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Führend auf ihrem Forschungsgebiet

04.12.2018

Ihre wissenschaftlichen Publikationen werden von anderen Wissenschaftlern außergewöhnlich häufig zitiert. Sechs Forscher der Universität Würzburg haben deshalb jetzt das Prädikat „Highly Cited Researcher“ erhalten.

Collage der ausgezeichneten Wissenschaftler
Sechs Highly Cited Scientists und ein Citation Laureate. Obere Reihe von links: Hermann Einsele, Rainer Hedrich, Andreas Rosenwald (Foto: Erwin Schmitt) und Ingolf Steffan Dewenter (Foto: Susanne Schiele). Unten: Jörg Vogel, Frank Würthner und Laurens Molenkamp.

2014 waren es noch drei Forscher, 2017 schon fünf – und in diesem Jahr dürfen sich erstmals sechs Wissenschaftler der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) über die renommierte Auszeichnung als „Highly Cited Researcher“ freuen. Sie alle vereint die Tatsache, dass ihre wissenschaftlichen Publikationen besonders häufig in den Arbeiten anderer Forscher zitiert werden, was für deren Bedeutung und Einfluss spricht.

Neu in der Liste, die von dem Analysespezialisten Clarivate Analytics herausgegeben wird, ist Professor Andreas Rosenwald, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie der JMU. Weiterhin dabei sind der Mediziner Hermann Einsele, der Biophysiker  Rainer Hedrich, der Tierökologe Ingolf Steffan-Dewenter, der RNA-Forscher und Infektionsbiologe Jörg Vogel sowie der Chemiker Frank Würthner.

Grundlage der Auswertung von Clarivate Analytics ist die Datenbank „Web of Science“, die wissenschaftliche Artikel aus rund 34.000 Fachzeitschriften auflistet. Für die 2018er-Auswertung haben die Analysten den Zeitraum von 2006 bis 2016 zu Grunde gelegt und nach 21 Fachbereichen getrennt ausgewertet. 

Highly Cited – also häufig zitiert – sind Publikationen, die in ihrem Erscheinungsjahr zu den ein Prozent meistzitierten ihres Fachgebiets gehören. Nur diejenigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die gleich an mehreren solcher Highly Cited Papers beteiligt sind, werden in den Kreis der „Highly Cited Researchers“ aufgenommen, der 2018 in etwa 6.000 Forscherpersönlichkeiten weltweit umfasst.

Neben dieser Liste der Highly Cited Researchers führt Clarivate Analytics eine weitere Liste mit sogenannten Citation Laureates, die aus Sicht der Analyse-Experten als Kandidaten für den Nobelpreis in Frage kommen. Seit 2014 wird der Physiker der JMU Laurens Molenkamp in dieser Liste geführt. Um als Citation Laureate in Frage zu kommen, müssen Wissenschaftler über Veröffentlichungen verfügen, die mehr als 1.000 Mal zitiert wurden. Darüber hinaus müssen ihre Arbeiten jedoch auch mit einer bedeutenden Entdeckung oder einem Fortschritt in einer Größenordnung verbunden sein, die aus Sicht der Analyse-Experten nobelpreiswürdig ist.

Gratulation von Uni-Präsident Forchel

Universitätspräsident Alfred Forchel gratulierte allen sieben Professoren und hob gleichzeitig die Bedeutung der Auszeichnung aus institutioneller Sicht hervor: „Die Tatsache, dass trotz des verschärften internationalen Konkurrenzdrucks die Anzahl der hochzitierten Würzburger Wissenschaftler in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, belegt eindrucksvoll die internationale Forschungsstärke und Dynamik unserer Universität. Meine herzlichsten Glückwünsche allen Ausgezeichneten zu diesem tollen Erfolg!“

Die ausgezeichneten Professoren

Prof. Dr. Hermann Einsele, Leiter des Lehrstuhls für Innere Medizin II: Hermann Einsele ist Experte für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie sowie Immuntherapie und Infektionen bei immun-kompromittierten Patienten. Der Mediziner wurde im Juni 2004 auf einen Lehrstuhl für Innere Medizin an die Universität Würzburg berufen. Seit Dezember 2004 ist er Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Würzburg. Der Internist und Krebsspezialist entwickelte die Selektion und Applikation manipulierter Immunzellen, die er dann auch erstmals in Europa klinisch einsetzte. Er erhielt 2003 den „van Bekkum Award“ der Europäischen Stammzelltransplantation und wurde als Honorary Fellow in das Royal College of Pathology in London aufgenommen. Außerdem ist er Mitglied in der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Als Co-Sprecher zweier Transregio-Sonderforschungsbereiche und Koordinator mehrerer EUFP7- und Horizon-2020-Projekte hat er die zelluläre Immuntherapie weiterentwickelt und sich mit der Selektion multiantigen-spezifischer T-Zellen, bispezifischer Antikörper und mit CAR-T-Zellen beschäftigt. Unter seiner Leitung werden immuntherapeutische Studien bei vielen Tumorerkrankungen durchgeführt. Wissenschaftlich beschäftigt er sich außerdem mit der Stammzelltransplantation zur Therapie von Blutkrebserkrankungen und dem Multiplen Myelom. Einsele widmet sich zudem an der Universität Würzburg als Vizepräsident den Themen „Forschung“ und „Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“.  

Prof. Dr. Rainer Hedrich, Leiter des Lehrstuhls für Botanik I - Molekulare Pflanzenphysiologie und Biophysik Rainer Hedrich gilt als einer der Väter der Erforschung der auf Ionenkanälen basierenden elektrischen Signalübertragung von Pflanzen. Der Biophysiker war weltweit der erste Forscher, der im Göttinger Max-Planck-Labor des Nobelpreisträgers Erwin Neher die Arbeitsweise pflanzlicher Ionenkanäle direkt bestimmt hat. Hedrich hat mehrere international renommierte Preise erhalten, darunter auch einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates. Dieser Forschungspreis wurde geschaffen, um herausragenden Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, auch riskante Projekte anzugehen. Im ERC-Projekt "Carnivorom" erforscht Hedrich die molekularen Grundlagen, die es Karnivoren - also fleischfressenden Pflanzen - erlauben, den Spieß umzudrehen und sich von Tieren zu ernähren. Dabei hat er unter anderem entdeckt, dass die Venus-Fliegenfalle die Berührungen mit ihrer Beute misst, zählt und der Anzahl der Reize entsprechend die Falle zuschnappen lässt.

Prof. Dr. Andreas Rosenwald, Leiter des Lehrstuhls für Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie:
Andreas Rosenwald ist Pathologe und ein Experte in der Diagnostik hämatologischer Erkrankungen. Er wurde 2009 auf den Lehrstuhl für Pathologie der Universität Würzburg berufen. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in der Erforschung der molekularen Pathogenese von Tumoren des lymphatischen Systems, sogenannten malignen Lymphomen. Dazu zählen diffuse großzellige B-Zell-Lymphome, follikuläre Lymphome und Mantelzell-Lymphome, in denen seine Arbeitsgruppe zur biologischen Charakterisierung von molekularen Subgruppen beitragen konnte, welche derzeit auch unterschiedlich therapiert werden. Er ist Mitautor der WHO-Klassifikation maligner Lymphome und seit 2016 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter, Leiter des Lehrstuhls für Tierökologie und Tropenbiologie (Zoologie III): Ingolf Steffan-Dewenter ist Tierökologe, Insektenkundler und Imker. Er erforscht die Auswirkungen von Klimawandel, Habitatfragmentierung, Landnutzungsänderungen und invasiven Arten auf die Artenvielfalt von Insekten und deren Bedeutung für Ökosystemfunktionen in tropischen und gemäßigten Lebensräumen. Seine Forschungsarbeiten tragen zum Verständnis der Mechanismen bei, die das Vorkommen, die Häufigkeit und die Wechselbeziehungen von Arten bestimmen. In landwirtschaftlichen Systemen hat er wegweisende Untersuchungen zur Bestäubung von Kulturpflanzen, zur biologischen Schädlingskontrolle und zum Erhalt von Biodiversität durchgeführt.

Prof. Dr. Jörg Vogel, Direktor des HelmholtzInstituts für RNAbasierte Infektionsforschung
sowie Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie
: Jörg Vogel forscht an regulatorischen RNA-Molekülen in bakteriellen Krankheitserregern, wie etwa Salmonella, und im Mikrobiom des Menschen. Seine Arbeitsgruppe entwickelt neue, auf Hochdurchsatzsequenzierung beruhende Methoden, um RNA-Moleküle in hoher Auflösung zu erfassen und deren Wirkmechanismen zu verstehen. Der Biochemiker ist Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg. Zudem leitet Vogel als Gründungsdirektor seit 2017 das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) in Würzburg. Der Leibniz-Preisträger von 2017 ist gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) und der Europäischen Molekularbiologie-Organisation EMBO.

Prof. Dr. Frank Würthner, Leiter des Lehrstuhls für Organische Chemie II: Frank Würthner leistete grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der supramolekularen Materialchemie und entwickelt supramolekulare Polymere sowie Nanomaterialien auf Basis von Funktionsfarbstoffen für Anwendungen in der organischen Elektronik und Photovoltaik. Nach erfolgreichen Arbeiten zur Konversion von Sonnenlicht in Strom (Photovoltaik) beschäftigt sich Würthner seit 2012 auch mit Farbstoff-basierten Materialien, die mit Hilfe von Sonnenlicht Brennstoffe erzeugen können. Hierzu setzt er auf biomimetische Konzepte und entwickelt synthetische Nanosysteme, in denen Farbstoffe ähnlich wie in den natürlichen Photosyntheseapparaten die Energie des Sonnenlichts einsammeln und anschließend zur photokatalytischen Wasserspaltung nutzen. Würthner ist Gründungsdirektor des Zentrums für Nanosystemchemie, dessen Forschungsneubau 2016 eingeweiht wurde. Er ist Fellow of the Royal Society of Chemistry und gewähltes Mitglied in der bayerischen und der nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina). In diesem Jahr erhielt er einen ERC Advanced Grant für die Entwicklung metallosupramolekularer Katalysatoren für die lichtgetriebene Wasseroxidation.

Prof. Dr. Laurens Molenkamp, Lehrstuhl für Experimentelle Physik III: Laurens Molenkamp darf man zweifellos zur Riege der etablierten Spitzenforscher zählen: In seinem Labor in Würzburg gelang 2007 die Entdeckung des Quanten-Spin-Hall-Effekts. Molenkamp war außerdem der erste, der die neue Materialklasse der topologischen Isolatoren experimentell realisieren konnte. Seit seinem Durchbruch wird auf diesem Gebiet weltweit intensiv geforscht. Molenkamp erhielt unter anderem 2011 und 2017 jeweils mit 2,5 Millionen Euro dotierte ERC-Advanced-Grants, 2014 erhielt er den Leibniz-Preis. 2017 kam die Stern-Gerlach-Medaille hinzu, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

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Von Gunnar Bartsch

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