Ein Projekt für mehr Allgemeinmediziner auf dem Land
27.10.2020Mehr Medizinstudierende für das Fach Allgemeinmedizin begeistern und so speziell im ländlichen Raum eine flächendeckende hausärztliche Versorgung sichern: Das ist das Kernziel des Programms „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“.
„Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig eine ambulante medizinische Versorgung in Ballungszentren, aber vor allem auch im ländlichen Raum ist“, sagte Gabriele Hörl bei der Auftaktveranstaltung zu dem Programm „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) in Unterfranken am 15. Oktober dieses Jahres im Rudolf-Virchow-Zentrum am Uniklinikum Würzburg (UKW). Die Abteilungsleiterin des Bayerischen Gesundheitsministeriums fuhr fort: „Hausärzte sind wichtig – für den Einzelnen, aber auch für das Gesundheitssystem!“
Zwar sei die allgemeinmedizinische Versorgungssituation im Freistaat aktuell noch sehr gut, aber unter anderem durch anstehende Generationswechsel in den Hausarztpraxen drohten Nachwuchsprobleme. Um hier gegenzusteuern, fördert ihr Ministerium seit dem Jahr2018 das Projekt „BeLA“. Dabei sollen Medizinstudierende bereits früh im Studium mit einer späteren allgemeinmedizinischen Tätigkeit im ländlichen Raum in Kontakt gebracht werden. Neben verschiedenen außercurricularen Veranstaltungen winken für Interessierte auch Stipendien.
Durchführung durch zwei Institute des Uniklinikums Würzburg
Nach Süd- und Nordbayern mit der Technischen Universität München und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beteiligt sich seit April dieses Jahres auch Unterfranken unter Leitung des UKW an dem Programm. Konkret durchgeführt wird das Vorhaben vom Institut für Allgemeinmedizin sowie dem Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung.
Die Professorin Anne Simmenroth, eine der beiden Leiterinnen des Instituts für Allgemeinmedizin des UKW, präsentierte die Säulen, auf denen BeLA steht. Dazu zählen unter anderem eine intensive Betreuung der Medizinstudierenden in außercurricularen Veranstaltungen und während der Praktika in kooperierenden Lehrkrankenhäusern und Hausarztpraxen sowie diverse Angebote zur Einbindung in die Region wie etwa Wohnungsangebote, Projektarbeit oder Notdienstwochenenden, praxisnahe zusätzliche Ausbildungsinhalte und eine intensive Betreuung durch Mentorinnen und Mentoren.
Ein monatliches Stipendium in Höhe von 600 Euro gibt es für Studentinnen und Studenten, die sich im Gegenzug dazu verpflichten, nach Abschluss des Studiums ihre Facharztweiterbildung für Allgemeinmedizin im Weiterbildungsverbund der Region Unterfranken zu absolvieren. „In den ersten Monaten des Programms in Unterfranken haben fünf Studierende diesen Weg gewählt“, berichtete Simmenroth.
Als Partnerkliniken von BeLA Unterfranken konnten bislang das Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt, die Haßberg-Kliniken, das Klinikum Main-Spessart und die Main-Klinik Ochsenfurt gewonnen werden.
Wissenschaftlich begleitet
Passend zum Forschungsauftrag der Würzburger Universitätsmedizin soll das Gesamtvorhaben auch wissenschaftlich begleitet werden. „Hierzu zählt die Zielgruppenanalyse: Wer möchte später als Hausärztin oder Hausarzt in einer ländlichen Region tätig sein? Und welche Variablen beeinflussen diese Motivation?“, schilderte Anne Simmenroth. Und Professorin Sarah König, die Leiterin des Instituts für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, kündigte an: „Wir werden auch einen Fokus auf die Ausbildung während des Praktischen Jahres richten und freuen uns darauf, über das BeLA-Projekt neue didaktische Ideen umzusetzen.“
Insgesamt gab es bei der Auftaktveranstaltung breite Zustimmung und eine spürbare Aufbruchsstimmung. So wünschten Vertreterinnen und Vertreter des Bayerischen Hausärzteverbands, der Kassenärztlichen Vereinigung, der Gesundheitsregionen Plus und der Partnerkliniken gutes Gelingen. Professor Matthias Frosch, der Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg, brachte den allgemeinen Optimismus auf den Punkt: „BeLA beruht auf einer gewachsenen und vertrauensvollen Zusammenarbeit der Partnereinrichtungen. Daher bin ich mir sicher: Das Projekt wird erfolgreich sein!“