Farbstoffchemie in die Moderne geführt
09.04.2019Frank Würthner, Professor für Organische Chemie an der Universität Würzburg, erhält eine hochrangige Auszeichnung: Er bekommt die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze verliehen.
„Mit Ihren Arbeiten haben sie die Farbstoffchemie in die Moderne geführt.“ Dieses Lob, ausgesprochen vom Präsidenten der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), gilt Professor Frank Würthner, Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie II an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).
Für seine herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der supramolekularen Polymere, vor allem auf Basis von Farbstoffaggregaten sowie deren Anwendung als organische molekulare Halbleiter, wird die GDCh Würthner auszeichnen. Sie verleiht ihm im September 2019 auf dem GDCh-Wissenschaftsforum in Aachen die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze.
Adolf von Baeyer (1835 - 1917) zählt zu den bedeutendsten Chemikern seiner Zeit. 1905 erhielt er den Nobelpreis für die Synthese des blauen Farbstoffs Indigo, der sich zuvor nur mühselig aus Pflanzen gewinnen ließ. Indigo ist seit über 100 Jahren der wichtigste Farbstoff für Jeans, kann aber auch für den Bau von Solarzellen verwendet werden.
Mit dem Nobelpreisträger Baeyer steht Würthner in einer wissenschaftlichen Linie: Auch die Farbstoffe, die er in seinem Labor an der JMU entwickelt, kommen für Solartechnologien in Frage. Sie bestehen aus komplexen, sogenannten supramolekularen Strukturen. Diese sind dazu in der Lage, die Energie des Sonnenlichts zu absorbieren und für die künstliche Photosynthese oder die organische Photovoltaik nutzbar zu machen.
Die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze wurde bislang nur einmal an einen Chemiker der JMU vergeben: Professor Siegfried Hünig erhielt sie im Jahr 1967, ebenfalls für seine Farbstoffforschung.
Werdegang von Frank Würthner
Frank Würthner, 1964 in Villingen-Schwenningen geboren, studierte Chemie an der Universität Stuttgart. Nach der Promotion forschte er am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (USA), im Farbenlaboratorium der BASF AG in Ludwigshafen und in der Organischen Chemie der Universität Ulm. 2002 wechselte er an die Universität Würzburg.
Für seine Arbeiten wurde Frank Würthner mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit einem ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates, dotiert mit 2,5 Millionen Euro. Er gehört seit Jahren zu den deutschen Chemikern, deren Publikationen von anderen Forschern weltweit am häufigsten zitiert werden. Würthner ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
Würthners Forschungen laufen am Institut für Organische Chemie und am Zentrum für Nanosystemchemie der JMU, das ins bayerische Forschungsprogramm „Solar Technologies Go Hybrid“ eingebunden ist.