Veranstaltungsreihe, die über ein ganzes Jahr verteilt stattfinden soll. Ziel ist es, ein Bewusstsein für die Artenvielfalt auf den Grünflächen im Campusbereich zu schaffen. Langfristig soll so ein nachhaltigerer Umgang mit den Grünflächen gefördert werden, insbesondere, was die Häufigkeit der Wiesenmahd anbelangt. Weitere nachhaltigkeitsorientierte Forschungsprojekte gibt es zum Beispiel in den Wirtschaftswissenschaften, der Biologie, der Geographie, aber auch der Katholischen Theologie, um nur einige Fakultäten und Fächer zu nennen.

Was war für Sie die wesentliche Erkenntnis aus der Befragung?

Dass nachhaltiges Handeln an der JMU ein durchaus als fakultäts- und bereichsübergreifendes Thema wahrgenommen wird und sich die meisten oder zumindest sehr viele der Beschäftigten und Studierenden eine Anlaufstelle wünschen, an die sie sich wenden können mit ihren Nachhaltigkeitsüberlegungen.

Welche Anregungen aus den Antworten werden sie konkret umsetzen?

Wir planen ein „Nachhaltigkeitsbüro“ oder ein „Green Office“ – der Name steht noch nicht fest. Also eine Struktur in der Universität, die die Aufgabe übernimmt, Informationen zu bündeln und die sichtbar macht, was an der Uni im Nachhaltigkeitsbereich läuft. Es soll primär eine Informations- und Austauschplattform sein, damit nicht jeder das Rad neu erfinden muss.

In der Biologie zum Beispiel gibt es eine interne Green-Commission, die versucht, am Biozentrum Nachhaltigkeit umzusetzen. Durchaus für ihren Bereich erfolgreich, aber eben mit relativ viel Energieaufwand, den die Leute zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit erbringen. Da stelle ich mir vor, dass ein Green Office universitätsweit diese Belastung abnehmen kann. Dass man einfach meldet, hier haben wir diese Idee oder das Problem, gibt es schon Lösungsansätze? Dann müssen nicht alle wieder von vorne überlegen und wieder eine solche Struktur im Kleinen schaffen.

Außerdem wird es eine Rundmail zur Papierbeschaffung und – mittelfristig – einen Nachhaltigkeitsbericht über den Stand der Dinge an der Uni Würzburg geben. Darauf aufbauend kann man dann die Dinge hoffentlich besser strukturiert weitergeben. In Zukunft soll auch teilweise auf Elektrofahrzeuge umgestellt werden – gerade für Nahfahrten. Auch werden im Zuge der aktuellen Baumaßnahmen zum Beispiel in der Tiefgarage am Hubland Aufladestationen eingeplant. Und auch der Fahrradverkehr und der ÖPNV stehen bei uns auf dem Plan. Als Uni haben wir das zwar nicht in der Hand, aber wir können den Bedarf der Beschäftigten und Studierenden gegenüber der Stadt kommunizieren.

Welche Pläne stehen für das Sommersemester 2019 an?

Es gibt ja schon seit mehreren Jahren die Vortragsreihe „Sind wir noch zu retten?“, die Nachhaltigkeitsthemen behandelt. Jetzt im Sommersemester wird die Professional School of Education diese Reihe zusammenstellen. Da geht es im Kern um Bildung zur nachhaltigen Entwicklung. Die anderen angesprochenen Themen wollen wir zusammen mit dem „Netzwerk Nachhaltigkeit an Hochschulen Bayern“ in eine positive Richtung weiterführen.

Und zum Schluss: Was war für Sie persönlich eine schöne Überraschung in der Kommission?

Dass das Thema Nachhaltigkeit an der JMU von den meisten als wichtig erkannt wird und dass sich in der Umsetzung eigentlich alle bemühen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Sachen vorwärts zu treiben. Es ist sehr viel persönliches Engagement zu erkennen. Es ist für mich tatsächlich überraschend gewesen, wie viel schon in Kleininitiativen läuft und wo Missstände erkannt wurden und konstruktiv nach Lösungen gesucht wird. Dafür drücke ich allen „Aktiven“ meinen Dank und Respekt aus! Und hier sehe ich die JMU als Ganzes in der Pflicht, dieses Engagement wo möglich zu unterstützen und Initiativen zusammenzuführen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Kontakt

Prof. Dr. Barbara Sponholz, Vorsitzende der Nachhaltigkeitskommission der Universität Würzburg, T +49 931 31-85535, barbara.sponholz@uni-wuerzburg.de

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