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Der Winterdienst beginnt im Sommer

13.12.2016

Im Winter ist der Technische Betrieb der Universität Würzburg zusätzlich gefordert. Damit Straßen, Plätze und Wege frei von Schnee und Eis sind, müssen seine Mitarbeiter früh aufstehen. Und trotz eines großen Fuhrparks ist Muskelkraft auch heute noch unerlässlich.

Schnee auf dem Hubland-Campus
Wenn der Schnee fällt, hat der Technische Betrieb viel zu tun, um Wege und Plätze am Hubland freizuhalten. (Archivfoto: Gunnar Bartsch)

Wenn im Winter um vier Uhr morgens das Telefon läutet, ist den Mitarbeitern des Technischen Betriebs der Uni klar, was das bedeutet. Zumindest den Fünfen, die zur Rufbereitschaft eingeteilt sind: Es hat geschneit! Und jetzt geht es darum, Straßen, Wege und Parkplätze auf dem Unigelände vom Schnee zu befreien – möglichst schnell und möglichst bevor der reguläre Betrieb an den Instituten und in den Hörsälen startet. Denn sonst treten Beschäftigte und Studierende den Schnee fest, parken Flächen zu oder rutschen am Ende auf einer glatten Stelle aus, brechen sich ein Bein und verklagen die Uni.

Damit die Räum- und Streuarbeiten beim ersten Schneefall reibungslos vonstattengehen, fängt der Technische Betrieb früh im Jahr mit den Planungen an: „Wenn alle anderen am Strand liegen, denken wir schon über den Winter nach“, sagt Joachim Wagner, Leiter des Servicezentrums Technischer Betrieb, wie die Abteilung offiziell heißt. Jedes Jahr im August macht er eine erste Bestandsaufnahme: Welche Gebäude und welche Wege sind neu dazugekommen, welche sind weggefallen, gibt es Veränderungen im Maschinenpark, wie sieht es mit dem Personal aus? Jedes Detail wird neu erfasst und definiert, damit Wagner die Einsatzpläne überarbeiten kann.

80 Tonnen Salz im Lager

Dann folgt der Blick in die „Salzlager“ am Rande des Dienstgeländes. 45 Tonnen Salz fasst das große Silo; auf hohen Stützen montiert, ermöglicht es den Arbeitern, das Räum- und Streufahrzeug direkt unter dem Salzbehälter zu parken und zu befüllen. Eine deutliche Verbesserung gegenüber früher, sagt Wagner. Da mussten die Mitarbeiter 25 Kilogramm schwere Säcke einzeln herumwuchten und ihren Inhalt in das Fahrzeug schütten. Zwei weitere, kleinere Silos komplettieren die Wintervorräte des Technischen Betriebs. Insgesamt verfügt er somit über gut 80 Tonnen Salz.

Hört sich nach ziemlich viel an. Aber reicht die Menge für einen Winter? „Vor vier oder fünf Jahren hatten wir einen extrem schneereichen Winter. Da ist uns tatsächlich mal das Salz ausgegangen“, sagt Wagner. Und weil das nicht nur die Uni betraf, sondern im Prinzip ganz Deutschland, blieben Wagners Versuche Salz nachzukaufen ohne Erfolg. „Da gibt es eine klare Rangordnung, wer in welcher Reihenfolge bedient wird“, erklärt er. Ganz oben stünden auf dieser Liste die Autobahn-Meistereien, gefolgt von den Großstädten und den mittleren Kommunen. Für die Uni gab es deshalb kein Salz mehr, und Wagner musste auf Sand und Split zurückgreifen.

Räumen mit Unimog und Schneeschaufel

Nach dem Weckruf um vier Uhr machen sich die fünf Mitarbeiter des Technischen Betriebs gegen halb Fünf Uhr an die Arbeit. Ein großer Unimog räumt als erstes sämtliche Straßen und Plätze auf dem Hublandgelände Süd, anschließend kümmert er sich um die Straßen auf dem Campus Nord. Zwei kleinere Fahrzeuge befreien die Parkplätze von Schnee und Eis, die für den Unimog nicht erreichbar sind. Und mit zwei „motorisierten Kehrbesen“ – im Fachjargon Egholm genannt – räumen die restlichen Mitarbeiter Fußgängerwege und Gehsteige.

An regulären Arbeitstagen erhalten die Fünf ab sechs Uhr Verstärkung: Dann ziehen die übrigen Mitarbeiter des Technischen Betriebs mit Schneeschaufel und Salzeimer los und räumen, wo es noch nötig ist. An Wochenenden und Feiertagen fällt diese Unterstützung weg. Dann müssen die Fünf von der Rufbereitschaft auch diesen Job übernehmen. „Die sind dann gut beschäftigt“, sagt Wagner. Es sei denn, es schneit pausenlos: Dann fährt jedes Fahrzeug seine reguläre Tour, die gut zwei Stunden dauern kann, und fängt wieder nahtlos vor vorne an.

Split ist keine überzeugende Alternative

Bis zu vier Tonnen Salz bringt der Winterdienst des Technischen Betriebs während einer Tour über den Campus aus. Die Kritik vieler Salzgegner hält Wagner für nicht berechtigt. Zahlreiche Studien beweisen seinen Worten nach, dass die Ökobilanz von Split deutlich schlechter sei. Das fange an mit dem hohen Energieaufwand bei der Produktion, gehe weiter mit dem erhöhten Verbrauch bei Transport und Streuen aufgrund des deutlich höheren Gewichts und ende mit dem Aufsammeln und Entsorgen im Frühjahr, was sowohl Energie kostet als auch die Feinstaubbelastung steigert.

Trotzdem versucht der Technische Betrieb natürlich möglichst sparsam Salz auszubringen. Mechanisches Räumen mit Räumschild, Bürste und Schneeschaufel habe deshalb Priorität. Und auch Salz werde nicht mit vollen Händen auf Straßen und Wege ausgebracht. Je nach Wetterbedingungen reichen zehn bis 20 Gramm pro Quadratmeter; damit sei Salz in der Wirtschaftlichkeit unschlagbar, so Wagner.

Penible Dokumentation sorgt für Rechtssicherheit

Mit etwa 15 Einsätzen rechnet Wagner in einer Winterperiode. Dass tatsächlich einmal rund um die Uhr geräumt werden muss, sei selten geworden. „Jetzt haben wir häufiger den Fall, dass wir zwar um vier Uhr ausrücken und räumen. Um neun Uhr wäre aber im Prinzip alles von alleine wieder weggetaut“, sagt der Leiter des Technischen Betriebs. So lange warten kann der Winterdienst natürlich nicht – schon aus juristischen Gründen. Deshalb müssen die Mitarbeiter auch „rechtssicher“ arbeiten. Das bedeutet: Jeder einzelne Räum- und Streuvorgang wird sorgfältig dokumentiert – mit Minutengenauigkeit. Auf diese Weise kann die Uni möglichen Regressansprüchen vorbeugen, sollte es doch zu einem Sturz oder Unfall auf dem Unigelände kommen.

Wünscht sich der Leiter des Technischen Betriebs eigentlich möglichst milde Winter ohne Schnee und Eis? Schließlich sind seine Mitarbeiter auch ohne die weiße Pracht gut beschäftigt. Nein, das müsse nicht sein, sagt Joachim Wagner. Auch er träume von weißer Weihnacht. Ein idealer Winter sehe deshalb so für ihn aus: Erst Schnee, dann wird geräumt und danach wird es knackig kalt und die Sonne kommt raus.

Kontakt

Joachim Wagner, Servicezentrum Technischer Betrieb, T: (0931) 31-852010, joachim.wagner@uni-wuerzburg.de

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