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Hemmstoff Sunitinib gegen bösartige Tumoren

27.02.2024

Eine internationale Studie benennt erstmals eine wirksame Standardtherapie gegen die sehr seltenen bösartigen Krebserkrankungen Phäochromozytom und Paragangliom.

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In dieser PET/CT-Aufnahme eines Patienten mit einem metastasiertem Phäochromozytom fallen neben der natürlichen Tracer-Anreicherung in Leber, Milz, Nieren und Harnblase vor allem die zahlreichen Metastasen im Skelett auf. (Bild: Nuklearmedizin / Universitätsklinikum Würzburg)

Paragangliome sind Tumore, die Stresshormone produzieren und die im Bauch-, Brust, und Kopf-Hals-Bereich auftreten können. Wenn sie in der Nebenniere entstehen, werden sie Phäochromozytome genannt. Die Tumore sind selten, meist gutartig und können gut behandelt werden.

Sie haben aber auch eine dunkle Seite: „Bei einem malignen, progredienten Phäochromozytom und Paragangliom, das durch Metastasen gekennzeichnet ist und jedes Jahr bei etwa 50 Personen in Deutschland neu diagnostiziert wird, überlebt nur jeder zweite Erkrankte die folgenden fünf Jahre. Das mittlere 5-Jahres-Überleben der Patientinnen und Patienten liegt bei 45 Prozent“, berichtet Professor Martin Fassnacht, Leiter des Lehrstuhls Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW).

Eine effektive Standardtherapie gab es bislang nicht. Doch nun liefert eine Studie erstmals die Evidenz, dass der Hemmstoff Sunitinib eine wichtige neue Therapieoption ist. Sunitinib blockiert mehrere molekulare Angriffspunkte, die am Wachstum und der Ausbreitung verschiedener Tumore beteiligt sind. Professor Martin Fassnacht hat die Studie gemeinsam mit Professor Eric Baudin vom französischen Institut Gustave Roussy geleitet; ihre Ergebnisse wurden jetzt im Journal „The Lancet“ publiziert.

Nach dem Zufallsprinzip: Sunitinib oder Placebo

Im Rahmen der FIRSTMAPPP-Studie (First International Randomised Study in MAlignant Progressive Phaeochromocytoma and Paraganglioma) wurden in 15 Zentren in vier europäischen Ländern über fast zehn Jahre hinweg 78 Personen mit metastasierten Phäochromozytomen und Paragangliomen rekrutiert. Das Durchschnittsalter betrug 53 Jahre, 41 Prozent der Studienteilnehmenden waren Frauen.

Die Gruppenzuteilung erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Insgesamt erhielten 39 Studienteilnehmende im Schnitt ein Jahr lang das Medikament Sunitib – 37,5 Milligramm pro Tag. Weitere 39 Personen bekamen im Schnitt vier Monate lang ein Placebo. 59 Prozent der beteiligten Patientinnen und Patienten hatten bereits eine Vorbehandlung erhalten.

Sunitinib, die beste therapeutische Option

Die Studienleitung stuft Sunitinib nun als wirksam ein: Die Rate der Patientinnen und Patienten, die nach zwölf Monaten noch lebten und frei von einer Progression waren, lag unter Sunitinib bei 36 Prozent, in der Placebogruppe bei nur 19 Prozent. Mit Sunitinib schritt bei 14 von 39 Studienteilnehmenden der Tumor nicht fort. Darüber hinaus blieb die Lebensqualität erhalten und die Intensität der Knochenschmerzen nahm ab. Auch die Toxizität von Sunitinib blieb überschaubar.

„Die FIRSTMAPPP-Studie ist die erste randomisierte Studie bei Patientinnen und -Patienten mit malignem Phäochromozytom/Paragangliom und eine der wenigen dieser aufwendigen Studien generell im Bereich der extrem seltenen Krebsarten, die kürzlich durch eine jährliche Inzidenz von weniger als 1 pro Million definiert wurden. Sie liefert damit den höchsten Grad an Evidenz, der jemals erreicht wurde, um die antitumorale Rolle einer systemischen Behandlungsoption beim bösartigen Phäochromozytom/Paragangliom zu unterstützen, und verändert damit weltweit das therapeutische Vorgehen“, fasst Martin Fassnacht zusammen.

Der Professor und das gesamte Team der Würzburger Endokrinologie sind stolz darauf, dass man diese langwierige Studie bei diesem ultraseltenen Tumor ohne Unterstützung von Pharmafirmen und nur mit öffentlichen Geldern erfolgreich abschließen konnte, um damit eine neue Standardtherapie zu etablieren.

Finanzielle Unterstützung

Die FIRSTMAPPP-Studie wurde vom französischen Gesundheitsministerium, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie mit einem Zuschuss aus dem siebten Rahmenprogramm der Europäischen Union finanziert.


Publikation

Sunitinib for metastatic progressive phaeochromocytomas and paragangliomas: results from FIRSTMAPPP, an academic, multicentre, international, randomised, placebo-controlled, double-blind, phase 2 trial. The Lancet, 22. Februar 2024, https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)02554-0

Von Pressestelle Universitätsklinikum Würzburg

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