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  • Blick auf das Gebäude der Neuen Universität am Sanderring im Schnee.

Psychische Gesundheit: Neues Präventionszentrum eröffnet

23.04.2024

Psychische Störungen sind in Deutschland weit verbreitet. Das Deutsche Zentrum für Präventionsforschung Psychische Gesundheit arbeitet daran, ihre Häufigkeit zu verringern. Jetzt wurde die Einrichtung offiziell eröffnet.

Schlüsselübergabe zur Eröffnung des DZPP mit (v.l.) Thomas Jansing (Sternstunden), Tobias Bansen und Franziska Klemm (KKH), Marcel Romanos (DZPP), Tim J. von Oertzen (UKW), Arne Bürger (DZPP) und Uwe Klug (JMU).
Schlüsselübergabe zur Eröffnung des DZPP mit (v.l.) Thomas Jansing (Sternstunden), Tobias Bansen und Franziska Klemm (KKH), Marcel Romanos (DZPP), Tim J. von Oertzen (UKW), Arne Bürger (DZPP) und Uwe Klug (JMU). (Bild: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

Mit einem Festakt, einem wissenschaftlichen Vortragsprogramm und zahlreichen Gästen aus Wissenschaft und Politik hat das Deutsche Zentrum für Präventionsforschung Psychische Gesundheit (DZPP) am Freitag, 19. April 2024, offiziell seine Eröffnung gefeiert. Der Neubau auf dem Campus der Universität Würzburg bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, in interdisziplinären Arbeitsgruppen Präventionsprogramme zu entwickeln und zu erproben, die darauf abzielen, psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu verhindern. Ziel ist es darüber hinaus, die Effektivität dieser Programme zu evaluieren und diese in der Fläche verfügbar zu machen.

Das Zentrum

Das Deutsche Zentrum für Präventionsforschung Psychische Gesundheit (DZPP) wurde in gemeinsamer Trägerschaft der Julius-Maximilians-Universität und des Universitätsklinikums Würzburg gegründet. Interdisziplinär aufgebaut, ist es mit seiner Konzeption in Deutschland einzigartig. Das Zentrum legt einen wesentlichen Fokus auf qualitativ hochwertige und innovative Präventionsforschung mit hohem Potenzial für die Anwendung in der Fläche. Dazu gehören verschiedenste methodische Ansätze von der Grundlagenforschung über Angebote für Schulen bis hin zu gezielten Ansätzen mittels virtueller Realität.

Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beraten Betroffene, Familienangehörige, Schulen und andere Institutionen und bilden damit ein Scharnier zwischen Grundlagenforschung und Versorgungsstrukturen.

Das DZPP vereint dafür verschiedenste Fachdisziplinen: Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinderheilkunde, Psychologie, Psychiatrie, Pädagogik, Allgemeinmedizin, Epidemiologie, Informatik und viele mehr. Die multiprofessionelle Expertise wird ergänzt durch ein breites, kooperatives Netzwerk, zum Beispiel mit dem Schulsystem, der Jugendhilfe, dem kommunalen System, Behörden und der Politik.

Geleitet wird das DZPP von Professor Marcel Romanos, Direktor des Zentrums für Psychische Gesundheit, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg. Die Geschäftsführung hat Dr. Arne Bürger inne.

Homepage des DZPP

Das Gebäude

Untergebracht ist das DZPP in einem Neubau auf dem Campus Hubland Nord der Universität Würzburg. In dem dreigeschossigen Gebäude mit gut 580 Quadratmetern Nutzfläche stehen dem DZPP rund 230 Quadratmetern zur Verfügung. Die übrige Fläche ist für weitere Nutzer der Universität vorgesehen. Die Bauzeit betrug drei Jahre.

Rund 3,6 Millionen Euro hat der Bau des Gebäudes gekostet, für dessen Planung und Ausführung das Staatliche Bauamt Würzburg zuständig war. Für den Anteil des DZPP hat der Würzburger Förderverein Menschenskinder e.V. eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Der Verein unterstützt psychisch kranke Kinder und Jugendliche in Unterfranken; er hatte das Geld bei der Initiative Sternstunden e.V. eingeworben, einer Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks. Zusätzlich hat der Förderverein vor Kurzem eine erneute Spende in Höhe von 10.000 Euro an die Verantwortlichen des DZPP überreicht – ein weiterer Beitrag, „um das Präventionszentrum auszubauen und voll funktionsfähig zu machen“, wie er schreibt.

Projektpartner ist außerdem die Kaufmännische Krankenkasse (KKH), die bereits Forschungsprojekte zu Prävention psychischer Störungen am Standort Würzburg finanziert.

Stimmen zur Eröffnung

„Das Sternstunden-Präventionszentrum ist die neue Heimat des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung Psychische Gesundheit DZPP. Wir sind Sternstunden e.V. überaus dankbar für das Vertrauen in uns und die Idee des DZPP. Das Institut ist deswegen so besonders, da es unter Zusammenarbeit von vielen verschiedenen Disziplinen die gesamte Entstehungskette von Präventionsprogrammen abbildet. Es geht zunächst um die systematische Entwicklung von Programmen unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftliche Erkenntnisse. Das DZPP kümmert sich in der Folge aber auch um die konsequente Erprobung und wissenschaftliche Evaluation der Programme bis hin zur Verbreitung in der Fläche und um die Effekte auf die Bevölkerung. Damit haben wir ein zukunftsfähiges Instrument geschaffen, das nachhaltig der Gesundheit der gesamten Gesellschaft dienen soll.“  Prof. Dr. Marcel Romanos (Institutsvorstand DZPP)

„Die Eröffnung des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung Psychische Gesundheit in Bayern ist ein Meilenstein für die psychische Gesundheitsvorsorge. Das Zentrum ist mit seinem interdisziplinären Ansatz deutschlandweit einzigartig und soll die psychische Gesundheit der Menschen nachhaltig stärken und schützen. Ein solches Zentrum ist damit wichtiger denn je. Denn leider haben die psychischen Belastungen in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Und das betrifft nicht nur Erwachsene. Gerade auch Kinder und Jugendliche sind stark belastet. Ich freue mich, dass uns das Engagement für mehr psychische Gesundheit, für mehr gesundes Aufwachsen gemeinsam antreibt.“ Judith Gerlach (Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention)

„Die heutige Eröffnung ist ein Meilenstein auf dem Weg der Verbesserung der Lebensqualität unserer Kinder. Sie zeigt, dass durch Wissenschaft, Hoffnung auf eine bessere Zukunft möglich wird. Das Sternstunden-Präventionszentrum wird zu einem Ort, an dem Ideen gedeihen, Innovationen entstehen und somit die psychische Gesundheit unserer Gesellschaft gestärkt wird. Die Julius-Maximilians-Universität ist stolz darauf, dass wir gemeinsam mit dem Uniklinikum Würzburg Trägerinnen dieses innovativen Zentrums sind.“ Dr. Uwe Klug (Kanzler der Universität Würzburg)

„Mit dem neuen Präventionszentrum bauen wir das Versorgungsangebot der Universitätsmedizin Würzburg weiter aus und ergänzen die etablierten stationären und ambulanten Strukturen am UKW. Psychische Erkrankungen entwickeln sich oft in jungen Jahren. Gerade deshalb sind der Ausbau und die Entwicklungen neuer präventiver Maßnahmen sowie die Früherkennung enorm wichtig. Im Idealfall kann so das Risiko einer chronischen Erkrankung reduziert werden. So ist etwa bekannt, dass eine Intervention im Kindergartenalter hilft, Sozialverhaltensstörungen zu verhindern. Verhindern wir eine Erkrankung im Kindesalter, hat dies enorme Auswirkungen auf die gesamte Lebensspanne, also viele Jahrzehnte. Im Zentrum werden nun verschiedene Disziplinen zusammengeführt mit dem Ziel, innovative Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Genau das ist eine der Kernaufgaben der Universitätsmedizin. Mit diesem Neubau wird das konkret sichtbar. Mein Dank geht daher besonders allen, die diesen Neubau auch finanziell möglich gemacht haben.“ PD Dr. Tim J. von Oertzen (Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender, Universitätsklinikum Würzburg)

„Unser Anliegen als KKH ist es, wirksame Präventionsprogramme insbesondere für Heranwachsende anzubieten. Mit dem Deutschen Zentrum für Präventionsforschung und Psychische Gesundheit haben wir einen Partner, der sich die Entwicklung, Evaluation und Verbreitung genau dieser evidenzbasierten Prävention zur Aufgabe gesetzt hat. Wir freuen uns, vier Jahre der erfolgreichen Zusammenarbeit fortsetzen zu können.“ Tobias Bansen (Referatsleiter Prävention und Selbsthilfe, KKH Kaufmännische Krankenkasse)

„Um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland steht es nicht gut – drei Lockdowns haben seelische Schäden bei der jüngeren Generation noch verstärkt. Deshalb hat Sternstunden sehr gerne den Bau des Sternstunden-Präventionszentrums unterstützt und somit geholfen, die Lücke bei der Prävention psychischer Erkrankungen in Kindheit und Jugendalter zu schließen.“ Thomas Jansing (Vorstandsvorsitzender und Initiator von Sternstunden)

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Von Gunnar Bartsch

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