Ein ungewohntes Studentenleben
07.02.2017Neues Land – neue Kultur. Mehr als 2.600 ausländische Studierende sind im Wintersemester 2016/17 an der Uni Würzburg eingeschrieben. Giulia Marcuzzi aus Italien ist eine von ihnen. Hier erzählt sie, welche Unterschiede sie schon festgestellt hat.
„Endlich Seminare!“ Das hört man von deutschen Studierenden nicht so oft, für sie gehören Seminare zum Alltag. Nicht so für Giulia Marcuzzi. Die 24-Jährige Italienerin studiert Deutsch an der Universität in Udine im Norden des Landes. „An meiner Uni gibt es fast nur Vorlesungen“, erzählt Giulia. Hier an der Universität Würzburg schätzt sie vor allem das Konzept der Seminare mit begrenzter Teilnehmerzahl. „Das ist viel produktiver“, erklärt die Studentin, die von zuhause nur Frontalunterricht gewohnt ist.
Insgesamt unterscheidet sich das italienische Studentenleben stark von dem in Deutschland. „In Italien haben wir keine Semesterferien“, erzählt Giulia. Damit fallen Nebenjobs und Freizeit für die Studierenden schon einmal so gut wie komplett weg. Stattdessen erstreckt sich die Prüfungszeit an italienischen Universitäten über die Monate zwischen den Semestern.
Zum zweiten Mal in Würzburg
Für Giulia Marcuzzi ist es nicht der erste Aufenthalt in Würzburg. Im Wintersemester 2013/14 war sie für ein Semester als Erasmusstudentin an der Universität Würzburg. „Hier hat es mir gut gefallen und ich war mit der Uni sehr zufrieden“, erinnert sich Giulia. Deshalb entschloss sie sich, ihr Masterstudium "Germanistik als Fremdsprache“ in Würzburg zu absolvieren.
Nach drei Jahren hat sich einiges verändert. „Ich habe jetzt viel mehr Kontakt zu Deutschen“, freut sich die Italienerin. Während des Erasmus-Austauschprogramms hatte sie fast ausschließlich mit anderen Italienern oder ausländischen Studierenden zu tun.
Produktive Seminare
Und auch in den Seminaren fühlt sich Giulia sehr wohl. „Hier kennen die Dozenten jeden Studenten und wissen auch, was jeder einzelne kann“, berichtet die Italienerin, die zuhause meist Vorlesungen besucht, in denen mehr als hundert Leute sitzen.
Noch ein Unterschied: „Hier lesen wir im Germanistik-Studium die Texte auf Deutsch. So lerne ich die Sprache viel besser und schneller“, sagt Giulia. In Italien lesen die Studierenden deutsche Literatur in der italienischen Fassung und die Dozenten halten ihre Lehrveranstaltungen auf Italienisch.
Tutorin für Neuankömmlinge
„Ich habe mich auch gleich als Tutorin beim International Office angemeldet“, erzählt die Studentin. Speziell für Erasmus-Studierende organisiert das International Office der Universität Würzburg jedes Semester ein Programm. Dazu gehören zum Beispiel Besuche der wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie Festung und Residenz.
Als Tutorin hilft Giulia den Erasmus-Studierenden auch bei wichtigen Angelegenheiten wie Versicherung und dem Gang ins Bürgerbüro. „Ich habe mich damals so gut aufgehoben gefühlt, das wollte ich auch für andere machen“, erklärt Giulia.
Die Vorzüge von Würzburg
Toll findet sie auch die Rabatte, die sie dank ihres Studierendenausweises im Kino, in Kneipen und an vielen anderen Orten in Würzburg bekommt. „Man kann sehr günstig ins Theater gehen oder Sportangebote nutzen“, freut sich Giulia. In Italien gebe es solche Angebote nur sehr begrenzt.
Ebenfalls beeindruckt ist Giulia von der Sorgfalt der Deutschen. In Würzburg fällt ihr immer wieder auf, dass wichtige Gebäude stets in Stand gehalten werden. Und auch die Freude an der Natur ist etwas Neues für die Studentin. „Sobald die Sonne scheint, gehen viele Leute an den Main und genießen das schöne Wetter – sogar wenn es kalt ist“, sagt Giulia. „Das finde ich sehr schön“, sagt die Sprachstudentin. In Italien sei gutes Wetter schon so zur Selbstverständlichkeit geworden, dass sich die Leute nicht mehr wirklich darüber freuen.
Reihe: Ausländische Studierende im Porträt
Die Universität ist international. Um das zu zeigen, porträtiert einBLICK in einer kleinen Reihe einige ausländische Studierende. Den Anfang machte die Germanistikstudentin Jianyu Jiao aus China.