Der letzte Rabbiner
16.10.2018Leo Trepp war ein orthodoxer Rabbiner und nach seiner Promotion an der Universität Würzburg zeit seines Lebens mit ihr verbunden. Am 26. Oktober 2018 liest Gunda Trepp in der Universitätsbibliothek aus seiner Biographie.
Leo Trepp wuchs in einer neo-orthodoxen Familie in Mainz auf, in der Theater und klassische Literatur ebenso zum Alltag gehören wie Torastudium und Synagogenbesuche. Nach seiner Promotion und Rabbinerausbildung amtierte er als letzter Landesrabbiner in Oldenburg, unter den kritischen Blicken der Nationalsozialisten, die bald, bis auf zwei Mitglieder, seine gesamte Familie ermordet hatten. Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager flüchtete er in die USA.
Dort begann er sein „unermüdliches Versöhnungswerk“, wie es Karl Kardinal Lehmann nannte. Trepp war der festen Überzeugung, dass die Nachkommen der Täter keine Schuld trügen, aber auch, dass es ohne Erinnerung an diese Zeit keine Zukunft für Deutschland geben würde. „Hass zerstört gänzlich. Liebe heilt gänzlich“, schrieb er 1973 in einem Essay für ein amerikanisches Magazin. Er lehrte und publizierte, stand im engagierten Dialog mit Kirchenvertretern und Muslimen und half beim Aufbau jüdischer Gemeinden.
Seine Biographie erzählt, warum er sich trotz seiner Verluste entschied, in Deutschland zu lehren und Bücher auf Deutsch zu schreiben, warum er für den jüdisch-christlichen und seit den siebziger Jahren für den jüdisch-islamischen Dialog eintrat und es für wichtig hielt, dass auch Nichtjuden seine Vorlesungen und Vorträge hörten und seine Bücher lasen.
Sein Verhältnis zu Würzburg
Zu Würzburg hatte Trepp eine besondere Beziehung: Er war wohl der letzte Jude, der an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) promovieren konnte. Sein Doktorvater wurde der Romanist Adalbert Hämel, ein Mitglied der SA, der seinen Schützling sicher durch diese Zeit geleitete, unterstützt von dem Zweitprüfer, dem Psychologen Karl Marbe. Zu beiden Professoren hatte Trepp nach dem Krieg wieder Kontakt. Anlässlich seines 75-jährigen Promotionsjubiläums zeichnete die JMU Leo Trepp 2010 mit der Ehrenmitgliedschaft der Universität aus.
Leo Trepps Autobiographie blieb unvollendet, und so hat seine Frau, die Autorin Gunda Trepp, die Erinnerungen zusammengetragen, ergänzt, kommentiert und erzählt von Trepps religiösem und doch so un-orthodoxen deutsch-jüdischen Leben.
Am Freitag, 26. Oktober 2018, liest Gunda Trepp ab 19 Uhr im Lesesaal Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Würzburg aus der Biographie ihres Mannes. Der Eintritt kostet 4,50 Euro, ermäßigt zwei Euro. Karten sind an der Abendkasse oder im Vorverkauf im Sekretariat der Universitätsbibliothek erhältlich.
Die Autorin
Gunda Trepp hat nach Jurastudium und Ausbildung an der Henri-Nannen-Journalistenschule als Anwältin und als Journalistin für Zeitungen wie den Spiegel, die FAZ und die Berliner Zeitung gearbeitet. Sie lebt heute als Autorin in San Francisco.
Kontakt
Universitätsbibliothek Würzburg, Am Hubland Süd, T.: +49 931 31- 85943, sekretariat@bibliothek.uni-wuerzburg.de, Öffnungszeiten Sekretariat: Mo bis Do von 07.30 bis 16.30 Uhr, Fr von 07.30 bis 14.00 Uhr.