Geschichte, Glaube, Gegenwart
08.09.20202018 verstarb der Würzburger Theologe Franz Dünzl. Im Juli 2020 wäre er 60 Jahre alt geworden. Drei seiner einstigen Mitarbeiter haben nun einen Gedenkband um sein herausragendes wissenschaftliches Wirken herausgegeben.
2018 verstarb Professor Franz Dünzl. Er war von 2002 bis 2018 Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte des Altertums, christliche Archäologie und Patrologie an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg und prägte über diese Jahre die Katholisch-Theologische Fakultät der JMU in besonderem Maße. Im Juli 2020 hätte er seinen 60. Geburtstag begehen können. Aus diesem Anlass gedachte seine Fakultät ihm am Abend des 28. Juli mit einem Gottesdienst in der Mutterhauskirche der Schwestern des Erlösers. Dabei wurde seinem wissenschaftlichen Wirken eine besondere Ehre zuteil.
Im Anschluss an den Gottesdienst stellte Dr. Johannes Pfeiff die von ihm – in Zusammenarbeit mit seinen Kollegen Michael Bußer M. A. und Dr. Daniel Greb – herausgegebene Gedenkschrift vor, die einen Querschnitt durch 30 Jahre wissenschaftlicher Publikationen Franz Dünzls bietet. Der Titel des Werkes: „Geschichtlichkeit als religiöses Existenzial. Gedenkschrift für Franz Dünzl.“ Übergeben wurde das Buch nach dem Gottesdienst an die beiden Schwestern Dünzls, Dr. Barbara Dünzl und Dr. Ingeborg Angerstorfer.
Den Ausgangspunkt des Werkes bildet seine bisher unveröffentlichte Antrittsvorlesung an der JMU im Jahr 2002, die versteckt auf einer alten Festplatte darauf wartete, entdeckt zu werden. Darin entfaltet Dünzl sein Verständnis von der Kirchengeschichte als Wissenschaft, die sich zwischen den beiden Polen Theologie auf der einen und Geschichtswissenschaft auf der anderen Seite entfaltet.
Drei zentrale Forschungsbereiche
Entsprechend dieser Auffassung von Dünzl gliedert sich der Gedenkband in drei Bereiche: Zunächst werden unter dem Gesichtspunkt der „Geschichtswissenschaft“ vor allem diejenigen Aufsätze geführt, die sich klassisch-historischen Themen widmen. Zum Beispiel die Entstehung des kirchlichen Bußverfahrens, Kaiser Konstantin, oder der Geschichte als Gegenstand der Theologie.
Im zweiten Abschnitt „Theologie“ finden sich neben zwei Schriften zu Franz Dünzls Forschungsschwerpunkt Gregor von Nyssa auch ein Aufsatz zu Spuren theologischer Aufklärung bei Irenäus von Lyon und ein Beitrag zum frühchristlichen Anachoretentum und seiner Spiritualität.
Im abschließenden Kapitel „Impulse für heute“ zeigt sich der Grundsatz Franz Dünzls, die Fragen der Gegenwart zu den Erkenntnissen aus der Vergangenheit in Beziehung zu setzen. Sei es im Artikel zur Diakonin in altchristlichen Kirchenordnungen, in der Reflexion über die Schrift des Origenes zum Gebet oder in der Frage nach der Positionierung der Kirche in der Welt zwischen Abgrenzung und Anpassung. „Dünzl verschanzt sich gerade in diesen Artikeln nicht hinter der reinen Deskription historischer Entwicklungen. Sondern er vermag es eindrucksvoll, die Bedeutung der Geschichte für die gegenwärtige Situation von Kirche und Gesellschaft, im Besonderen aber für das Individuum, erfahrbar zu machen“, erklärten die Herausgeber in ihrem Vorwort.
Die Gedenkschrift möchte vor allem Gelegenheit geben, dem Denken Franz Dünzls nachzuspüren. „Entdeckungen sind möglich“, betont Pfeiff, „nicht etwa, weil Franz Dünzl so zurückhaltend für sich und sein Schaffen geworben hat und keiner alle seine Texte gelesen hat. Sondern weil er die Kunst beherrschte, als Historiker und Theologe Vergangenes in Beziehung zu setzen zur Lebenswelt seiner Studierenden und Leser:innen.“
Publikation
Michael Bußer / Daniel Greb / Johannes Pfeiff (Hg.): Geschichtlichkeit als religiöses Existenzial. Gedenkschrift für Franz Dünzl (1960-2018), WTh 17, Verlag Echter, Würzburg 2020.
Kontakt
Michael Bußer M. A., Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Altertums, christliche Archäologie und Patrologie, Universität Würzburg, T +49 931 – 31 80538, michael.bussser@uni-wuerzburg.de
Dr. Daniel Greb, Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Altertums, christliche Archäologie und Patrologie, Universität Würzburg, T +49 931 – 31 88390, daniel.greb@uni-wuerzburg.de
Dr. Johannes Pfeiff, Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Altertums, christliche Archäologie und Patrologie, Universität Würzburg, T +49 931 – 31 89857, johannes.pfeiff@uni-wuerzburg.de