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  • Blick auf das Gebäude der Neuen Universität am Sanderring im Schnee.

Doppelter Spatenstich am Hubland

26.10.2021

Für zwei Neubauten ist der Spatenstich erfolgt: Im Center of Polymers for Life steht künftig innovative Forschung an erster Stelle. Viel Platz für Lehre bietet ein neues Praktikumsgebäude der Chemie.

Setzten den symbolischen Spatenstich (von links): Christian Schuchardt, Jan Knippel, Jürgen Groll, Judith Gerlach, Maik Finze, Paul Pauli.
Setzten den symbolischen Spatenstich (von links): Christian Schuchardt, Jan Knippel, Jürgen Groll, Judith Gerlach, Maik Finze, Paul Pauli. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Auf dem Campus Hubland Süd der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) geht die Erneuerung weiter. Nachdem dort zuletzt Physiker den Neubau des Instituts für Topologische Isolatoren (ITI) und Chemiker ihr neues Institut für Anorganische Chemie bezogen haben, ist jetzt der Startschuss für zwei weitere Bauvorhaben erfolgt: das „Center of Polymers for Life“ (CPL) sowie ein neues Praktikumsgebäude der Chemie.

Eigens für den doppelten Spatenstich angereist war Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Digitales, in Vertretung von Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler. Unterstützt wurde sie von Vertretern der Universität, der Stadt und des Staatlichen Bauamts Würzburg.

„Die Forschung an der Universität Würzburg ist auf allerhöchstem Niveau. Dafür braucht es exzellente Köpfe, aber auch exzellente Forschungsgebäude“, so die Ministerin in ihrer Ansprache. Es spreche für sich, dass mit dem CPL an der JMU nun schon der vierte Forschungsneubau in nur fünf Jahren entstehe.

Das Center of Polymers for Life

Die angewandte Polymerforschung enger mit dem noch jungen und äußerst zukunftsträchtigen Feld der Biofabrikation verknüpfen und so der modernen Biomaterialforschung neue Impulse geben: Dafür werden in Zukunft Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachdisziplinen wie etwa Chemie, Medizin, Materialwissenschaft, Biologie, Informatik und Ingenieurswesen im Neubau des „Centers of Polymers for Life“ (CPL) zusammenarbeiten.

Eines ihrer Ziele ist die automatisierte und standardisierte Herstellung funktionaler Gewebemodelle mittels additiver Fertigungsverfahren, dem 3D-Druck von Polymerschmelzen oder vernetzbaren Polymerlösungen. Solche im Labor gereiften Gewebemodelle können beispielsweise als Alternativen für Tierversuche in der Pharma- und Krebsforschung zum Einsatz kommen. Darüber hinaus können sie bei regenerativen Therapien, etwa als für den jeweiligen Patienten maßgeschneiderte Implantate für den Wiederaufbau von zerstörtem Gewebe wie Knorpel oder Knochen, eingesetzt werden.

Grundlage für die Herstellung solcher Gewebemodelle sind neben der Synthese und Charakterisierung der Polymere auch deren Verarbeitung zu Zellträgern und die Herstellung von Arzneistoff-Freigabesystemen, die das Wachstum der neu entstehenden Gewebe beeinflussen.

Den nötigen Platz finden die Forscherinnen und Forscher in einem viergeschossigen rechteckigen Baukörper mit einer Nutzfläche von 1.561 Quadratmetern für Labore, Büros, Aufenthaltsräume und Lagerflächen. Knapp 25,5 Millionen Euro sind für die Baukosten veranschlagt, dazu kommen weitere 3,9 Millionen Euro für die Ersteinrichtung und diverse Großgeräte. Der Bund übernimmt davon 11,4 Millionen Euro, den Rest trägt der Freistaat Bayern. Die Fertigstellung ist für Ende 2024 angesetzt.

Der Neubau entsteht auf dem freien Baufeld südlich der Nanosystemchemie (CNC) und ist über einen unterirdischen Verbindungsgang an das CNC angebunden. Damit kann er auf separaten Verkehrswegen wetterunabhängig mit Chemikalien versorgt werden. Die Versiegelung von Freiflächen wurde weitestgehend auf ein technisches und nutzungsbedingtes Minimum begrenzt. Freie Flächen werden ökologisch bepflanzt und begrünt.

In dem Neubau wird ein Großteil des neu gegründeten Instituts für Funktionsmaterialien und Biofabrikation (IFB) der Universität Würzburg untergebracht werden. Erster Geschäftsführer dieses trans-fakultativen Instituts der Chemie und der Medizin ist der Polymerchemiker Professor Jürgen Groll.

Neues Praktikumsgebäude für die Chemie

Eine Hauptnutzfläche von gut 2.840 Quadratmetern, geplante Baukosten von knapp 43,8 Millionen Euro und die Fertigstellung im Herbst 2024: Das sind die Rahmendaten für ein neues Praktikumsgebäude der Fakultät für Chemie und Pharmazie der JMU. Der Neubau bildet den ersten Bauabschnitt der Sanierung des Zentralbaus Chemie.

Bis vor wenigen Jahren war die Fakultät für Chemie und Pharmazie der JMU auf dem Hubland-Campus in Gebäuden untergebracht, die zum Großteil in den 1960er- und 1970er-Jahren entstanden sind. So gut wie alle von ihnen wurden mittlerweile von Grund auf saniert oder durch Neubauten ersetzt – einzig der die Institute verbindende Zentralbau in der Mitte des Chemiezentrums blieb davon ausgenommen. Er beheimatet Hörsäle, Praktikumsflächen und zentrale Einrichtungen.

Damit auch dieser in absehbarer Zeit saniert werden kann, muss zuvor die notwendige Ausweichfläche geschaffen werden. Der jetzt begonnene Neubau wird dafür einen Teil zur Verfügung stellen, den Rest liefert ein weiteres Gebäude, für das als nächstes ein Projektantrag eingereicht werden wird. Erst wenn diese beiden Neubauten bezugsfertig sind, soll mit der Sanierung des alten Zentralgebäudes, dem „Herz der Fakultät“, begonnen werden.

Der Neubau wird auf dem Campus Hubland Süd, östlich des bestehenden Zentralbaus, errichtet. Er ist als dreigeschossiger, rechteckiger Baukörper mit zurückversetzter Dachzentrale sowie einem Untergeschoss geplant. Über einen Verbindungsgang mit gut zwölf Metern Länge wird er an die Nanosystemchemie angebunden. Darüber hinaus ist mit Realisierung der nächsten Bauabschnitte eine Anbindung an den Zentralbau vorgesehen, über den später auch die Haupterschließung erfolgen wird.

Es handelt sich um ein reines Praktikumsgebäude für die studentische Ausbildung. Neben vier Büros und zwei Seminar- bzw. Besprechungsräume befinden sich mehr als 2800 Quadratmetern moderne Laborflächen im Gebäude und bieten hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten für bis zu 500 Studierende nahezu aller naturwissenschaftlicher Fächer, die dort Praktika in den Fächern Anorganische-, Physikalische-, Medizinische-, Bio- und Lebensmittel-Chemie absolvieren werden.

Stimmen zum Festakt

„Die Chemie ist ein Aushängeschild und Leuchtturm der Universität Würzburg. In der Forschung steht sie weltweit sehr gut da. Im aktuellen Nature Index-Ranking liegt sie beispielsweise global gesehen auf einem sehr guten 84. Platz, in Deutschland sogar an sechster Stelle. Die jetzt in Angriff genommenen Neubauten für das Centre of Polymers for Life und den Zentralbau der Chemie tragen dieser Position Rechnung. Sie bieten Raum für hochmoderne, leistungsstarke Forschung und für eine optimale Betreuung der Studierenden.“ Paul Pauli, Präsident der Universität Würzburg

„Exzellente Forschung und Lehre brauchen exzellente Rahmenbedingungen. Dass wir heute den Spatenstich für gleich zwei Großprojekte durchführen, zeigt, wie kraftvoll wir in diese exzellenten Rahmenbedingungen hier in Würzburg investieren. Am Forschungsneubau des Center of Polymers for Life entstehen durch eine innovative Planung einzigartige Arbeitsbedingungen - eine echte ,Makerspace'-Atmosphäre. Der Neubau des Zentralbaus Chemie ist zudem der Höhepunkt einer großangelegten Ringsanierung des gesamten Würzburger Chemiezentrums. Mit dem Innovationsturbo der Hightech Agenda Bayern können wir diesen Neubau beschleunigt realisieren und ideale Rahmenbedingungen für die chemische und materialwissenschaftliche Forschung der Zukunft in Würzburg schaffen.“ Bernd Sibler, bayerischer Wissenschaftsminister

„Der Chemie-Zentralbau ist das Herz der Fakultät und verbindet die angeschlossenen unterschiedlichen Institute. Letztendlich bildet das Wissen, das sich die Studierenden in diesem Gebäude aneignen, die Basis für unsere Forschung am Standort mit über 350 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die erfolgreiche Einwerbung von fast elf Millionen Euro Drittmittel im Jahr 2020 sowie die Stärkung des Wissenschaftsstandorts durch Forschungsbauten wie CNC, ICB und dem CPL, deren Grundsteinlegung wir heute auch feiern dürfen.“ Maik Finze, Prodekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie

„Mit dem Forschungsbau in Würzburg wird die infrastrukturelle Grundlage für ein international einzigartiges interdisziplinäres Forschungszentrum geschaffen. Das CPL wird unter der Leitlinie angewandter Polymerforschung für die Lebenswissenschaften wegweisende Forschungsperspektiven für funktionale Bio-Materialien und die Biofabrikation in Würzburg eröffnen.“ Jürgen Groll, CPL

„Ich freue mich, dass bald zwei weitere herausragende neue Gebäude den Campus Hubland Süd bereichern: Wir bauen für die Chemiker ein hochfunktionales Laborgebäude mit modernster Technik. Der Forschungsbau CPL wird auch architektonisch ein Schmuckstück und rundet das städtebauliche Ensemble nach Süden hin ab. Terminlich und hinsichtlich der Kosten sind wir voll im Plan. Ich bin rundherum zufrieden.“ Jan Knippel, Staatliches Bauamt Bereichsleiter Universitätsbau

„Mit den heutigen Spatenstichen werden einerseits perspektivisch die Voraussetzungen für eine auch zukünftig breite, hochqualitative chemische Grundausbildung in Würzburg geschaffen, die nicht zuletzt auch materialwissenschaftliche Fragestellungen umfasst. Gleichzeitig wird mit dem entstehenden Center of Polymers for Life das Tor aufgestoßen für eines der faszinierendsten und für viele zukünftige Patientinnen und Patienten sicher segensreichen medizintechnologischen Forschungs- und Entwicklungsfelder. Beide Perspektiven sind für den Bildungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Würzburg von größter Bedeutung – und damit natürlich für unser gesamtes Gemeinwesen höchst erfreulich. Das Sanierungsprojekt des Zentralbaus des Chemiezentrums wird das Studium der Chemie und weiterer Fächer in Würzburg in Zukunft noch attraktiver machen, was unsere Position in der deutschen Universitätslandschaft erhalten und weiter stärken wird. Dadurch wird der akademische Nachwuchs in den entsprechenden, vielfach auch wirtschaftlich interessanten Bereichen gesichert. Ein Pool, aus dem auch die Unternehmen unserer Region schöpfen können.“ Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg

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Von Gunnar Bartsch

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