Erzählen vom Wandel unserer Welt
25.07.2023Der Lehrstuhl für Europäische Ethnologie von Professorin Michaela Fenske lädt Anfang August zu einer internationalen Konferenz zur kultur- und sozialwissenschaftlichen Umweltforschung.
Wie erzählen Menschen einander von Artensterben und Klimawandel, wie von sozialen Krisen? Welche Rolle spielen nicht-menschliche Lebewesen in diesen Erzählungen? Und: Welche Geschichten über Hoffnung und Zukunftserwartungen teilen wir? Diese Fragen aufgreifen will die internationale Konferenz „Erzählen von der Multispezies-Welt“ vom 3. bis 5. August an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) in Würzburg. Organisiert wird sie vom Lehrstuhl für Europäische Ethnologie von Professorin Michaela Fenske.
An drei Tagen gibt es knapp 15 Beiträge aus der kultur- und sozialwissenschaftlichen Umweltforschung. „Wir wollen zeigen, auf welche Weise Menschen einander von unserer wandelnden Welt erzählen“, erklärt Fenske. „Und wir wollen Geschichten finden, die Hoffnung machen – gerade in der heutigen Zeit, in der viele Menschen Verunsicherung und Zukunftsängste spüren.“
Zu verstehen, welche Narrative und Erzählformen in Gesellschaften präsent sind, das liefere der Kulturwissenschaft wichtige Informationen, sagt Fenske. „Zum Beispiel darüber, wie Menschen ihre Umwelt wahrnehmen, was sie antreibt und warum sie sich auf diese oder jene Weise positionieren zu Themen wie Klimawandel, Kriegen oder anderen sozialen und ökologischen Krisen.“
Tagung legt Fokus auf die Multispezies-Welt
Wichtig ist es den Organisatorinnen und Organisatoren der Konferenz, den Teilnehmenden ganz konkret aufzuzeigen, wie verschiedene Formen des Erzählens ihr tägliches Leben beeinflussen. „Das Erzählen von Krisen betrifft jeden und jede“, weiß Fenske, „wir alle tun es, egal ob beim Plausch über den Gartenzaun oder beim Gespräch in der Kaffeepause.“
Für eine ganzheitliche kulturwissenschaftliche Betrachtung sei es zudem wichtig, den Blick auch auf das Zusammenspiel zwischen Menschen und nicht-menschlichen Lebewesen zu richten. „Unsere Konferenz nimmt ausdrücklich die Multispezies-Welt in den Fokus“, so Fenske. „Überall leben Menschen nicht allein, sondern verbunden mit Pflanzen, Tieren und Kleinstlebewesen. Dadurch haben diese Lebewesen auch einen Effekt darauf, wie Menschen einander von ihrer Umwelt erzählen.“ So berichtet beispielsweise die Ethnologin Gurbet Peker von der Universität Uppsala von Erzählungen über Schafe auf der schwedischen Insel Gotland.
Die Tagung thematisiert Herausforderungen der Jetztzeit, die vor allem junge Generationen und deren zukünftige Lebensumstände betreffen. Wegen des jungen Zielpublikums ist die Veranstaltung bewusst ans Ende des Sommersemesters gesetzt worden – Studierende (ebenso wie Erwerbslose) nehmen kostenfrei teil. Zudem werden viele Vorträge von Forschenden auf einer frühen Karrierestufe gehalten. Das Event wird unter anderem aus Berufungsmitteln des Freistaats Bayern finanziert.
Lehrstuhl Europäische Ethnologie
Der Lehrstuhl Europäische Ethnologie an der Universität Würzburg, geleitet von Professorin Michaela Fenske, beschäftigt sich mit der Erforschung von Alltagskulturen in Europa. Ein Fokus liegt dabei auf der Untersuchung von materiellen und immateriellen Aspekten der Gegenwart und der Geschichte, etwa von Werten, Traditionen und sozialen Praktiken. Zu den Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem Studien zu Mehrspezies-Beziehungen, die Anthropologie des Ländlichen, die Untersuchung von Erzählkultur sowie Historische Anthropologie.
Weitere Infos zur Veranstaltung
https://www.phil.uni-wuerzburg.de/eevk/multispecies-conference/ Bei Interesse an Anmeldungen wird um direkten Kontakt zu Prof. Fenske gebeten.
Kontakt
Prof. Michaela Fenske, Lehrstuhl für Europäische Ethnologie, michaela.fenske@uni-wuerzburg.de