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DNA: Wenn die Schadensregulierung nicht funktioniert

07.05.2019

Humangenetiker der Universität Würzburg sind Mitglieder eines neuen Konsortiums, das für Menschen forscht, die wegen einer seltenen Erkrankung ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Der Bund fördert den Verbund mit zwei Millionen Euro.

Im Erbgut jeder Zelle treten jeden Tag eine Vielzahl von Schäden auf, die durch spezialisierte Reparatursysteme behoben werden.  Bei manchen Menschen ist der Körper allerdings aufgrund einer genetischen Veränderung nicht in der Lage alle Schäden fehlerfrei zu reparieren.
Im Erbgut jeder Zelle treten jeden Tag eine Vielzahl von Schäden auf, die durch spezialisierte Reparatursysteme behoben werden. Bei manchen Menschen ist der Körper allerdings aufgrund einer genetischen Veränderung nicht in der Lage alle Schäden fehlerfrei zu reparieren. (Bild: frentusha / iStock.com)

Schäden am Erbgut treten bei allen Menschen immer mal wieder auf. Normalerweise werden sie von den Zellen unbemerkt korrigiert. Bei manchen Menschen ist der Körper allerdings aufgrund einer genetischen Veränderung nicht dazu in der Lage, solche Schäden ausreichend zu reparieren. Die Betroffenen leiden in der Regel doppelt: Zum einen führt ein Defekt in der DNA-Reparatur bereits im Kindesalter oftmals zu schweren Erkrankungen. Zum anderen haben sie ein drastisch erhöhtes Krebsrisiko – häufig erkranken sie sogar mehrfach hintereinander an Krebs. Das ist besonders dramatisch, weil herkömmliche Krebstherapien bei Patienten mit Mutationen in bestimmten DNA-Reparaturgenen nicht zum Einsatz kommen können.

Um bessere Behandlungsstrategien für Personen mit gestörter Erbgut-Reparatur zu entwickeln, haben Patientenvertreter, Psychosomatiker, Frauen- und Kinderärzte, Internisten, Krebsforscher, Radiologen, Pathologen sowie Genetiker aus Düsseldorf, Hannover, Heidelberg und Würzburg jetzt das Konsortium „Translationale Forschung für Personen mit abnormer DNA Reparatur“ gegründet.

Ein Blick auf die molekularen Grundlagen

Der Verbund wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden drei Jahren mit mehr als zwei Millionen Euro gefördert und besteht aus neun Einzelprojekten. Auf Seiten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) ist das Team von Dr. Reinhard Kalb und Professor Detlev Schindler aus der Humangenetik beteiligt. „Unser Ziel ist es, zusammen mit unseren Verbundpartnern, die molekularen Grundlagen für genomische Instabilität und die funktionelle Auswirkungen auf zellulärer Ebene zu beleuchten“, berichten die beiden Wissenschaftler.

Anliegen des Verbundes ist unter anderem, den betroffenen Familien, betreuenden Ärzten sowie forschenden Wissenschaftlern eine Internet-basierte Plattform zu bieten, über die Informationen verbreitet, Daten eingegeben und Beratungen angeboten werden können. Ein wichtiger Punkt ist zudem die Verbesserung der psychosozialen Unterstützung für die Patienten und deren Familien sowie die Erforschung der Mechanismen der Syndrom- und der Krebsentstehung mittels verschiedener Verfahren.

Suche nach einer individuellen Therapie

Wichtig für alle Betroffenen sind Methoden für eine sichere Erkennung von Krebsrisiken sowie die Entwicklung von individualisierten Therapiestrategien. Hierzu werden die genetischen Profile der Tumore ermittelt und geeignete Tiermodelle etabliert. Betroffene können sich aktiv im Rahmen des Konsortiums einbringen und sich hierfür registrieren unter fit@krebs-praedisposition.de.

Syndrome mit abnormer Erbgut-Reparatur bilden eine Gruppe von seltenen Erkrankungen, bei denen alle Betroffenen ein erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Das Konsortium widmet sich elf dieser Erkrankungen: Ataxia telangiectasia, Bloom-Syndrom, konstitutionelle Mismatch-Reparatur-Defizienz, DNA-Ligase IV-Syndrom, Dyskeratosis congenita, Fanconi-Anämie, Li-Fraumeni-Syndrom, Nijmegen-Breakage-Syndrom, Rothmund-Thomson-Syndrom, Werner-Syndrom und Xeroderma-pigmentosum.

Kontakt

Dr. Reinhard Kalb, Institut für Humangenetik, T: +49 931 31-84361, r.kalb@uni-wuerzburg.de

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