Fünf Jahrzehnte Hochleistung
19.11.2024Das Rechenzentrum der Universität Würzburg feiert 2024 sein 50-jähriges Bestehen. Die Einrichtung kann auf eine Geschichte zurückblicken, die von Herausforderungen und Meilensteinen in der IT geprägt ist.
Täglich sorgt das Rechenzentrum (RZ) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) dafür, dass technische Anwendungen für Studierende und Mitarbeitende reibungslos funktionieren. Es kümmert sich um IT-Sicherheit, Software, WLAN, die Technik in den Hörsälen und Seminarräumen, Schulungen und vieles andere mehr. Von daher ist es keineswegs übertrieben zu behaupten: Ohne das RZ würden Forschung, Lehre und Verwaltung an der Uni nicht funktionieren.
In diesem Jahr hat das Rechenzentrum Grund zum Feiern: Am 15. November 1974 hat es offiziell die Arbeit aufgenommen – als zentrale Einrichtung der JMU. Dementsprechend kann es am 27. November 2024 sein 50-jähriges Jubiläum mit einem großen Festakt begehen. Im Rahmen der Feier werden die Verantwortlichen den neuen KI-Cluster „Julia 2“ in Betrieb nehmen und einen Blick zurück werfen auf 50 Jahre Rechenzentrum.
Anfänge und Anlagen
IT-Geschichte wurde übrigens an der JMU bereits vor der offiziellen Gründung des Rechenzentrums im Jahr 1974 geschrieben: „Würzburg war damals die erste bayerische Universität mit einer elektronischen Rechneranlage.“ Nachzulesen ist dieses in der Chronik des RZ, die zur Jubiläumsfeier Ende November veröffentlicht wird. Schon 1961 nutzten Mitarbeitende des Instituts für Angewandte Mathematik die Computeranlage Zuse Z 22R, um Rechnerdienste für die Universität anzubieten.
1974 übernahm Wolfgang Schliffer die Leitung des Rechenzentrums – ein Amt, das er für die darauffolgenden 26 Jahre innehatte. Kurz zuvor war die Einrichtung ins Mathematikgebäude am damals neuen Hubland-Campus (Süd) eingezogen. Mit dem Start des RZ kam das Aus für den Zuse-Rechner. Über die neue Telefunken TR440 führten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den folgenden Jahren Experimente und Auswertungen durch. Aber auch außeruniversitäre Einrichtungen profitierten: Das Würzburger Wirsberg-Gymnasium beispielsweise ließ sich mit Hilfe des Großrechners einen Stundenplan erstellen.
Platz für neue Kommunikationsnetze
In den 1980er-Jahren kamen die ersten „Personal Computer“ auf den Markt: 1982 installierte das RZ den ersten „PC“, die damals noch Mikrorechner hießen. Ein Jahr später erhielt es einen zweiten Maschinenraum, um Platz für neue Großrechner zu schaffen.
Das Jahr 1988 hatte gleich zwei weitreichende Veränderungen auf Lager: Zum einen ging in diesem Jahr das bayerische Hochschulnetz in Betrieb. Damit war es den Mitgliedern der JMU möglich, mit ihren Kolleginnen und Kollegen an anderen bayerischen Universitäten und Hochschulen in einem Datennetz zu kommunizieren und Informationen auszutauschen. Zum anderen führte der Siegeszug von Arbeitsplatzrechnern dazu, dass das Rechenzentrum ein Netz aufbaute und damit eine auf Kabeln basierte Datenübertragung innerhalb der Universität ermöglichte.
PC und Alltag schützen
1991 entschied sich die Universität dazu, sich an das damals noch junge Internet anzuschließen. Kaum drei Jahre später installierten RZ-Mitarbeitende den ersten World-Wide-Web-Server an der JMU. Damit konnte sich die Uni weltweit vernetzen und austauschen. Dass in dieser Zeit auch die ersten Virenattacken registriert wurden, hat mit dem Start des WWW-Servers nichts zu tun. Damals kamen die Angreifer noch nicht aus dem Internet, sondern infizierten die Rechner über Disketten.
Um Mitarbeitende und Forschende an der JMU für den Alltag mit einem PC zu rüsten, rief das RZ Mitte der 1990er-Jahre die PC-Hotline ins Leben, den Vorläufer des heutigen IT-Supports. IT-Betreuer (damals „Netzverantwortliche“) übernahmen die Aufgabe, die IT in den Instituten zu betreuen. Parallel dazu wurden erste IT-Schulungen für Mitarbeitende und Studierende der JMU angeboten.
Neues Jahrtausend – neue Technik
Zum Jahrtausendwechsel trat Christian Rossa das Amt des RZ-Leiters an. Im gleichen Jahr richtete das Rechenzentrum ein WLAN für die Uni ein. Die Universitätsbibliothek, Teile des Biozentrums und die Informatik erhielten als erste Einrichtungen über diesen mobilen Weg Zugang zum Internet.
Im neuen Jahrtausend stieg das Bedürfnis, Lehre multimedial zu gestalten. 2001 wurden erste Vorlesungen zwischen der Universität Bayreuth, der Universität Erlangen und der JMU übertragen. Förderprojekte halfen dabei, Ausstattung wie beispielsweise Beamer und Kameras zu beschaffen und diese für Forschung und Lehre bereitzustellen. Um die Technik kümmert sich ein drei Personen starkes Multimedia-Team.
Ab 2006 baute das RZ die Medientechnik in den Hörsälen weiter aus. Es folgten zudem kostenlose IT-Schulungen für Studierende sowie ein Ausbau des IT-Supports.
Hochleistung am Campus und im Rechner
2011 übernahm Matthias Funken die Leitung des Rechenzentrums. Im selben Jahr erweiterte sich die Uni nach dem Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte auf den Campus Hubland Nord und nahm innerhalb kurzer Zeit fast 100 zusätzliche Seminarräume in Betrieb. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rechenzentrum bedeutete dies einen „erheblichen Arbeitsaufwand sowohl bei der Netzwerkgruppe als auch in der Medientechnik“, so die Chronik des RZ.
2017 nahmen RZ-Mitarbeitende den Hochleistungsrechner „Julia“ in Betrieb. Die JMU kam mit dieser Investition einem Wunsch zahlreicher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach. „Julia“ ermöglicht den Forschenden auch heute noch komplexe Berechnungen. Da aber selbst ein Hochleistungsrechner irgendwann an seine Leistungsgrenze stößt und der Rechenbedarf weiter gestiegen ist, hat das Rechenzentrum nun zum Jubiläum „Julia 2“ in Betrieb genommen.
Das Rechenzentrum und das junge Jahrzehnt
Das Jahr 2020 bot die bisher größte Herausforderung: Die Corona-Pandemie. Der Lockdown verlangte extrem schnelle Reaktionen: Innerhalb kürzester Zeit musste das Rechenzentrum Videokonferenzdienste wie Zoom und Microsoft Teams einrichten und Equipment für die digitale Lehre bereitstellen.
Dem im Februar 2022 einsetzenden Ukrainekrieg folgte eine Welle von Hackerangriffen weltweit, auch die Universität Würzburg war davon betroffen. Ein Angriff im Spätsommer des Jahres hatte das Potenzial, die gesamte Infrastruktur der JMU lahmzulegen. Dank einer guten Prävention konnte das Rechenzentrum diesen Angriff abwehren. Nicht erst seitdem steht das Thema „IT-Sicherheit“ auf der Prioritätenliste im Rechenzentrum weit oben und gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Brennendes Thema ist aktuell auch der Einsatz künstlicher Intelligenz. Dabei sind einige Fragen offen: Wie lässt sich KI im Arbeitsalltag der Uni nutzen, um beispielsweise Arbeitsabläufe zu optimieren? Welche Gefahren sind damit verbunden?
Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen, haben die Verantwortlichen im Rechenzentrum eine KI, in diesem Fall Chat GPT, gefragt, was KI für eine Universität bedeuten könnte. Dessen Antwort lautet: „Die Integration von KI in Universitäten bietet das Potenzial, Lehre und Forschung erheblich zu verbessern und effizienter zu gestalten. Gleichzeitig ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken sorgfältig zu managen, um die Vorteile von KI voll auszuschöpfen, ohne die Qualität und Integrität der akademischen Bildung zu gefährden.“
Die Festchronik zum 50-jährigen Jubiläum des Rechenzentrums kann hier (PDF, 4,5 MB) heruntergeladen werden.
10 Zahlen aus dem Rechenzentrum (Stand: 2023)
- 565.100 Aufrufe verzeichnet die Uni-Homepage monatlich
- 42.100 Benutzer sind beim Rechenzentrum registriert
- 625 Server arbeiten in den Maschinenräumen
- 53.464 Lehr- und Lernvideos haben Mitglieder der JMU hochgeladen
- 2.701 großformatige Farbposter wurden am Rechenzentrum ausgedruckt
- 36.145 Abonnentinnen und Abonnenten sind für die Mailingliste „rz-info“ eingeschrieben
- 38.657 Endgeräte, wie z.B. PC, sind ans Hochschulnetz angeschlossen
- 164.178 Zoom-Meetings haben Mitglieder der JMU abgehalten
- Ca. 560 Lehrräume der Universität sind mit Medientechnik ausgestattet.
- 6.500 aktive Nutzerinnen und Nutzer verzeichnet die App „UniNow“
Mehr Zahlen, Daten und Fakten gibt es auf der Webseite des RZ.