Neue Gelehrtentafeln angebracht
11.02.2025Sechs neue Gelehrtentafeln machen in Würzburg auf bekannte Wissenschaftler der Universität aufmerksam. Damit erhöht sich die Zahl der Tafeln im Stadtgebiet auf 63.
Im Eckhaus in der Neubaustraße 64a hat einmal der Historiker Professor Otto Meyer gewohnt. Darauf weist jetzt eine sogenannte Gelehrtentafel hin. Solche Tafeln, die an herausragende Würzburger Wissenschaftler erinnern, sind an Häusern im ganzen Stadtgebiet angebracht. Die Julius-Maximilians-Universität (JMU) möchte auf diese Weise ihre lange Tradition im Stadtbild noch sichtbarer machen.
JMU-Präsident Paul Pauli enthüllte die Gelehrtentafel für Otto Meyer am 6. Februar 2025 stellvertretend für die anderen neuen Tafeln, die 2025 an den ehemaligen Wohnhäusern wichtiger Gelehrter angebracht werden. Neben Otto Meyer sind das der Psychologe Karl Marbe, der Kirchenhistoriker Sebastian Merkle, der Chemiker Hermann Pauly, der Mediziner Franz von Rinecker und der Mineraloge und Geologe Adolf Wurm.
Ziel: Gelehrtentafeln auch für Frauen
Alle bisherigen Gelehrtentafeln zeigen Männer. Wie der JMU-Präsident sagte, sei das den historischen Umständen geschuldet: Frauen war der Zugang zu Universitäten bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts nicht erlaubt. „Für die kommenden Chargen von Gedenktafeln wird es daher ein wichtiges Anliegen sein, gezielt herausragende weibliche Persönlichkeiten zu ermitteln, die wir mit Gedenktafeln ehren können“, so Pauli.
Bei der Enthüllung der Tafel für Otto Meyer waren auch die Professoren Horst Brunner, Walter Eykmann und August Heidland dabei: Auf ihre Initiative hin hat die JMU das Projekt zu den Gelehrtentafeln im Herbst 2015 gestartet. Die Federführung liegt beim Präsidialbüro und beim Universitätsarchiv. Das Archivteam um Leiter Dr. Marcus Holtz hat über die Jahre in akribischer Arbeit immer wieder neue Wohnhäuser ausfindig gemacht, in denen einmal herausragende Forscher gewohnt haben. Mit den sechs neuen Tafeln wächst deren Zahl jetzt auf 63.
Otto Meyer begeisterte sein Publikum
Otto Meyer (1906-2000) war von 1949 bis 1974 Privatdozent und Professor am JMU-Lehrstuhl für Mittelalterliche und Fränkische Landesgeschichte. Seine Gelehrtentafel würdigt ihn als maßgeblichen Vertreter der fränkischen Landesgeschichte und als mitreißenden Vermittler von historischen Themen, der weit über die Universität hinaus bekannt war.
Bis ins hohe Alter hinein hielt Meyer jeden Freitagnachmittag Vorlesungen an der Uni Würzburg, und immer war der Hörsaal voll besetzt: Ein Beleg dafür, wie stark er seine Studierenden begeistern konnte. Das erzählte Professor Thomas Baier, Dekan der Philosophischen Fakultät. Er zeichnete bei der Tafelenthüllung Meyers Lebenslauf und Verdienste nach.
Bekannt war Otto Meyer auch außerhalb der Universität: „Für einen Universitätsprofessor, zumal zu seiner Zeit, war er in einem ungewöhnlichen Ausmaß bereit, Landes- und Ortsgeschichte auch außerhalb der Hörsäle zu vermitteln, aufs Land zu gehen und dort Vorträge zu halten.“ Meyer habe sehr früh begriffen, wie wichtig diese Form der Wissenschaftskommunikation ist.
Wem die anderen neuen Gelehrtentafeln gewidmet sind
Karl Marbe war Psychologe und von 1896 bis 1935 Privatdozent und Professor am Lehrstuhl für Psychologie. Er war Mitbegründer der Würzburger Schule und ihrer Denkpsychologie; außerdem Mitinitiator der phänomenologischen Richtungen der wissenschaftlichen Psychologie. Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich in der Crevennastraße 8.
Sebastian Merkle war Kirchenhistoriker und 1898 bis 1935 Professor am Lehrstuhl für Kirchengeschichte, christliche Dogmengeschichte und christliche Archäologie. Er war ein bedeutender katholischer Kirchenhistoriker des 20. Jahrhunderts. Durch sein Wirken prägte er Generationen von Theologen an der JMU. Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich in der Schellingstraße 27.
Hermann Pauly war Chemiker und von 1904 bis 1932 Privatdozent und Professor am Lehrstuhl für Chemie mit eigenem Forschungslabor. Er war Lehrer, Forscher und Autor auf dem Gebiet der organischen und physiologischen Chemie. Seine Entdeckungen der „Pauly-Seide“ und der „Pauly-Reaktion“ waren bedeutend für die chemische Forschung. Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich am Mittleren Dallenbergweg 6.
Franz von Rinecker war Mediziner und von 1836 bis 1883 Professor sowie Leiter der Poliklinik, Professur für Arzneimittellehre, Lehrstuhl für Kinderheilkunde. Weitere Tätigkeiten übte er in der Psychiatrie und Dermatologie mit Schwerpunkt auf der Syphilis-Forschung aus. Er gründete die erste Universitäts-Kinderklinik der Welt. Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich in der Hofstraße 5.
Adolf Wurm war Mineraloge und Geologe und von 1929 bis 1955 Professor am Lehrstuhl für Geologie und Mineralogie sowie Direktor des Geologischen Instituts. Er leistete grundlegende Forschungsarbeit zum Frankenwald; 1923 entdeckte er die damals ältesten Fossilien Deutschlands. Außerdem veranschaulichte er filmisch Erosionsvorgänge. Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich in der Annastraße 9.
Weblink
Informationen des Universitätsarchivs zu den Gelehrtentafeln