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Erster BEBUC-Stipendiat promoviert

24.10.2017

Der kongolesische Pharmazeut Dieudonné Tshitenge Tshitenge war im April 2008 einer der ersten Nachwuchswissenschaftler, die vom Exzellenzstipendienprogramm BEBUC gefördert wurden. Nun hat er als erster sein Promotionsstudium in Würzburg abgeschlossen.

Der frischgebackene Doktor der Naturwissenschaften, Dieudonné Tshitenge, mit den Mitgliedern des Promotionskomitees (von links): Ulrike Holzgrabe, Heike Bruhn, Gerhard Bringmann, Utz Fischer und Karine Ndjoko. (Foto: William Shamburger)
Der frischgebackene Doktor der Naturwissenschaften, Dieudonné Tshitenge, mit den Mitgliedern des Promotionskomitees (von links): Ulrike Holzgrabe, Heike Bruhn, Gerhard Bringmann, Utz Fischer und Karine Ndjoko. (Foto: William Shamburger)

Geboren in Kananga im Herzen der Demokratischen Republik Kongo, wurde Dieudonné Tshitenge Tshitenge schon sehr früh mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit einem Preis für die besten Abiturienten des Landes. Ab 2006 studierte er Pharmazie an der Universität Kinshasa in der Hauptstadt des Kongo.

Im März 2008 war er dann einer der Kandidaten bei der ersten BEBUC-Evaluierung. Diese verlief noch ein wenig improvisiert, zwischen Kisten und Laborgeräten in einem Lagerraum. Das frisch etablierte BEBUC-Komitee unter der Leitung von Professor Gerhard Bringmann (Lehrstuhl Organische Chemie I der Uni Würzburg) bestand damals aus den kongolesischen Professoren Virima Mudogo (stellvertretender Vorsitz), Dibungi Kalenda, Josaphat Ndelo-di-Phanzu, José Lami und Matthieu Bokolo. Diesem Komitee stellte sich Tshitenge mit einem zehnminütigen Fachvortrag auf Französisch vor – mit anschließender Befragung zum Thema und zu seinen Zukunftsplänen.

Seitdem wurde dieses direkte, persönliche Verfahren weiter optimiert, aber bis heute im Wesentlichen beibehalten. Damals, zur "BEBUC-Pilotphase I", wurden zwei Studenten aus der Chemie und zwei aus der Pharmazie ausgesucht, darunter Tshitenge. Er ist damit der erste, der von Anfang an gefördert wurde und nun sein gesamtes Studium erfolgreich abgeschlossen hat. Zwei weitere Stipendiaten aus 2008 sind ebenfalls Doktoranden in Würzburg, sie forschen im Bereich der Naturstoffchemie, in der Arbeitsgruppe von Bringmann.

Nach seiner Aufnahme in BEBUC wurde Tshitenge jedes Jahr erneut geprüft, von da an stets in englischer Sprache. BEBUC legt großen Wert auf Internationalität und gute Sprachkenntnisse. "Dabei hat Tshitenge stets durch herausragende Studienleistungen überzeugt", so Bringmann, der jede dieser Evaluierungen geleitet hat.

Im Dezember 2011 schloss Tshitenge sein Bachelorstudium ab. Dabei erzielte er das beste Ergebnis in der Fakultät.

Sein Masterstudium absolvierte er im Rahmen eines EU-geförderten kongolesisch-belgischen Studiengangs. Den experimentellen Teil seiner Masterarbeit führte er an der Uni Würzburg durch, die mit der Uni Kinshasa seit 2003 durch einen Partnerschaftsvertrag verbunden ist. In Würzburg arbeitete Tshitenge im Labor von Bringmann, in Kooperation mit Professor Josaphat Ndelo-di-Phanzu, der seinerzeit als Rektor der Uni Kinshasa den ersten Kooperationsvertrag unterzeichnet hatte.

In der Masterarbeit ging es um die Qualitätskontrolle kongolesischer Malariamedikamente und die Isolierung von Wirkstoffen aus kongolesischen Arzneipflanzen. Tshitenge schloss sein Masterstudium wieder mit der besten Note in der ganzen Fakultät ab.

Diese Forschung setzte er in der Doktorarbeit fort. Dabei wurde er, nach einem strengen Auswahlverfahren, von der Würzburger Graduate School of Life Sciences gefördert, finanziert aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder. Zugleich unterstützte ihn BEBUC weiterhin beratend – fachlich und planerisch.

Im Rahmen seiner Doktorarbeit im Labor von Bringmann analysierte Tshitenge im Kongo zugelassene pflanzliche Heilmittel gegen den Erreger der Malaria – eine wichtige Aufgabe, da viele von ihnen bislang noch nie auf Wirksamkeit und Inhaltsstoffe untersucht worden waren.

Ferner isolierte Tshitenge zahlreiche neue Alkaloide aus einer kongolesischen Lianenart und klärte ihre einzigartigen Strukturen auf. Diese Naturstoffe, darunter die von ihm entdeckten Ealapasamine, weisen vielversprechende Aktivitäten gegen Erreger tropischer Infektionskrankheiten und gegen Krebszellen auf. Seine herausragenden Ergebnisse sind in mehreren Publikationen niedergelegt und wurden mit verschiedenen Preisen (u.a. für gute Vorträge und Poster) und Reisestipendien zum Besuch von internationalen Tagungen ausgezeichnet.

Tshitenges Doktorarbeit kam am 23. Oktober 2017 durch die öffentliche Verteidigung zum Abschluss. Im Promotionskomitee war neben Gerhard Bringmann und anderen Wissenschaftlern der Uni Würzburg auch Professorin Karine Ndjoko aus Lausanne, die zugleich Mitglied im Evaluierungsausschuss von BEBUC ist.

Das Stipendienprogramm BEBUC

Das Stipendienprogramm hat sich zum Ziel gesetzt, dem Kongo eine neue Generation von exzellenten neuen Professoren zu geben. Dies ist angesichts der extrem schwierigen Lage im Lande absolut erforderlich. Die Professorenschaft dort ist größtenteils überaltert und meist nicht ausreichend qualifiziert. BEBUC fördert derzeit 187 herausragende junge Kongolesen aus prinzipiell allen Fächern aus dem gesamten Kongo.

Unterstützt wird das Programm vor allem durch die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung (Bad Homburg) und, in besonderen Fällen, auch durch die Holger-Pöhlmann-Stiftung (Margetshöchheim) und die Bayer-Stiftungen.

Verantwortung in BEBUC

Das Programm legt nicht nur auf herausragende Noten großen Wert, sondern besonders auch auf soziale, sprachliche, organisatorische und ethische Kompetenz. Die Stipendiaten organisieren sich selbst, indem sie an jeder Institution einen Sprecher (und eventuell einen oder mehrere Stellvertreter) wählen. Diese Sprecher bilden ihrerseits kongoweit einen Sprecherrat, der wiederum aus seiner Mitte einen Hauptsprecher (Prime Speaker) wählt – BEBUC ist durch und durch demokratisch strukturiert.

Verantwortung zu übernehmen und sich einzubringen – das sind zentrale Werte in BEBUC. So war auch Tshitenge einige Jahre als Sprecher der Stipendiaten in der Hauptstadt Kinshasa tätig, bis er als erster in BEBUC die zentrale Aufgabe des Prime Speakers übernahm. Zudem war er einige Jahre Mitglied im Vorstand des Fördervereins Uni Kinshasa e.V., der das Stipendienprogramm organisiert.

Zukunftspläne

Die Promotion ist natürlich nur eine Wegmarke in Tshitenges Karriere: Bereits seit September 2017 ist der 30-Jährige bei der Bayer AG tätig, um dort spezifisches pharmazeutisch relevantes Know-How für seine weitere Karriere zu erwerben – ab jetzt dann als Postdoktorand.

BEBUC erwartet in naher Zukunft weitere Absolventen. Darunter sind sowohl solche, die, wie Tshitenge, von Anfang an gefördert wurden, als auch Quereinsteiger, die zum Beispiel erst seit der Master- oder Doktorarbeit unterstützt werden.

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T (0931) 31-85323, bringman@chemie.uni-wuerzburg.de

Weblink

Förderverein Uni Kinshasa

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