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Gesundheitstag: Wertschätzung muss stetig geübt werden

10.09.2024

Wie kann ein wertschätzender Umgang am Arbeitsplatz gelingen? Das war ein Thema beim Gesundheitstag der Uni im Botanischen Garten.

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Über Wertschätzung sprach der Wirtschaftspsychologe Dr. Alexander Häfner beim Gesundheitstag der Uni. (Bild: Raphael Bücken / Universität Würzburg)

Morgens acht Uhr am Arbeitsplatz in der Würzburger Uni – was da schon wieder alles auf dem Tisch liegt! Dies muss man erledigen und das und jenes auch noch. Jetzt kommt die Gesunde Hochschule auch noch mit dem Thema Wertschätzung daher, mit dem man sich befassen soll. Und das in Unterfranken, wo hier doch die höchste Form der Wertschätzung aus einem dahingemurmelten „Passt scho!“ besteht, wie manche Menschen glauben.

Mit diesem Szenario begann der Wirtschaftspsychologe Dr. Alexander Häfner, Alumnus der Universität und selbst Unterfranke, seinen Vortrag beim Gesundheitstag der Uni – und sorgte damit gleich einmal für viele Lacher. Passend zum Jahresmotto der Gesunden Hochschule („respect: wertschätzend zusammenarbeiten“) sprach Häfner über den Wert der Wertschätzung. Er zeigte auch Wege auf, wie sich Wertschätzung im Arbeitsumfeld fördern lässt.

Warum Wertschätzung wichtig ist

Zuerst einmal: Wertschätzung ist wichtig, denn sie steigert das Selbstwertgefühl und berührt damit den Kern des Menschseins. Wissenschaftliche Studien belegen: Wer Wertschätzung erfährt, ist mit seiner Arbeit zufriedener, produktiver und fühlt sich stärker mit seinem Arbeitgeber verbunden.

Wertschätzung hat außerdem Effekte auf die Gesundheit. Wer keine bekommt, hat ein höheres Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten. Wer dagegen im Arbeitsalltag wertgeschätzt wird, ist am Feierabend gelassener und schläft nachts besser. „Und eine gute Schlafqualität ist wichtig für die Gesundheit“, so der Referent.

Führungskräfte: Zuhören und Erwartungen klären

Wie Führungskräfte ihrem Team Wertschätzung zukommen lassen können? Zum Beispiel indem sie den Beschäftigten täglich zuhören und adäquat reagieren. Sie können etwa am Morgen kurz bei den Teammitgliedern vorbeischauen und sich nach aktuellen Anliegen erkundigen – das ist sehr gut. Wenn sie aber im Büro ankommen und sich sofort hinter ihrem Rechner verschanzen – nicht so gut.

Wichtig sind laut Häfner viele weitere Aspekte. Etwa dass Vorgesetzte in Gesprächen klären, welche Erwartungen die Beschäftigten an sie haben. Dass sie Interesse an ihren Mitarbeitenden zeigen und sie beispielsweise um fachlichen Rat fragen. Dass sie das Team an anstehenden Veränderungsprozessen teilhaben lassen.

Teammitglieder: Hilfsbereit sein und gute Ideen würdigen

Der Wirtschaftspsychologe zeigte auch Ansätze, mit denen Teammitglieder untereinander Wertschätzung zeigen können. Etwa indem sie neue Kolleginnen und Kollegen in das soziale Gefüge im Team einbinden. Indem sie auch mal ihre Unterstützung anbieten, in Meetings rücksichtsvoll mit der Zeit der anderen umgehen, gute Ideen würdigen, zuhören oder um fachlichen Rat fragen.

In jedem Fall gilt: Das Bemühen um Wertschätzung sollte nie aufhören. Wertschätzung müsse bewusst geübt werden, immer wieder, über Jahre und Jahrzehnte hinweg – „da nehme ich mich selbst nicht aus“, so der Referent.

Unbewusste Vorurteile bekämpfen

Sich nie zurücklehnen, immer wieder üben und über sich selbst reflektieren: Das ist auch wichtig, wenn Menschen ihre eigenen unbewussten Vorurteile gegenüber anderen erkennen und überwinden möchten. Darum drehte sich der zweite Vortrag des Gesundheitstags.

Referentin war Mathilde Berhault, Senior-Beraterin der D² Denkfabrik Diversität: „Jeder von uns hat Vorurteile, die man erkennen und reflektieren muss, gerade auch im Arbeitskontext.“ Beispiel: ein Kennenlerngespräch mit einer Person, die nicht Deutsch als Muttersprache hat und darum beim Sprechen kleinere Fehler macht. Viele Menschen neigen in diesem Fall zu dem Schluss, dass diese Person auch ihre Arbeit nicht perfekt macht. Oder: die Begegnung mit einem Menschen, der Schwäbisch, Sächsisch oder einen anderen Dialekt spricht, den man nicht mag. Dieses „negative“ Merkmal kann so überwältigend sein, dass man die anderen Eigenschaften des Dialektsprechers gar nicht mehr wahrnimmt, und seien sie noch so positiv.

Wie sich solchen Vorurteils-Effekten gegensteuern lässt? Regelmäßig über erlebte Situationen im Arbeitsalltag reflektieren. Eine Feedback-Kultur pflegen. Oder die „Flip-it-to-test-it-Methode” anwenden. Dabei fragt man sich: „Wenn die Person, mit der ich gerade spreche, jetzt schwarz, alt oder trans wäre – würde ich dann genauso mit ihr reden oder sie genauso behandeln?“

Präsentationen zu den Vorträgen / Konfliktberatung

Wer die zu den beiden Vorträgen gehörenden Präsentationen haben möchte, kann sie beim Team der Gesunden Hochschule anfordern: gesundheit@uni-wuerzburg.de

Wer zum Thema „Fehlende Wertschätzung im universitären Studien- oder Arbeitsalltag“ Gesprächs- oder Beratungsbedarf hat, kann sich zum Beispiel an die Konfliktberatung der Uni wenden. Darauf wies Vanessa Heßdörfer von der Gesunden Hochschule hin, die die Vorträge beim Gesundheitstag moderierte. Die Konfliktberatung bietet im Herbst Vorträge und Workshops für Führungskräfte und Mitarbeitende an, in denen noch Plätze frei sind.

Neue Kontaktstelle für Fälle sexueller Belästigung

Neu an der Uni ist die Kontaktstelle für sexuelle Belästigung. Universitätsfrauenbeauftragte Helga Stopper stellte das Angebot beim Gesundheitstag kurz vor.

„Das Büro der Universitätsfrauenbeauftragten war schon immer Anlaufstelle für solche Fälle. Neu ist nun eine Online-Plattform, auf der Universitätsangehörige sich online und auf Wunsch auch anonym beraten lassen können“, so Helga Stopper. Natürlich können alle auch weiterhin anrufen, E-Mails schreiben oder persönlich zur Kontaktstelle auf dem Campus Nord kommen.

Im Ambiente des Botanischen Garten

Nach den Vorträgen konnten die Besucherinnen und Besucher des Gesundheitstags, der sich erstmals auch an Studierende richtete, auf dem Gelände des Botanischen Gartens an vielen Workshops und Aktivitäten teilnehmen.

„Danke, dass wir mit unserem Gesundheitstag hier ins Grüne abtauchen dürfen“, so Unikanzler Dr. Uwe Klug in seiner Eröffnungsansprache. Sein Dank ging unter anderem an die Leiterin des Botanischen Gartens, Professorin Katharina Markmann, an den Gartenkustos Dr. Gerd Vogg, der nachmittags eine Führung durch den Garten anbot, und nicht zuletzt an das ganze Team des Botanischen Gartens für die tatkräftige Unterstützung. „Genießen Sie neben dem Programm auch unseren Garten, ich wünsche Ihnen einen bereichernden Tag“, so Katharina Markmann in ihrer Ansprache.


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Von Robert Emmerich

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