Den Bandwürmern auf der Spur
14.01.2025Dr. Julia Loos ist Biologin und zu Gast an der Universität Würzburg. Die Humboldt-Stipendiatin unterstützt die Arbeitsgruppe von Professor Klaus Brehm, den molekularen Aufbau einer Bandwurm-Art zu charakterisieren.
Es ist eine Horror-Vorstellung: Ein Bandwurm nistet sich in einem Menschen ein und entzieht diesem wichtige Nährstoffe, um sich selbst zu erhalten und zu wachsen. Dabei können solche Parasiten zusätzlich Krankheiten wie Leberzirrhose und allergische Reaktionen verursachen. Ein Wirt – eine infizierte Person – bemerkt einen Befall oft erst nach mehreren Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten.
Während andere hoffen, nie im Leben mit einem Bandwurm konfrontiert zu werden, sieht Dr. Julia Loos hier ihre Arbeitsgrundlage: Sie ist Biologin der Erreger tropischer Infektionskrankheiten und aktuell zu Gast an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgestattet, arbeitet die Argentinierin in der Arbeitsgruppe von Klaus Brehm, Professor für Medizinische Parasitologie am Lehrstuhl für Hygiene und Mikrobiologie.
Ihre Faszination für die Biologie begann bereits früh: „Ich war auf einer technisch orientierten High School und da durften wir uns in Workshops im Labor ausprobieren. Von da an war ich mir sicher, dass ich das Laboratorium zu meinem Arbeitsplatz machen werde“, so die Stipendiatin.
Den Hunde-Bandwurm entschlüsseln
An der Universität in Mar del Plata in Argentinien forscht Dr. Loos über den Hunde-Bandwurm: „Der Parasit ist für die zystische Echinokokkose verantwortlich – eine weltweit verbreitete Krankheit, die in Argentinien in hoher Inzidenz auftritt“, so die Biologin. Bei einer Infektion bilden sich Zysten im betroffenen Organ – häufig in Leber oder Lunge. Wenn flüssiger Zysteninhalt austritt, kann dies zu leichten allergischen Reaktionen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock führen.
Loos‘ Forschung hat dazu beigetragen, den Parasiten bis auf die Molekül-Ebene zu verstehen: „Unser Team hat einerseits eine zelluläre und molekulare Beschreibung des autophagischen Prozesses – des körpereigenen Abbaus beschädigter Zellen – durchgeführt“, so Loos, „zum anderen haben wir Schlüsselregulatoren charakterisiert, die das Zellwachstum und das Energie-Gleichgewicht steuern.“ Darüber hinaus habe die Wissenschaftlerin bei einem Diabetes-Medikament nachweisen können, dass dieses das Wachstum des Hunde-Bandwurms hemme.
Zwischenhalt in Würzburg
Dr. Loos unterstützt das Team von Professor Brehm bei Forschung zur Larve des Fuchs-Bandwurms. Diese setze sich im Wirt in der Leber ab und sind für die alveolare Echinokokkose verantwortlich – eine Krankheit, die unbehandelt tödlich ist. Die Bandwurm-Larven wachsen wie Tumorgewebe und können per Streuung auch andere Organe befallen können.
Die Arbeitsgruppe hat bereits eine heterogene Population von Stammzellen im Parasiten ausfindig gemacht. Darauf aufbauend leitet das Labor die nächsten Forschungsschritte ein: „In den kommenden zwei Jahren meines Aufenthalts werden wir die verschiedenen Zelltypen des Bandwurms charakterisieren und daraus einen sogenannten Einzel-Zell-Atlas erstellen“, so Loos. Dies könne dazu beitragen, wirksame Strategien zur Behandlung der Krankheit zu entwickeln.
Mit dem Humboldt-Stipendium nach Würzburg
Förderung erhält die Biologin durch ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Dieses läuft vom 1. November 2024 bis zum 31. Oktober 2026. Die Wahl des Forschungsstandortes fiel der Wissenschaftlerin dabei leicht: „Ich hatte bereits 2015 einen drei-monatigen Forschungsaufenthalt in der Arbeitsgruppe von Professor Brehm. Nimmt man noch die Reputation der Uni Würzburg gepaart mit der Expertise der Gruppe im Feld der Echinococcosis-Forschung hinzu, war die Entscheidung für mich eindeutig“, so die Stipendiatin.