Deutschlands größtes ERP-Labor
28.03.2017Praxisnahe Lehre: In einem Labor für betriebswirtschaftliche Software lernen Studierende der Uni Würzburg verschiedenste ERP-Systeme kennen – von Marktführern ebenso wie von Nischenanbietern.
Der englische Begriff Enterprise Resource Planning (ERP) steht für die Planung und Steuerung der Ressourcen eines Unternehmens. Neben den klassischen Unternehmensressourcen wie Boden (Grundstück/Anlagen), Arbeit (Personalkapazität) und Kapital (Finanzmittel) kommt vor allem dem Management der Ressource „Information“ eine wichtige Bedeutung zu.
Ein ERP-System ist eine modular aufgebaute, integrierte, betriebswirtschaftliche Software zur Unterstützung von Geschäftsprozessen. Es enthält alle notwendigen Informationen für die Unternehmensplanung und -steuerung. Darum gilt es als „Herzstück“ der IT-Landschaft von Unternehmen.
Mit solchen Systemen können sich die Studierenden der Wirtschaftsinformatik an der Universität Würzburg seit 2013 in einem ERP-Labor vertraut machen: „Mit inzwischen 18 unterschiedlichen ERP-Systemen haben wir deutschlandweit das größte ERP-Labor seiner Art aufgebaut“, freut sich Professor Axel Winkelmann, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik der Universität Würzburg.
Studierende gewinnen Praxiserfahrung
Das Labor dient dem Lehrstuhl als Basis für Lehre, Forschung und Praxistransfer. Es ermöglicht den Studierenden, intensive praktische Erfahrungen in der Bedienung, Anpassung und Auswahl von ERP-Systemen zu sammeln. Dieses Wissen kommt ihnen später bei der Karriere im IT-Management, in Unternehmensberatungen oder Technologieunternehmen zugute.
In praxisbezogenen Lehrveranstaltungen werden die Bachelor- und Masterstudierenden im ERP-Labor problemorientiert ausgebildet. „Sie gewinnen dabei umfassendes Wissen über den ERP-Markt und die Vielfalt des Softwarestandorts Deutschland, in dem es nicht nur ein System für alle Zwecke gibt“, sagt Professor Winkelmann. Kennen sich die Studierenden mit den Systemen gut genug aus, können sie sich das mit Zertifikaten von den Systemherstellern sogar bescheinigen lassen.
Anwendungen in Unternehmen vorantreiben
In der Forschung wird die Vielseitigkeit der Systeme analysiert, gestaltet und gezielt weiterentwickelt – sowohl in betriebswirtschaftlicher als auch in technologischer Sicht. Das geschieht beispielsweise im Projekt „Komplex-e“, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. In seinem Mittelpunkt stehen Fragestellungen der elektronischen Vernetzung von Unternehmen mittels eBusiness-Standards, wofür die Schnittstellen der ERP-Systeme benötigt werden.
Welche ERP-Systeme im Labor vertreten sind
Im Würzburger ERP-Labor befinden sich Systeme von Marktführern wie SAP und Microsoft, aber auch Produkte von mittelständischen Nischenanbietern. Hinzu kommen Systeme für das Produktinformationsmanagement und das Customer Relationship Management.
Die neuesten ERP-Systeme sind IFS Applications™, welches von der IFS Deutschland GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt wird, sowie weclappON von der weclapp GmbH, das speziell auf kleine Unternehmen ausgerichtet ist und über die Cloud im Fernzugriff bereitgestellt wird.
„Gerade die Kooperation mit IFS markiert einen weiteren Meilenstein in der Fortentwicklung des ERP-Labors“, so Winkelmann. Geplant sei eine Zusammenarbeit in der Forschung, in mehreren Lehrmodulen und bei der Ausrichtung von Fachvorträgen. „Das ERP-System des schwedischen Unternehmens sei auf dem deutschen Markt noch nicht besonders bekannt, dabei ist IFS mit über einer Million Anwender weltweit einer der größten Anbieter und Marktführer in mehreren Ländern und Branchen“, erklärt der Professor.
Mit dem Erreichten gibt sich der Lehrstuhl nicht zufrieden: Aktuell laufen Gespräche mit weiteren Anbietern von ERP-Systemen, um den Studierenden auch weiterhin neuartige, zukunftsfähige Lösungen vorstellen zu können.
Kooperation mit dem Rechenzentrum
Die steigende Zahl von Studierenden, neue Softwaresysteme, immer größere Anforderungen an Rechenleistung und Speicherplatz: All das hat die Serverinfrastruktur des ERP-Labors an ihre Grenzen gebracht. In Zusammenarbeit mit dem Rechenzentrum der Universität wurde daher ein neuer Server beschafft, der seit März 2017 in Betrieb ist. Die Kosten von rund 10.000 Euro wurden vom Lehrstuhl für BWL und Wirtschaftsinformatik getragen.
Kontakt
Prof. Dr. Axel Winkelmann, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik der Universität Würzburg, axel.winkelmann@uni-wuerzburg.de
Julian Hornung, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl, david.j.hornung@uni-wuerzburg.de
Julian Kolb, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl, julian.kolb@uni-wuerzburg.de