Enzym aktiviert die Fettspeicherung
22.01.2019Das Enzym PKD1 scheint eine zentrale Rolle im Fettstoffwechsel zu übernehmen. Dafür sprechen neueste Ergebnisse einer Studie von Wissenschaftlern des Rudolf-Virchow-Zentrums der Universität Würzburg.
Wenn wir mit der Nahrung viel Energie zu uns nehmen, ohne diese direkt zu benötigen, dann speichert unser Körper sie für schlechte Zeiten. Verantwortlich dafür ist das weiße Fettgewebe. In ihm findet die sogenannte Lipogenese statt: die Bildung von Speicherfett, das in Form kleiner Tröpfchen in den Zellen eingelagert wird.
Allerdings gibt es auch Fettzellen, die sich völlig anders verhalten: Anstatt die energiereichen Verbindungen in Fett umzuwandeln, „verbrennen“ sie diese. Sie erzeugen dadurch Wärme und sorgen dafür, dass der Körper seine Temperatur von 37 Grad halten kann. Im Unterschied zu ihren weißen Kollegen sind sie beige oder bräunlich gefärbt.
Bis vor einigen Jahren dachte man, dass beim Menschen nur Säuglinge über diese körpereigene Heizung verfügen. „Inzwischen ist bekannt, dass das nicht stimmt“, erklärt Mona Löffler vom Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin der Universität Würzburg. „Unter bestimmten Bedingungen kann sich bei Erwachsenen weißes Fettgewebe sogar in die beige Form umwandeln – etwa bei wiederholten und länger dauernden Kältereizen.“
Enzym beeinflusst das Fettgewebe
Welche Mechanismen dafür verantwortlich sind, ist allerdings nur teilweise bekannt. Löffler, die in der Arbeitsgruppe von Dr. Grzegorz Sumara promoviert, hat dazu nun zusammen mit Kollegen und Kolleginnen eine neue Studie vorgelegt. Demnach scheint ein Enzym namens PKD1 (Protein kinase D1) bei der Umwandlung von weißem in beiges Fettgewebe eine Schlüsselrolle zu spielen.
PKD1 ist eine so genannte Kinase – ein Enzym, das andere Enzyme auf eine bestimmte Weise chemisch modifiziert und diese aktiviert oder hemmt. „Wir haben das PKD1 in Mäusen ausgeschaltet und diese dann sechs Monate lang auf eine sehr energiereiche Kost gesetzt“, erklärt Löffler. „Die Tiere aßen zwar genauso viel wie unbehandelte Artgenossen, nahmen dabei aber kaum zu.“
Normalerweise entwickeln Mäuse zudem bei kalorienreicher Ernährung mit der Zeit eine so genannte Insulin-Resistenz – die Vorstufe von Diabetes. Bei diesen Mäusen war dieser Effekt nicht zu beobachten. Auch andere gesundheitliche Nebenwirkungen, wie etwa die Bildung einer Fettleber, blieben bei ihnen aus. Zugleich zeigten die Tiere einen deutlich erhöhten Energieumsatz.
Beige Fettzellen unterscheiden sich in ihrem Stoffwechsel also fundamental von den weißen Zellen. Da ist es kein Wunder, dass in ihnen auch ganz andere Gene aktiv sind. „Unsere Mäuse ohne PKD1 zeigten in ihrem Fettgewebe ein ähnliches Genaktivitäts-Muster, wie es eigentlich in beigen Fettzellen zu erwarten wäre“, betont Mona Löffler.
PKD1 verbessert die Insulinsensitivität
Auch Menschen bilden in ihrem Fettgewebe das Enzym PKD1. Ersten Untersuchungen zufolge scheint es dort eine ähnliche Wirkung zu entfalten wie in Mäusen. Darauf deutet etwa die Analyse von Blutproben hin, die die Wissenschaftler Testpersonen entnahmen: Je höher bei den Probanden die PKD1-Konzentration war, desto stärkere Anzeichen einer Insulinresistenz zeigten sie. Zellkulturen mit menschlichen Fettzellen reagierten zudem auf eine Hemmung des Enzyms genau wie die von Mäusen: Sie stellten ihre Fettproduktion weitgehend ein und erhöhten ihren Energieumsatz.
Diese Ergebnisse könnten zu einer besseren Strategie zur Behandlung von Fettleibigkeit und den damit verbundenen Komplikationen beitragen.
Dr. Grzegorz Sumara ist seit 2013 Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum der Universität Würzburg.
Löffler MC, Mayer AE, Trujillo Viera J, Loza Valdes A, El-Merahbi R, Ade CP, Karwen T, Schmitz W, Slotta A, Erk M, Janaki-Raman S, Matesanz N, Torres JL, Marcos M, Sabio G, Eilers M, Schulze A, Sumara G: Protein kinase D1 deletion in adipocytes enhances energy dissipation and protects against adiposity. The EMBO Journal, 2018, DOI: 10.15252/embj.201899182
Kontakt:
Mona Löffler, Arbeitsgruppe Sumara, Rudolf-Virchow-Zentrum, Universität Würzburg, T.: +49 931 31 82506, mona.loeffler@virchow.uni-wuerzburg.de
Dr. Grzegorz Sumara, Rudolf-Virchow-Zentrum, Universität Würzburg, T.: +49 931 31 89263, grzegorz.sumara@uni-wuerzburg.de
Dr. Daniela Diefenbacher, Pressestelle, Rudolf-Virchow-Zentrum, T.: +49 931 31 88631, daniela.diefenbacher@uni-wuerzburg.de