Else Kröner Center in Mwanza eröffnet
16.11.2021Im August 2020 wurde an der Uni Würzburg das „Else Kröner Center for Advanced Medical & Medical Humanitarian Studies“ gegründet. Pandemiebedingt konnten die Beteiligten das Center jetzt offiziell in Mwanza eröffnen.
In der Region um Mwanza am Viktoriasee leben rund 16 Millionen Menschen. Weil es an sanitären Einrichtungen mangelt und das Gesundheitssystem Tansanias in den ländlichen Regionen nur eine Basisversorgung bietet, sind viele von ihnen von sogenannten „armutsassoziierten vernachlässigten Tropenkrankheiten“ (NTDs – Neglected Tropical Diseases) betroffen. So leiden zum Beispiel über 70 Prozent an Schistosomiasis, einer durch Süßwasserkontakt übertragenen Wurminfektion, die unter anderem zu Schäden an Darm, Leber und Milz und im schlimmsten Fall zum Tod führt.
Ein multidisziplinäres Programm zur Bekämpfung der Schistosomiasis nimmt deshalb einen besonderen Stellenwert in der Arbeit des im August 2020 gegründeten „Else Kröner Center Würzburg – Mwanza“ (EKC) ein. Zusammengeschlossen haben sich darin die Universität und das Universitätsklinikum Würzburg, die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, das Würzburger Missionsärztliche Institut und die Catholic University of Health and Allied Sciences (CUHAS) sowie das Bugando Medical Center in Mwanza.
Bessere Gesundheitsversorgung rund um Mwanza
Ziel ist es, mit einer Reihe von medizinischen und humanitären Projekten für eine verbesserte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung rund um Mwanza am Viktoriasee zu sorgen und den medizinischen Austausch zwischen den beiden Standorten zu intensivieren. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung unterstützt das Projekt über einen Zeitraum von fünf Jahren mit 2,5 Millionen Euro.
Eigentlich sollte die offizielle Eröffnungsfeier für das neue Zentrum bereits im November 2020 stattfinden. Wegen Corona musste sie allerdings verschoben werden. Jetzt konnte sie endlich stattfinden; eigens dafür nach Mwanza angereist war eine Delegation der Würzburger Projektbeteiligten.
Feierliche Eröffnung am Rande des Viktoriasees
Anwesend waren unter anderem die Professoren der Universität und des Universitätsklinikums Matthias Frosch und Oliver Kurzai, die gemeinsam Leiter des Projekts sind, und Jürgen Deckert sowie Dr. Christa Kasang von der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe und Dr. Andreas Müller vom Missionsärztlichen Institut. Begleitet wurden sie von Dr. Judith von Heusinger als Vertreterin der Else Kröner-Fresenius-Stiftung. Gemeinsam mit den tansanischen Partnern, Professor Stephen Mshana von der Catholic University for Health and Allied Sciences (CUHAS) und dem Bugando Medical Center (BMC) wurde die Eröffnungsfeier am Donnerstag, 11. November 2021, in Anwesenheit der Exzellenzen Bischof Severine Niwemugizi (Bistum Rulenge-Ngara, Chairman des Universitätsrats von CUHAS) und Bischof Eusebius Nzigilwa (Bistum Mpanda, Chairman der Strategie- und Finanzkommission CUHAS) am Rande des Viktoriasees abgehalten.
Im Rahmen ihres Afrikabesuches werden die Mitglieder der Delegation zahlreiche Projektstätten besichtigen und Weichen für die kommenden Monate stellen. Unterstützung erhält das EKC dabei von den Partnerstädten Würzburg und Mwanza. Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Mitglied im Beirat des neuen Zentrums, ist in Begleitung von Monika Kraft, der stellvertretenden Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie im Würzburger Rathaus, vor Ort, um sich ein Bild von den gemeinschaftlichen Projekten zu verschaffen und die Städtepartnerschaft weiter auszubauen.
Zahlreiche gemeinsame Projekte
Als Forschungs- und Gesundheitszentrum soll das EKC in den kommenden Jahren die bestehende medizinische und wissenschaftliche Zusammenarbeit der Projektpartner in einem strukturierten und nachhaltigen Rahmen zusammenführen und ausbauen. Die Aktivitäten des EKC umfassen unter anderem gemeinsame Forschungsprojekte, Austauschprogramme für Studierende, Doktorandinnen und Doktoranden sowie die Entwicklung gemeinsamer Studiengänge in den Bereichen Biostatistik & Epidemiologie und Globale Gesundheit. Im Rahmen von Weiterbildungsprogrammen können auch Fachärztinnen und -ärzte im gegenseitigen Austausch voneinander lernen. Herzstück der kommenden Jahre ist das Programm zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten.
Im Kampf gegen die Schistosomiasis bedeutet dies konkret: Unter dem Dach des EKC wird Aufklärungsarbeit geleitet und Personal gezielt für die Diagnose der Infektionskrankheit ausgebildet. Damit wird die Möglichkeit zu einer kostenlosen Untersuchung auf Schistosomiasis geschaffen. Zudem wird der Zugang zur Medikamentenversorgung und damit zu einer Behandlung der Krankheit für einen breiten Teil der Bevölkerung erleichtert.
Weitere Informationen zu den Projekten, Austauschprogrammen und den beteiligten Partner sind unter https://www.wuerzburg-mwanza.de zu finden.
Stimmen von der Eröffnungsfeier
„Die Förderung als Else Kröner Center ermöglicht es uns, die langjährige wissenschaftliche und klinische Partnerschaft zwischen Würzburg und Mwanza weiter zu intensivieren. Davon profitieren beide Seiten - sowohl im Hinblick auf wissenschaftliche Projekte, als auch bei der Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler." Prof. Oliver Kurzai
„Eine Förderung in Höhe von 2,5 Millionen Euro für eine Projektlaufzeit von fünf Jahren auszuschreiben, war für die Else Kröner-Fresenius Stiftung ein Novum. Wir haben uns allerdings ganz bewusst dafür entschieden, mit einer so hohen Fördersumme vor allem Projekte zu unterstützen, die langfristig wirken.“ Dr. Judith von Heusinger, Else Kröner-Fresenius Stiftung
„Alle beteiligten Partner freuen sich außerordentlich, jetzt – mit einer Verspätung von einem Jahr aufgrund von Corona – das neue Zentrum feierlich zu eröffnen. Ich bin besonders dankbar, dass trotz Corona im letzten Jahr schon sehr viel passiert ist – das zeigt wie stabil die Kooperation zwischen den Partnern mittlerweile ist.“ Prof. Matthias Frosch
„Das neue Zentrum ermöglicht es uns, Gesundheitsbedrohungen, die speziell in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auftreten, durch eine effektive Forschungszusammenarbeit anzugehen.“ Prof. Stephen Mshana, CUHAS University Mwanza