Ein Schub für Diversität, Digitalität und Design
19.01.2021Aktuell läuft die letzte Winter School im Vorgängerprojekt, doch der Nachfolger steht schon fest: In dem neuen Kooperationsprojekt „MuseumsChange“ arbeitet die Würzburger Museologie eng mit der Helwan University in Kairo zusammen.
Die Professur für Museologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) unterhält schon seit Langem eine lebendige Hochschulpartnerschaft mit den „Museum Studies“ der Helwan University in Kairo (HU). Dass dies auch in den nächsten Jahren so bleibt, dafür sorgt ein neues Projekt, das der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) finanziell unterstützt. Der Name ist Programm: „MuseumsChange“.
„Wir wollen mit diesem Projekt den Kulturdialog zwischen der christlich und der islamisch geprägten Welt voranbringen“, sagt Guido Fackler, Inhaber der Professur für Museologie der JMU. Zentraler Bestandteil des Projekts ist deshalb der gegenseitige Austausch von Dozierenden aus Würzburg und Kairo sowie ein Stipendienprogramm für ägyptische und deutsche Studierende. Diese können jeweils ein Semester in Würzburg beziehungsweise in Kairo absolvieren und dann einen Double Degree Master als Studienabschluss erlangen.
Den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben
„Dabei können Studierende und Dozierende aus Würzburg internationale Kontakte und Erfahrungen sammeln“, sagt Fackler. Im Gegenzug tragen sie zur Modernisierung der Museumsausbildung in Ägypten bei. Denn das ist ebenfalls Ziel des Projekts „MuseumsChange“: den gesellschaftlichen Wandel mittels moderner Museumsausstellungen voranzutreiben, indem sich diese für Diversität, Digitalität und Design öffnen.
Den wechselseitigen Wissenstransfer unterstützen 15 renommierte Kooperationspartner. Zu ihnen zählen Museen unterschiedlicher Gattungen in Chemnitz, Dortmund, Fladungen, Karlsruhe, Köln und Stuttgart, aber auch Kulturagenturen und Gestaltungsbüros in Deutschland. In Ägypten arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Deutschen Archäologischen Institut in Kairo und dem ägyptischen Antiken- und Tourismusministerium zusammen, dem Häuser wie das Ägyptische Museum, das Grand Egyptian Museum oder das National Museum of Egyptian Civilization unterstehen. Hier soll der Aufbau eines deutsch-ägyptischen Museumsnetzwerks den Austausch zwischen den einzelnen Einrichtungen und die Zusammenarbeit mit den Universitäten stärken.
Von ägyptischen Objekten bis zu digitalen Medien
Bei Null anfangen müssen die Beteiligten nicht. Sie können auf die Erfahrungen aus einer Kooperation aufbauen, die schon seit vielen Jahren besteht: dem DAAD-Vorgängerprojekt „HeritageDialogues“ (2018–2020) der Fächer Ägyptologie und Museologie der JMU. Zu dessen Ende läuft aktuell der letzte Programmpunkt: der Abschluss der „Digital Winter School Würzburg-Kairo“.
Der fällt allerdings anders aus als geplant: „Aufgrund der Corona-Pandemie mussten wir die Winter School erstmals als digitales Format anbieten“, sagt Guido Fackler. Das habe jedoch auch Vorteile mit sich gebracht: „Wir konnten das Programm ausweiten und für weitere Interessierte öffnen“, so der Museologe. Anscheinend mit Erfolg: „Ich habe von der Winter School sehr profitiert, gerade was den Kulturaustausch betrifft, und einen umfangreichen Überblick über die Bereiche Museologie und Museumsarbeit gewonnen ”, sagt eine der Teilnehmerinnen, Shimaa Elkafrawy aus Kairo, stellvertretend für die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Unter dem Obertitel „lmproving the public impact of Museums“ haben im Rahmen der Winter School 18 ägyptische und deutsche Referentinnen und Referenten Themen mit einer großen Bandbreite behandelt. Diese reichten von der digitalen Erfassung altägyptischer Kulturgüter und dem Design und Management von Ausstellungen über die postkoloniale Museumsarbeit und Analysemethoden der technischen Kunstgeschichte bis zu neue museumspädagogischen Ansätzen und dem Einsatz digitaler Medien in Ausstellungen. „Das hat mich dazu gebracht, manche Dinge unter einem neuen Licht zu betrachten, und mich auf Punkte zu konzentrieren, an die ich vorher noch nicht gedacht hatte“, lobt Shereen Abd Ul‐Raouf diese Vielfalt.
Praxisbezüge trotz digitaler Lehre
Norhan Adel stellt die vielfältigen Praxisbezüge heraus: „Die Winter School hat es mir ermöglicht, mein Wissen in verschiedenen Bereichen der Museumsverwaltung zu vertiefen. Darüber hinaus haben mir die Themen der Vorträge und der Workshops sowie die Organisation der Veranstaltung gut gefallen.“
Um einer „digitalen Lethargie“ entgegenzuwirken, haben die Organisatoren der Winter School unter der Leitung von Judith Schief für Abwechslung bei den Lehr- und Lernformaten gesorgt. „Klassische Gastvorträge wurden durch Vorstellungen ausgewählter Museen in beiden Ländern ergänzt. Hinzu kamen interaktive Workshops, die als hybride Formate digitalen Austausch und analoge Zusammenarbeit vor Ort kombinierten“, erklärt Schief.
Dabei bearbeiteten Studierende in gemischten Kleingruppen nach Einführungen zu den Themen Ausstellungstexte, dialogische Führungen, Inklusion, Social Media und Museumsobjekte spezielle Aufgaben, die sie abschließend im Plenum präsentierten und diskutierten. „Auf diese Weise konnten wir neue Unterrichtsformen erfolgreich im Digitalen erproben, die auch in dem Projekt ‚MuseumsChange‘ fortgeführt werden sollen, um so den Kulturdialog zwischen Deutschland und Ägypten weiter voranzubringen“, sagt Fackler.
Mehr Informationen zur Digital Winter School
Kooperationspartner von „MuseumsChange“
In dem Projekt „MuseumsChange“ arbeiten die Würzburger Museologen zusammen mit: Badisches Landesmuseum Karlsruhe, DASA Dortmund, Deutsches Archäologisches Institut Kairo, Fränkisches Freilandmuseum Fladungen, Jangled Nerves GmbH Stuttgart, Lehrstuhl für Ägyptologie der JMU, Minister of Antiquities and Tourism Cairo, Landesmuseum Württemberg, Prof. Claudia Frey (FHWS), Rautenstrauch-Joest-Museum, Space4 Stuttgart, Simone Doll-Gerstendörfer – Inklusive Kulturprojekte Randersacker, Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz, Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg, Technoseum – Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim.
Kontakt
Prof. Dr. Guido Fackler, Professur für Museologie, T: +49 931 31-85607, guido.fackler@uni-wuerzburg.de
Judith Schief, Lehrstuhl für Ägyptologie,T: +49 931 31-87970, judith.schief@uni-wuerzburg.de