Die Netze der Zukunft gestalten
11.09.2018Professor Tobias Hoßfeld ist ab dem Wintersemester neuer Inhaber des Lehrstuhls III in der Informatik. Bereits seit Anfang 2018 teilt er sich diesen Job mit Vorgänger Professor Phuoc Tran-Gia.
Es ist nicht die Regel, dass ein Professor seinen Lehrstuhl während eines ganzen Semesters schrittweise an seinen Nachfolger übergibt. In der Informatik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) war dies jedoch der Fall. Professor Tobias Hoßfeld, der den Lehrstuhl III „Kommunikationsnetze“ von Phuoc-Tran-Gia übernimmt, findet dieses Modell äußerst sinnvoll.
„Ich spare mir unter anderem mehrere Jahre in der Ausgestaltung eines neuen Lehrstuhls. Wir übernehmen unter anderem die Doktoranden und müssen nicht in allem bei null anfangen“, sagt Hoßfeld, der seit Anfang Februar 2018 eine Art Doppelspitze mit Tran-Gia bildete. Der 1977 in Fulda geborene Hoßfeld und der gebürtige Vietnamese Tran-Gia kennen sich gut. Hoßfeld studierte an der JMU und promovierte an dem Lehrstuhl, dessen Leitung er nun übernimmt. „Ich finde es gut, dass die international anerkannte Forschungsrichtung, die ich hier aufgebaut habe, weitergeführt wird“, sagt Tran-Gia, der als emeritierter Professor weiterhin eng mit der JMU verbunden bleiben wird.
Internet im Fokus: IoT und Industrie 4.0
Hoßfeld widmet sich als Experte für Kommunikationsnetze unter anderem dem „Internet der Dinge“ (englisch: Internet of Things, IoT) und der „Industrie 4.0.“ Beides sind Bereiche, in denen viele Daten gesammelt, verarbeitet und versendet werden.
Bei der Industrie 4.0 steht die umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion im Fokus. Das IoT ist weitreichender; im Endeffekt geht es darum, alle denkbaren physischen Geräte, vom Kühlschrank über den Fernseher und die Personenwaage bis zum Motorrad, mit Kommunikationstechniken zu verbinden. „Im Prinzip arbeiten wir hier an der Uni natürlich im Bereich der Grundlagenforschung“, sagt Hoßfeld und ergänzt: „Am liebsten tun wir dies jedoch an praktischen Beispielen, gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.“
Technische Möglichkeiten reflektiert betrachten
Bei der Betrachtung der beiden Bereiche wird schnell klar, von welch großer Bedeutung das Internet für die Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft ist. Hoßfeld ist es daher bei seiner Arbeit auch wichtig, Entwicklungen und Trends zu hinterfragen: „Was brauchen wir wirklich? Welche Auswirkungen haben die Modelle, die wir bauen, für die Menschen und die Gesellschaft?“
Künstliche Intelligenz sei zweifelsohne spannend und wichtig. Jedoch müssten auch Konzepte wie etwa das von der Netz-Neutralität und Datenschutzaspekte Berücksichtigung finden. „Wir können Algorithmen implementieren, in denen wir ethische Aspekte berücksichtigen. Etwa im Bereich ‚information neutrality.‘ Das ist nur leider vielen Praktikern nicht klar, weil es in der Ausbildung bisher schlicht fehlte“, sagt Hoßfeld.
Am Anfang stand der C-64 von Commodore
Hoßfelds Begeisterung für seinen Arbeitsbereich motiviert ihn: „Das Beste an meinem Job ist, dass ich mir in der Regel die Themen aussuchen kann, die mir Spaß machen“, sagt Hoßfeld, der in seiner Freizeit beim Radfahren und mit der Familie einen weniger technischen Ausgleich sucht.
Die Begeisterung für Informatik hat Hoßfeld früh gepackt. Ein Commodore C-64, einer der ersten und in den 1980er-Jahren am weitesten verbreiteten Heim-PCs, spielte eine Rolle: „Den habe ich als Bub bekommen und konnte erste kleine Programme schreiben. Es war dann eigentlich immer klar, dass ich Informatik studiere“, sagt Hoßfeld. Von seinen Studierenden wünscht er sich vor allem Neugierde: „Man muss Lust haben, komplexe Fragen zu stellen, und sollte neugierig sein.“
„Hier kann ich meine Forschungsvisionen umsetzen“
Auch nach zuletzt vier Jahren an der Universität Duisburg-Essen und der Möglichkeit, an andere Unis zu gehen, zögerte Hoßfeld nicht, als Professor nach Würzburg zurückzukehren: „Ich kenne nach wie vor viele Leute hier. Privat, aber eben auch an der Uni. Das Klima der Zusammenarbeit ist sehr gut. Ich denke, hier kann ich meine Forschungsvisionen am besten umsetzen.“
Besonders in der Informatik sehe er ein hohes Potential. Für ihn besonders wichtig: „Ich halte auch die Studierenden für sehr gut“, sagt der Professor. Aus guten Studierenden würden gute Doktoranden und mit denen könne man gute Projekte umsetzen. Oder wie Hoßfeld es auch ausdrückt: „Ich denke, wir werden hier gemeinsam ordentlich etwas auf die Beine stellen.“
Kontakt
Prof. Dr. Tobias Hoßfeld, Lehrstuhl für Informatik III (Kommunikationsnetze), +49 931 31-86049, tobias.hossfeld@uni-wuerzburg.de