Forschung an Phagen
03.08.2021Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert drei Würzburger Forschungsvorhaben zum Thema Phagen. Über einen Zeitraum von drei Jahren vergibt sie dafür rund 830.000 Euro.
Bakterien kennt jeder, allein im menschlichen Mikrobiom gibt es Billionen von ihnen. Häufiger als die Bakterien selbst kommen in der Natur jedoch Phagen vor: Das sind Viren, die ihrerseits Bakterien befallen. In der translationalen, also der auf die medizinische Anwendung zielenden Grundlagenforschung sind Phagen von besonderem Interesse. Sie können beispielsweise als Antibiotikaersatz dienen und somit Auswege aus dem Problem zunehmender Resistenzen bieten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert jetzt drei Würzburger Forschungsvorhaben zum Thema Phagen im Rahmen ihres aktuellen Schwerpunktprogramms SPP 2330. Dabei vergibt die Organisation insgesamt rund 830.000 Euro an die beteiligten Forschungsteams.
Die drei Projekte
Einer der erfolgreichen Antragsteller auf dem Medizin-Campus ist Jörg Vogel, Professor an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und geschäftsführender Direktor am Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI). Er will an sogenannten Riesenphagen forschen. Deren großes Genom und ihre komplexe Lebensweise bieten beste Voraussetzungen, um sich den molekularen Faktoren der Wirtsmanipulation zu widmen, die während eines Infektionsprozesses wirken. Dabei könnten neuartige Proteine mit spezialisierten Funktionen entdeckt und analysiert werden, hofft der Biochemiker.
Ebenfalls erfolgreich ist Chase Beisel aus dem Antragsverfahren hervorgegangen. Der Professor und Gruppenleiter am HIRI will neuartige Immunsysteme zur Abwehr von Phagen in nativen bakteriellen Wirten untersuchen, um sie besser zu verstehen und mit anderen inhärenten Schutzmechanismen zu vergleichen.
Der dritte Würzburg-Zuschlag geht an Mercedes Gomez de Agüero, Nachwuchsgruppenleiterin am Institut für Systemimmunologie (Max-Planck-Forschungsgruppe) der JMU. Sie will mithilfe der DFG-Förderung die Dynamik und die Mechanismen entziffern, die wechselseitig zwischen Phagen und Bakterienwirt in der Haut von Neugeborenen wirken.
Infektionsforschung herausragend in Würzburg
Dass diesmal gleich drei voneinander vollkommen unabhängige Würzburger Projekte von der DFG gefördert würden, sei durchaus bemerkenswert, meint Jörg Vogel. „Die dreifach erfolgreiche Drittmittelakquise zeigt, wie stark die Infektionsbiologie am Forschungsstandort Würzburg ist“, freut sich der HIRI-Direktor und ergänzt: „Phagen waren ganz wichtige Forschungsobjekte in den Anfangszeiten der Molekularbiologie im 20. Jahrhundert, führten in dieser Disziplin in den vergangenen Jahrzehnten jedoch eher ein Schattendasein.“ Dass das Thema aktuell eine starke Renaissance erlebe, sei auf die neuen Analysetechniken und ein besseres Verständnis der schieren Zahl und Vielfalt dieser bakteriellen Viren zurückzuführen.
Das DFG-Schwerpunktprogramm SPP 2330 startet jetzt unter dem Motto „Neue Konzepte der Virus-Wirt-Interaktion in Prokaryoten – von Einzelzellen zu mikrobiellen Gemeinschaften“ in seine erste Förderperiode. Sein Ziel ist es, den Weg für die Entdeckung grundlegend neuer Konzepte und Mechanismen in der Biologie zu ebnen. Der Fokus liegt dabei auf drei Komplexen der viralen Organisation: virale Zellbiologie, neue ein- und mehrzellige antivirale Abwehrmechanismen und virale Auswirkungen auf mikrobielle Gemeinschaften.
DFG-Schwerpunktprogramm SPP 2330: Die geförderten Würzburger Projekte
Prof. Dr. Jörg Vogel
Institut für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB)
Julius-Maximilians-Universität (JMU)
Projekt: „Identifizierung von molekularen Faktoren des ΦKZ Phagen zur Modulation der Wirtsproteinsynthese“
Prof. Dr. Chase Beisel
Biologie Synthetischer RNA
Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI)
Projekt: „Untersuchung neuartiger Immunsysteme zur Abwehr von Phagen in nativen bakteriellen Wirten“
Dr. Mercedes Gomez de Agüero
Institut für Systemimmunologie
Max-Planck-Forschungsgruppe
Julius-Maximilians-Universität (JMU)
Projekt: „Dynamik und Mechanismen der frühen Wechselwirkungen zwischen Bakteriophagen und seinem Bakterienwirt in der Haut“