Fake News, Clickbait und die Lügenpresse
12.11.2019Kommunikation und Meinungsbildung im digitalen Zeitalter: Damit beschäftigt sich ein Buch des Würzburger Kommunikationspsychologen Markus Appel. Es liefert psychologische Hintergründe und bindet wissenschaftliche Theorien ein.
Das am meisten verbreitete Social-Media-Posting der vergangenen Jahre über Angela Merkel war eine Falschmeldung. Unter dem Titel „Angela Merkel: Deutsche müssen Gewalt der Ausländer akzeptieren“ hatte gloria.tv im Jahr 2015 einen sieben Sekunden langen Videobeitrag auf Facebook veröffentlicht und damit bis 2017 insgesamt 273.000 Interaktionen erreicht. In Wahrheit hatte Merkel in ihrer Rede gefordert, dass die Deutschen nicht die Augen vor der Tatsache verschließen dürfen, dass auch Ausländer Gewalt ausüben. Nur wenige Kommentare kamen allerdings zu dem Schluss, dass es sich bei dem Video um „Fake News“ handeln müsse; der Großteil der Userinnen und User beschimpfte hingegen die Politikerin.
Tatsächlich ermöglichen es das Internet und die Sozialen Medien heute Jedem, Informationen zu verbreiten – unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt. Kein Wunder, dass viele Expertinnen und Experten inzwischen davon überzeugt sind, dass das Postfaktische ein besonderes Zeichen unserer Zeit ist, und viele Menschen durch eine Medienwelt verunsichert sind, die ihnen unausgewogen erscheint, in der man durch Clickbait manipuliert wird und in der Social Bots bald kaum noch von echten Chatpartnern zu unterscheiden sein werden.
Phänomene der digitalen Kommunikation
Mit diesen Phänomenen beschäftigt sich das jetzt erschienene Buch „Die Psychologie des Postfaktischen: Über Fake News, ‚Lügenpresse‘, Clickbait & Co.“, das der Würzburger Psychologe Markus Appel herausgegeben hat. In dem Buch werden in 18 Kapiteln Phänomene der Kommunikation im digitalen Zeitalter vorgestellt und die psychologischen Hintergründe anhand von wissenschaftlichen Theorien und Analysen erörtert – von Trollen über Filterblasen bis zu Verschwörungstheorien und Werbung, die nicht als solche erkannt werden will.
Abseits aller Hysterie erhalten die Leserinnen und Leser Einblick in faszinierende Erkenntnisse der Psychologie, mit deren Hilfe sich die schillernden Phänomene dieser Kommunikation besser verstehen lassen.
Zur Person
Markus Appel ist seit April 2017 Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationspsychologie und Neue Medien der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU); verschiedenste kommunikations- und medienpsychologische Themen sind Gegenstand seiner Forschung. Zusammen mit seinem Team untersucht er beispielsweise die Auswirkungen der Internet- und Mobilkommunikation auf Identität und Selbstkonzept, das Lernen mit neuen Medien und die Akzeptanz von humanoiden Robotern.
„Die Psychologie des Postfaktischen: Über Fake News, „Lügenpresse“, Clickbait & Co.“, Herausgeber: Markus Appel, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, ISBN 978-3-662-58694-5, DOI: 10.1007/978-3-662-58695-2
Kontakt
Prof. Dr. Markus Appel, T: +49 931 31 88106, markus.appel@uni-wuerzburg.de