Intern
  • Blick auf das Gebäude der Neuen Universität am Sanderring im Schnee.

Digital ins Sommersemester I

21.04.2020

Seit 20. April laufen die Vorlesungen des Sommersemesters 2020. Für das „Digitalsemester“ haben die Lehrenden mit Hochdruck an der Umstellung des Lehrbetriebs auf digitale Formate gearbeitet. Hier Beispiele aus der Physik.

Physikalische Experimente live im Hörsaal erleben: Wegen Corona ist das im Sommersemester 2020 vorerst nicht machbar.
Physikalische Experimente live im Hörsaal erleben: Wegen Corona ist das im Sommersemester 2020 vorerst nicht machbar. (Bild: Daniel Peter)

Aufgrund der Entwicklung der COVID-19-Pandemie wurde in kürzester Zeit und pünktlich zum Vorlesungsbeginn die Präsenzlehre auf digitale Lehre umgestellt – eine enorme Herausforderung für Studierende und Lehrende.

In der Serie „Gute Beispiele für digitale Lehre“ wird einBLICK einige Aktivitäten aus den Fakultäten vorstellen. Wir zeigen, wie Lehrende ihre Vorlesungen, Seminare und Übungen neugestalten, um ihren Studierenden das bestmögliche Lehrprogramm anzubieten. Sie erstellen digitale Lehr- und Lernmaterialien, setzen internetbasierte Tools neu ein, sind verstärkt auf den Online-Plattformen der Universität aktiv und gehen neue Wege der Kommunikation.

Im ersten Beitrag der Serie stellen wir zwei Dozenten aus der Fakultät für Physik und Astronomie vor.

Experimentelle Physik: Professor Peter Jakob

Professor Peter Jakob forscht und arbeitet am Lehrstuhl für Experimentelle Physik V. Seine Vorlesungen wird er in diesem Ausnahme-Semester ganz anders präsentieren. „Bisher haben wir uns im Hörsaal auf einer Bühne voller Aufbauten mit Live-Experimenten zur Wärmelehre oder zum Elektromagnetismus beschäftigt und das Ganze mit einer kleinen Powerpoint-Parade angereichert“, berichtet er.

Jetzt müssen diese Experimente vom Hörsaal in den digitalen Raum verlegt werden. Gemeinsam mit seinem Team produziert der Dozent derzeit ein Video nach dem anderem. Hinzu kommen die Vertonungen der Powerpoint-Präsentationen mit Kommentaren. „Es ist gar nicht so leicht, in den Vorlesungsmodus zu kommen, wenn ich alleine vor meinem Computer im Büro sitze. Vor hundert Studierenden im Hörsaal zu reden, ist einfach schöner“, so Jakob.

Wie kommen die Studierenden an das digitalisierte Material heran? Hierfür steht WueCampus als Online-Lernplattform der Uni Würzburg mit zahlreichen Funktionen bereit. In den virtuellen Kursräumen arbeiten Lehrende und Studierende eng zusammen.

Peter Jakob hat sich für einen Mix aus Online-Tools entschieden und ist gespannt auf das Feedback zu seinen Vorlesungen per Powerpoint-Präsentationen mit Audiokommentaren und schriftlichen Unterlagen. „Zusätzlich habe ich eine wöchentliche Fragerunde eingerichtet. Auch ich bin gerade dabei, mich sozusagen einzuzoomen. Über die Videokonferenz-Plattform Zoom werde ich für Fragen, Kommentare und Diskussionen zur Verfügung stehen“, so der Physiker.

Mit einem Willkommens-Video hat der Dozent seine Studierenden auch schon begrüßt – Neugier aufs Semester und Spaß gehören für Peter Jakob weiterhin zum Studium. Per Mail haben seine Studierenden eine Menge Regieanweisungen erhalten, sodass sie gut organisiert in das ungewohnte Semester starten können. Die Betreuung der Übungseinheiten wird Dr. Svenja Hümmer leiten: Per Videokonferenz oder Chat unterstützt sie die Studierenden in Frage- und Diskussionsrunden oder korrigiert online die zahlreichen Übungsblätter.

Den zusätzlichen Aufwand für die Digitalisierung seiner Lehrveranstaltungen bezeichnet Professor Jakob als sehr hoch.  „Als Prof mache ich mich aber gerne auf in die Welt der neuen Medien. Und wenn man neue Dinge macht, hält das auch mich jung und fit!“

Für die Studierenden werde das digitalisierte Lehrprogramm auch viele Vorteile bringen: „Sie haben die Möglichkeit, die aufgezeichneten Vorlesungen oder Zoom-Meetings jederzeit aufzurufen, zu stoppen, zurückzuspulen – ob frühmorgens oder spätabends. Ihren Tagesplan können sie einfach flexibler und persönlicher gestalten.“

Dennoch appelliert Jakob an Selbständigkeit und Eigenverantwortung. „Das Selbststudium bleibt nach wie vor ganz wichtig! Meine Online-Vorlesung ist weiterhin nur der rote Faden in der Masse des Lernstoffs“, so Jakob. Jede Online-Einheit erfordere dringend eine eigenständige Nachbereitung. „Nur wer sich ernsthaft mit dem Stoff auseinandersetzt, wird zurechtkommen – daran wird das aktuelle Semester nichts ändern.“

Theoretische Physik: Professor Haye Hinrichsen

Auch Professor Haye Hinrichsen vom Lehrstuhl für Theoretische Physik III bereitet mit Hochdruck seine Vorlesungen „Spezielle Relativitätstheorie“ und „Physik komplexer Systeme“ vor. Diese finden normalerweise mit Tafel und Kreide statt; entsprechend hoch ist jetzt der Aufwand für die Umstellung auf die Online-Versionen. „Schätzungsweise ein bis zwei Arbeitstage pro Vorlesungstermin bringe ich momentan zusätzlich auf“, sagt Haye Hinrichsen.

Wie sein Kollege Peter Jakob hat auch er sich für verschiedene digitale Formate entschieden, um das unterschiedliche Lernverhalten seiner Studierenden zu berücksichtigen: Aus dem 190-seitigen Vorlesungsskript erstellt Hinrichsen eine kompakte Präsentation. Zudem produziert er in seinem Home-Office als Vorbereitung zu jeder Vorlesung ein eigenes Vorlesungsvideo. Aufwendig bei der Videoproduktion seien unter anderem die drei sich abwechselnden Kameraeinstellungen, für die sich Hinrichsen entschieden hat: „Man sieht mich als Dozent beim Erklären, die Präsentation mit Erläuterungen oder das Grafiktablet für handschriftliche Rechnungen“, erläutert der Physikdozent.

Die Frage, ob sich der enorme Aufwand für die Videoproduktion lohnt oder ob man in Zukunft auf andere Formen ausweichen sollte, ist für Haye Hinrichsen zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer abzuschätzen. „Meine Videos biete ich über YouTube an, auf diese Weise bekomme ich zumindest eine anonyme Statistik über die Clickzahlen und die Verweildauer der Studierenden beim Anschauen der Videos.“

Zwischen all diesen neu produzierten Lerneinheiten stellt Hinrichsen wöchentliche Übungsaufgaben zur Verfügung: In diesem Semester müssen die Studierenden sie elektronisch abgeben, auch der Dozent gibt auf elektronischem Wege die Korrekturen zurück.

Während der eigentlichen Vorlesungszeit bietet Haye Hinrichsen eine Sprechstunde via Zoom an, um mit seinen Studierenden in Interaktion treten zu können: Die Studierenden sind aufgefordert, sich zuvor mit Hilfe des Skripts, der Präsentation und den Videos den Lernstoff anzueignen und Fragen für die Sprechstunde vorzubereiten.

Und sogar telefonisch will der Dozent jederzeit für seine Studierenden da sein. Sein Motto „Wir alle geben uns Mühe und ihr seid nicht allein“. Für sein erstes Welcome-Video zum Start in ein ungewöhnliches Semester hat Haye Hinrichsen schon erfreulich viele positive Rückmeldungen bekommen.

Weitere Informationen

Die Fakultät für Physik und Astronomie gibt auf ihrer Website „Digitale Lehre SS 2020“ tagesaktuelle Informationen und Hinweise zum Online-Lehrbetrieb bekannt.

Kontakt

Prof. Dr. Peter Jakob, Lehrstuhl für Experimentelle Physik V, T +49 931 31-85109, peja@physik.uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Haye Hinrichsen, Lehrstuhl für Theoretische Physik III, T +49 931 31-84908, hinrichsen@physik.uni-wuerzburg.de

Von Annette Popp

Zurück