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Erlesenes Franken

04.10.2022

Neuer Lesekurs für Bürgerinnen und Bürger: Sie können gemeinsam mit Studierenden historische fränkische Quellen entziffern, die in den alten Schriften Kurrent und Sütterlin verfasst sind.

Aus einem Poesiealbum des späten 19. Jahrhunderts. Hier wurde die Kurrent-Schrift verwendet.
Aus einem Poesiealbum des späten 19. Jahrhunderts. Hier wurde die Kurrent-Schrift verwendet. (Bild: Lehrstuhl für Europäische Ethnologie / Universität Würzburg)

Tagebücher aus der NS-Zeit, Liebesbriefe aus dem Zweiten Weltkrieg, Poesiealben aus der Weimarer Republik, Kochbücher aus dem Kaiserreich – viele Dachböden und Keller in Franken beherbergen wahre Schätze. Solche Dokumente laden dazu ein, vergangene Alltags- und Lebenswelten zu erkunden.

Allerdings muss man dafür zuerst einmal die alten Schriften Kurrent und Sütterlin lesen können. Würzburger Studierende lernen das am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie der Universität. Sie bereiten sich damit auf zentrale Berufsfelder vor, etwa auf die Arbeit in historischen Museen, Archiven oder anderen Institutionen, die das geschichtliche Erbe erschließen und verwalten.

Auch Bürgerinnen und Bürger aus der Region sind eingeladen, das historische Franken zu entdecken. In einem Online-Lesekurs und einer Gruppe, die sich regelmäßig trifft, können sie mit Studierenden und Lehrenden der Uni alte Schriften lesen, Quellenbestände erschließen und sich untereinander austauschen.

Am Lehrstuhl steht für diese Arbeit eine Sammlung unterfränkischer Selbstzeugnisse aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert zur Verfügung, die sich stetig erweitert.

Wo man sich für den Lesekurs anmelden kann

Der Online-Kurs „Erlesenes Franken“ beginnt am Montag, 24. Oktober 2022, und findet von da an alle 14 Tage statt, jeweils von 18 bis 20 Uhr.

Für die Teilnahme ist ein internetfähiger Computer nötig. Die Dozentinnen sind Professorin Michaela Fenske, Leiterin des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie, und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Pearl-Sue Carper. Anmeldung per E-Mail an michaela.fenske@uni-wuerzburg.de

Forschen mit Bürgerinnen und Bürgern

Derartige Lesekurse finden seit zwei Jahren statt. Sie sind laut Michaela Fenske bislang sehr erfolgreich: „Mit Blick auf die Fähigkeit, die alten Schriften lesen zu können, sind unsere Studierenden von den mitlesenden Rentnern, Rentnerinnen, Hausfrauen und Hobbyforschenden immer ziemlich beeindruckt“, sagt die Professorin.

Mit dem Projekt möchte die Wissenschaftlerin die Erschließung historischer Zeugnisse dort ermöglichen, wo sie liegen: in den fränkischen Haushalten. „Wir streben danach, die Bürgerinnen und Bürger in die Erforschung ihrer Alltagsgeschichte einzubeziehen statt nur die Quellen zu heben und sie dann exklusiv an der Universität zu erforschen.“

Studierende, die Quellen zum Beispiel im Zuge ihrer Examensarbeiten bearbeiten, stehen darum auch in direktem Kontakt mit den Haushalten, aus denen die Quellen stammen. Aktuell erschließt das Lehrstuhlteam in Kooperation mit dem Heimatverein der Gemeinde Castell (Landkreis Kitzingen) einen Quellenbestand aus dem Ersten Weltkrieg.

Von Robert Emmerich

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