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Eine Börse für potenzielle Multiplikatoren

19.07.2022

Seit 2006 fördert die „Studienbörse Germanistik“ Studierende aus ostmittel- und südosteuropäischen Ländern. Jetzt haben die zuständige Stiftung und die Universität Würzburg die Kooperation um weitere drei Jahre verlängert.

Vertragsunterzeichnung mit (v.l.): Beate Gleitsmann (Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Hermann-Niermann-Stiftung), Unipräsident Paul Pauli und Andreas Sonntag, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
Vertragsunterzeichnung mit (v.l.): Beate Gleitsmann (Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Hermann-Niermann-Stiftung), Unipräsident Paul Pauli und Andreas Sonntag, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. (Bild: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

Sie fördert besonders qualifizierte Germanistinnen und Germanisten aus Ostmittel- und Südosteuropa und vergibt dafür Stipendien an Studierende, Promovierende oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an einem konkreten Projekt in der Germanistik forschen: Die Studienbörse Germanistik. Das bundesweit einzigartige Programm wurde 2005 von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und der gemeinnützigen Hermann-Niermann-Stiftung (Düsseldorf) eingerichtet; jetzt wurden die Verträge für weitere drei Jahre unterzeichnet.

Mehr als 300 Einzelförderungen in 17 Jahren

Rund 2,2 Millionen Euro hat die Stiftung seit ihrem Bestehen bislang vergeben; mehr als 300 Stipendiatinnen und Stipendiaten sind in den Genuss einer Förderung gekommen. Die Bandbreite unter ihnen ist groß: Sie reicht von Dozierenden, die für ein oder zwei Monate nach Würzburg kommen und hier ihre Deutschkenntnisse verbessern wollen, geht weiter über Studierende, die hier ein Masterstudium absolvieren, und endet bei Habilitanden, die an der JMU ein Jahr lang ein Forschungsprojekt verfolgen.

Was sie alle vereint: Sie haben besondere Leistungen in der Germanistik gezeigt und sind potenzielle Multiplikatoren – werden also aller Voraussicht nach die Kenntnisse der deutschen Sprache und Literatur in den Universitäten und Schulen ihrer Heimatländer weiter verbreiten.

Zu Gast am Institut für deutsche Philologie

Alle Stipendiaten absolvieren ihre Gastaufenthalte am Institut für deutsche Philologie der Uni Würzburg. Hier werden sie von Professor Wolf Peter Klein und seinem Team betreut. Auch Studierende helfen mit, sich um die Gäste aus Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Montenegro, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und seit kurzem auch aus der Ukraine zu kümmern.

„Es ist schön, dass wir diese erfolgreiche langfristige Förderung weiterführen können“, sagte Unipräsident Paul Pauli bei der Vertragsunterzeichnung im Senatssaal der Neuen Universität und dankte der Stiftung für ihr fortdauerndes Engagement. Schließlich verdienen Kontakte in östliche Nachbarländer nach Paulis Worten besondere Aufmerksamkeit. Dies lehre die Geschichte; dies lehren aber auch die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine sehr deutlich.

Beiderseitiger Dank für die gute Zusammenarbeit

Dr. Andreas Sonntag, Vorstandsvorsitzender der Hermann Niermann-Stiftung gab diesen Dank in seinem Grußwort an die Universität zurück – speziell an den Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft des Instituts für deutsche Philologie der JMU. Die Zusammenarbeit mit Lehrstuhlinhaber Wolf Peter Klein sowie mit dessen Vorgänger Norbert Richard Wolf habe immer hervorragend geklappt, so Sonntag. Aus diesem Grund habe die Stiftung auch keinen Moment überlegen müssen, als die Vertragsverlängerung anstand.

Dank kam auch von Wolf Peter Klein, und auch er betonte die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stiftung. Besonders deren „flexible und schnelle“ Reaktionen lobte Klein. So habe beispielsweise die Stiftung vor ein paar Jahren sehr schnell die Stipendiensätze angehoben, als sich abzeichnete, dass Stipendiaten Probleme mit der Visumsverlängerung bekamen, da sie neue finanzielle Anforderungen nicht mehr erfüllen konnten.

Eine wichtige Etappe im Werdegang

„Dies war eine sehr wichtige und erfolgreiche Etappe in meinem Werdegang.“ – „Die Bedingungen für das Studium und die Forschung sind hier optimal. Besonders die Bibliothek ist hervorragend ausgestattet.“ – „Die Menschen hier sind sehr nett, und das ist für mich der wichtigste Eindruck.“ So lauten ein paar Aussagen von ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten, die Klein zitierte. Sie verdeutlichen: Die Geförderten haben sich an der JMU wohlgefühlt und haben sich sowohl an der Uni als auch in der Stadt gut integriert.

Ein wenig sorgenvoll fällt Kleins Blick in die Zukunft aus. Die Tatsache, dass der Bund bei seiner finanziellen Unterstützung für den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) drastische Kürzungen vorgenommen hat, werde wohl nicht ohne Auswirkung auf die Studienbörse bleiben. Und auch der Krieg in der Ukraine werde die Bewerberzahlen vermutlich in die Höhe treiben. „Die Situation wird schwieriger werden, was für uns mehr Arbeit bedeutet“, sagte Klein. Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Beteiligten mit der Stiftung im Hintergrund auch diese Herausforderung werden schultern können.

Mehr Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Wolf Peter Klein, Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft, T: +49 931 31-80485, wolfpeter.klein@uni-wuerzburg.de

Von Gunnar Bartsch

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