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Faszination für konkrete Geometrie

16.04.2019

Anfang Februar verstarb der Kunst- und Mineraliensammler Peter C. Ruppert. Er hat dem Mineralogischen Museum der Universität Würzburg eine einzigartige Sammlung von Mineralien und Gesteinen hinterlassen.

Peter C. Ruppert mit einem seiner Lieblingsstücke, einer hohen Stufe aus Gips- und Salzkristallen. Sie stammt aus dem ehemaligen Kalibergwerk bei Bleicherode am südlichen Harzrand.
Peter C. Ruppert mit einem seiner Lieblingsstücke, einer hohen Stufe aus Gips- und Salzkristallen. Sie stammt aus dem ehemaligen Kalibergwerk bei Bleicherode am südlichen Harzrand. (Bild: Dorothée Kleinschrot / Universität Würzburg)

In Würzburg ist Peter C. Ruppert vor allem durch seine Kunstsammlung bekannt, die seit 2002 im Museum im Kulturspeicher zu sehen ist. Seine Sammelleidenschaft erstreckte sich aber nicht nur auf Werke Konkreter Kunst in Europa nach 1945; darüber hinaus faszinierten ihn auch die Mineralien des Harzes. Zahlreiche Reisen in die nahe seiner Heimat gelegene Region weckten sein Interesse für die damals zum Teil noch aktiven Bergbaugebiete. Vor allem die Vielfalt der Mineralien sowie die Geometrie der Kristalltrachten inspirierten ihn. In einem Interview erklärte er im Jahr 2014: „Die Kristalle der Minerale sind im Gegensatz zu anderen Naturformen geometrisch-basiert ausgebildet. Damit entsprechen sie den Kunstformen in meiner Sammlung konkret-konstruktiver Kunst “.

Zwei Sammlungen an einem Ort

Während manche Sammler damit zufrieden sind, wenn sie ihre Schätze zu Hause horten und ab und zu einzelne Exemplare betrachten können, wuchs in Peter C. Ruppert nach etlichen Jahrzehnten leidenschaftlichen Sammelns der Wunsch, seine Sammlungen auch anderen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Seine Suche nach geeigneten Ausstellungsflächen führte ihn nach Würzburg:  Die Konkrete Kunst fand im Museum im Kulturspeicher ihren Ort; seine Mineraliensammlung stellte Ruppert im Jahr 2012 der Universität als Dauerleihgabe zur Verfügung. Seit der feierlichen Eröffnung am 24. Januar 2014 präsentiert das Mineralogische Museum diese beeindruckende Sammlung.

Eine ursprüngliche Begeisterung für die Schönheit der Mineralien stand am Anfang von Rupperts Mineraliensammlung. Erst nach und nach sollte er diese systematisch erweitern. Heute umfasst die Sammlung über 300 Hand- und Großstufen aus ehemaligen Erz- und Spat-Lagerstätten sowie anderer klassischer Fundstellen des Harzes. Ruppert legte großen Wert darauf, aus allen bedeutenden Bergbauregionen des Harzes einen möglichst repräsentativen Querschnitt der dort vorkommenden Minerale zusammenzustellen. Bis zuletzt war er stets darum bemüht, die Sammlung und damit auch die Ausstellung im Mineralogischen Museum durch den Kauf neuer Stufen aufzuwerten. So erwarb er noch im Herbst 2017 eine fast vier Kilogramm schwere Dyskrasitstufe, dem wirtschaftlich wichtigsten Silbererz aus St. Andreasberg.

Die Formenvielfalt der Calcite aus der „Edlen Kalkspatformation“ von St. Andreasberg schätzte der Sammler besonders. Geradezu „betörend“ fand er die Vielgestaltigkeit einer 46 Zentimeter hohen Stufe aus Gips- und Salzkristallen. Daneben war es ihm sehr wichtig, auch das „Erz“ zu zeigen, so findet man im Mineralogischen Museum sowohl das typische Reicherz der berühmten Erzlagerstätte Rammelsberg als auch eine Vielzahl hervorragender Gangerzstufen aus dem Oberharz sowie einige Besonderheiten aus dem Unterharz. Besonders erwähnenswert sind die großen Exponate von Bänder-, Kokarden- und Ringelerzen aus den Vorkommen von Clausthal und Bad Grund. Auch hier legte er bei der Auswahl größten Wert auf „ästhetisch eindrucksvolle und repräsentative Großstufen“.

Anspruchsvolles Sammeln bedarf der Geduld

Am 11. Februar 2019 ist Peter C. Ruppert nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren in Berlin verstorben. „Mit ihm ist ein außergewöhnlicher Sammler von uns gegangen, der an seinem Konzept festhielt, eine überragende Sammlung von Hand- und Schaustufen aus allen Regionen des Harzes zusammenzustellen“, sagt Dr. Dorothée Kleinschrot, Kustodin des Mineralogischen Museums. Auch wenn sich dieses Vorhaben für einige Fundstellen als nahezu aussichtslos dargestellt habe – ihm sei es fast immer gelungen. Jahrzehntelange Erfahrung habe ihm dabei geholfen, sagte Ruppert einmal in einem Interview: „Anspruchsvolles Sammeln bedarf einer außerordentlichen Geduld, wenn man keine oder nur wenig Kompromisse machen möchte, und das musste ich erst lernen. Die Gelegenheit abwarten zu können ist wichtiger als die ganz gezielte Suche“.

Katalog zur Ausstellung erschienen

Die Sammlung Peter C. Ruppert „Historische Erzlagerstätten und Mineralienfundorte des Harzes“ präsentiert sich heute auf einer Fläche von 64 Quadratmetern in Vitrinen und auf Podesten, insgesamt sind 191 Stufen ausgestellt. Ein Großteil der Exponate aus den historischen Erzlagerstätten ist wichtiges Belegmaterial und stellt damit eine enorme Bereicherung für die wissenschaftliche Sammlung des Mineralogischen Museums der Universität dar.

Detaillierte Informationen zur Ausstellung im Mineralogischen Museum der Universität Würzburg liefert ein jetzt veröffentlichter Katalog mit zahlreichen Fotos, den Peter C. Ruppert noch bis zu seiner Fertigstellung begleiten konnte. Der Katalog ist im Verlag der Universität, Würzburg University Press (WUP), erschienen und ist im Museum, im Buchhandel und als Open-Access-Buch auf dem Publikationsserver der Universität OPUS Würzburg erhältlich.

Das Mineralogische Museum der Universität Würzburg befindet sich auf dem Campus Am Hubland Süd. Öffnungszeiten: Mittwoch und Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

Historische Erzlagerstätten und Mineralienfundorte des Harzes – Die Sammlung Peter C. Ruppert im Mineralogischen Museum der Universität Würzburg. Hrsg. von Dorothée Kleinschrot und Kristina Hanig, Würzburg University Press, 2019. ISBN 978-3-95826-100-6, https://doi.org/10.25972/WUP-978-3-95826-101-3.

Kontakt

Dr. Dorothée Kleinschrot, +49 931 31-85407, kleinschrot@uni-wuerzburg.de

Würzburg University Press, +49 931 31-88870, wup@uni-wuerzburg.de

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