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Erste deutsch-französische Verteidigung einer Jura-Doktorarbeit

03.08.2021

Premiere an der Juristischen Fakultät der Uni Würzburg: Erstmals fand dort die deutsch-französische Verteidigung einer Dissertation statt, die auf Basis einer Co-tutelle-Vereinbarung verfasst wurde.

Rüdiger Morbach (Bildmitte) konnte seine Doktorarbeit erfolgreich verteidigen. Das Bild zeigt ihn mit den Professorinnen und Professoren (von links) Isabelle Desprées, Louis D'Avout, Florian Bien und Wolfgang Wurmnest.
Rüdiger Morbach (Bildmitte) konnte seine Doktorarbeit erfolgreich verteidigen. Das Bild zeigt ihn mit den Professorinnen und Professoren (von links) Isabelle Desprées, Louis D'Avout, Florian Bien und Wolfgang Wurmnest. (Bild: Uni Würzburg)

Co-tutelle-Promotionsverfahren ermöglichen es Promovierenden, den Doktorgrad an zwei Hochschulen zu erwerben. Vor allem bei Themen, die aus der Perspektive zweier Rechtssysteme betrachtet werden sollen, ist eine Betreuung über Ländergrenzen hinweg von großem Vorteil. Im Rahmen eines solchen Verfahrens verteidigte Rüdiger Morbach, Maître en Droit (Aix-Marseille III), erstmals an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg eine deutsch-französische Dissertation. Auf Würzburger Seite wurde das Verfahren von der Graduate School Law, Economics, and Society (GSLES) verwaltet.

Neben dem Erst- und dem Zweitbetreuer der Arbeit, Professor Florian Bien (JMU) und Professor Louis D'Avout (Université Paris II Panthéon-Assas), waren Professorin Isabelle Desprées (Université Nantes) und Professor Wolfgang Wurmnest (Universität Augsburg) Mitglieder der deutsch-französischen Jury, vor der die Verteidigung in deutscher und französischer Sprache stattfand.

Thema: Kartellrecht versus Schiedsgerichte in der Praxis

Das Thema von Morbachs Promotion: „Die kartellrechtliche ordre public in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit“. Das Kartellrecht ist dem Schutz des freien Wettbewerbs verpflichtet. Es wird ganz überwiegend hoheitlich, nämlich durch staatliche Kartellbehörden durchgesetzt. Private Schiedsgerichte gelten hingegen als Inbegriff privatautonomer Gestaltungsfreiheit. Fast überall auf der Welt gehört das Wettbewerbsrecht zur öffentlichen Ordnung, dem sogenannten „ordre public“. Wird dieses durch Schiedsgerichte nicht beachtet oder falsch angewendet, können staatliche Gerichte Schiedssprüche außer Kraft setzen – zumindest theoretisch.

Morbach ist in seiner Promotion der Frage nachgegangen, ob der kartellrechtliche ordre public in der Praxis eine wirksame Sicherung gegen Kartellrechtsverletzungen durch Schiedssprüche bietet. Er hat sich dabei nicht nur auf die Perspektive des deutschen und des europäischen Rechts konzentriert, sondern auch das reiche Material aus französischen Quellen einbezogen.

Seltenes Verfahren

Gerade bei länderübergreifenden Themen bietet sich das seltene Co-tutelle-Verfahren für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an. Die Arbeit von Rüdiger Morbach wurde im Rahmen einer vertraglichen Vereinbarung zwischen der führenden französischen Universität für Rechtswissenschaften, der Université Paris II Panthéon-Assas, und der JMU verfasst. Im Jahr 2015 hat bereits die Pariser Doktorandin Carine Signat mit Beteiligung der JMU (Erstbetreuerin: Professorin Bénédicte Fauvarque-Cosson, Zweitbetreuer: Professor Oliver Remien) an der Université Paris II Panthéon-Assas ihre Arbeit aufgrund einer Co-tutelle-Vereinbarung verteidigt. 

Co-tutelle-Verfahren sind in der Wissenschaft äußerst selten und bedeuten für die Promovierenden und ihre Betreuer nicht nur einen wissenschaftlichen Mehrwert, sondern auch einen erheblichen Mehraufwand. Es gilt, nicht nur die Herausforderungen der Zweisprachigkeit und der Abstimmung unterschiedlicher Anforderungen der verschiedenen Promotionsordnungen, sondern auch der unterschiedlichen Wissenschaftskulturen zu meistern. Bei deutsch-französischen Co-tutelle-Verfahren hilft dabei die Deutsch-Französische Hochschule (DFH), unter anderem mit einem Stipendium.

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